Dekanat Vorderer Odenwald

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    Barrierefrei reisen

    Am Montag – Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer im Zug: Was tun?

    Michael Luhrenberg/istockphoto.comDie Mutter mit dem großen Rucksack reist mit zwei kleinen Kindern, eines im Kinderwagen. Ob einer der Bahnreisenden ihre Situation bemerkt und Hilfe anbietet?Die Mutter mit dem großen Rucksack reist mit zwei kleinen Kindern, eines im Kinderwagen. Ob einer der Bahnreisenden ihre Situation bemerkt und Hilfe anbietet?

    Eine Treppe, ein hoher Bordstein oder vorbeihetzende Pendler können zur Herausforderung für Menschen werden, die mit einem Kinderwagen, im Rollstuhl oder mit einer Sehbehinderung per Bahn unterwegs sind. Wie können Mitreisende helfen?

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    Eine Mitarbeiterin der Bahnhofsmission führt eine Sehbehinderte zum Zug Carsten Baumann leitet die Bahnhofsmission am Frankfurter Hauptbahnhof Unterschiedliche Höhen und Abstände beim Einstieg (wie hier an einem Regionalzug nach Kassel) sind nicht nur für Rollstuhlfahrer und Blinde ein Problem. Auch ältere Menschen oder Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung haben Schwierigkeiten mit den oftmals schwierigen Schritten hinein in den Zug.

    Mit Kindern, Kinderwagen und Gepäck kann die Zugfahrt für einen allein reisenden Elternteil zum Abenteuer werden. Aber auch Menschen, die auf einen Rollstuhl oder Taststock angewiesen sind, haben beim Ein- und Aussteigen oder mit der Orientierung am Bahnhof zu kämpfen. Doch sie können Kontakt zu den Mitarbeitenden der Bahnhofsmission aufnehmen und um Unterstützung bitten: Sie helfen beim Umsteigen, organisieren bei Bedarf einen Gepäckwagen oder eine Hebebühne und geben Auskunft. Die Bahnhofsmission begleitet Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen, Blinde, Mütter mit Kindern und allein reisende Kinder im Bahnhofsbereich. Im Jahr 2015 hat die Bahnhofsmission Frankfurt am Hauptbahnhof über 12.000 solcher Reisehilfen durchgeführt. 

    Aufmerksame und hilfsbereite Mitreisende fördern Barrierefreiheit

    Der Leiter der Frankfurter Bahnhofsmission Carsten Baumann hat eine weitere Möglichkeit entdeckt, barrierefreies Reisen zu fördern: Respektvolles und hilfsbereites Miteinander unter den Reisenden. Er berichtet: „Ein Mensch, der eingeschränkt ist, ist vor allem in den Rush-Hour-Zeiten im Hauptbahnhof völlig überfordert.“ Es selbst werde am Bahnhof öfter umgerannt und angerempelt. Ihm fällt auf: „Der Blick auf das Handy schränkt das Sichtfeld vieler Menschen ein. Anscheinend nehmen sie deshalb die anderen Reisenden weniger wahr – und wirken rücksichtslos.“ 

    Für Pendler und Reisende hat er deshalb Tipps im Umgang mit beeinträchtigten Menschen zusammengestellt:

    • Aufmerksam unterwegs:
      Seien Sie möglichst achtsam und behalten Sie Ihre Umgebung im Blick. Vielleicht entdecken Sie eine Seniorin, die die Anzeige des Fahrkartenautomaten kaum lesen kann.

    • Mobiltelefone sicher, aber griffbereit verstauen:
      Verstauen Sie Ihr Smartphone gut während des Aus-, Ein- und Umsteigens und beim Durchqueren des Bahnhofs – so ist es auch vor Dieben besser geschützt. Vor allem in Notsituationen haben sich Handys als hilfreich erwiesen. Haben Sie die wichtigsten Notrufnummern gespeichert?

    • Einfühlsam den Kontakt aufnehmen:
      Haben Sie jemanden entdeckt, der möglicherweise Hilfe braucht, hat sich die folgende innere Haltung als hilfreich erwiesen: Sprechen Sie mit dem Hilfesuchenden so, wie Sie es sich selbst in seiner Situation wünschten. Sehen Sie in ihm in erster Linie den Menschen und nicht die Behinderung. Zudem ist von Vorteil, sensibel zu handeln. Abzuraten ist, zu forsch auf den Betreffenden zuzugehen und ihn beispielsweise direkt am Arm zu packen oder ihn in eine bestimmte Richtung zu ziehen.

    • Miteinander sprechen, nach Wünschen fragen:
      Sinnvoll ist, zunächst nach den Wünschen und Bedürfnissen des Hilfesuchenden zu fragen und entsprechend zu reagieren.

    • Innere Barrieren abbauen:
      Manchmal ist es gar nicht notwendig, einem Menschen mit Beeinträchtigungen zu helfen. Vielleicht freut er sich einfach über ein alltägliches Gespräch über das Wetter, das Reiseziel, über Gott und die Welt. Hilfreich für eine entspannte Unterhaltung ist der Gedanke, dass die kleinen und größeren Unterschiede zwischen Menschen etwas Alltägliches, Normales sind.

    Unternehmen und Politik treiben Barrierefreiheit voran

    Mit der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wird die Teilhabe für Menschen mit Behinderung gestärkt - Menschen mit Behinderungen sollen in der Mitte unserer Gesellschaft selbstbestimmt und gleichberechtigt leben können.

    Doch nicht nur der Einzelne ist gefragt, um ein faires Miteinander zu ermöglichen, sondern auch Unternehmen und die Politik. Tatsächlich passt auch die Deutsche Bahn seit Jahren schrittweise ihre Züge und die Infrastruktur an die Bedürfnisse von Familien und Menschen mit Beeinträchtigungen an. Zudem hat im Mai 2016 auch der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir bekannt gegeben, dass 24 kleinere hessische Bahnstationen hinsichtlich der Barrierefreiheit modernisiert werden sollen. An einigen Bahnhöfen werden die Zugänge modernisiert oder Aufzüge errichtet. Vieles davon wurde am Frankfurter Hauptbahnhof bereits umgesetzt. Der Leiter der Frankfurter Bahnhofsmission Carsten Baumann stellt anerkennend fest, dass die meisten Fahrpläne im Frankfurter Hauptbahnhof so angebracht sind, dass sie auch aus dem Rollstuhl heraus lesbar sind.

    Verbesserungsbedarf entdeckt

    Doch Carsten Baumann entdeckt am Frankfurter Hauptbahnhof auch Verbesserungsbedarf: „Der Abstand zwischen den Zügen und dem Bahnsteig ist oft zu breit, ich habe auch schon kaputte oder nicht vorhandene Aufzüge entdeckt.“ Zudem erschwerten unterschiedliche Bodenmaterialien oder unverständliche Beschilderungen die Reise für Menschen mit Beeinträchtigungen. Weiterhin macht er auf die Läden aufmerksam: „Es gibt in vielen Geschäften hohe geschlossene Theken. Das ist für Stehende kein Problem, doch wer im Rollstuhl sitzt, wird dann eventuell vom Kassierer nicht gesehen. Dann kommen andere Kunden vor einem dran.“ Menschen im Rollstuhl hätten dadurch nur die „Bauchnabelsicht“. Doch Baumann ist zuversichtlich: In den letzten Jahren hat er erlebt, wie das Reisen für Menschen mit Beeinträchtigungen zunehmend erleichtert wird.

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