Dekanat Vorderer Odenwald

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    Hoffnung auf Frieden nach dem Gaza-Krieg

    Angehende Pfarrerin aus der EKHN in Jerusalem

    Michael Ries/pixelio.deJerusalemDie Klagemauer in Jerusalem - eine Stadt der Kontraste

    In Israel und im Gaza-Streifen schweigen die Waffen seit Dienstag letzter Woche. Wie die 30-jährige Grit Laux aus Alten-Buseck bei Gießen als angehende Pfarrerin in Jerusalem die gegenwärtige Waffenruhe und den 50-tägigen Gaza-Krieg erlebt hat, berichtet sie im Interview.

    privatPortraitAls angehende Pfarrerin lebt Grit Laux 2014 mitten in Jerusalem

    Im Rahmen ihrer Ausbildung macht sie für ein Jahr ein Spezialpraktikum bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. EKHN-Reporter Sebastian Jakobi sprach mit ihr über Friedenshoffnungen und ihre Erinnerungen an den gewaltsamen Konflikt.

    Mit welchen Gedanken und Gefühlen haben Sie die Nachricht über die Waffenruhe aufgenommen?

    Grit Laux: Mein erster Gedanke war: „Endlich! Aber diesmal bitte für länger!!“ Nicht für mich selbst, aber für alle Menschen, die vom Krieg unmittelbar betroffen waren und sind, habe ich mir schon längst ein Ende herbeigesehnt. Ich hoffe, dass die Ruhe von Dauer ist und jetzt niemand mehr getötet oder verletzt wird.  
    Als wir mit der Freiwilligengruppe am Mittwoch beim Habira-Festival waren, meinte ich, in der großen tanzenden Menge die Erleichterung über diesen Waffenstillstand zu spüren. Es war ein ehrliches Feiern, eine existenzielle Freude, die sich Bahn brach – auch bei mir.

    Welche Auswirkungen hat der neue Waffenstillstand für Ihr Leben, bzw. das Leben Ihrer Mitmenschen in Jerusalem?

    Grit Laux: Der neue Waffenstillstand wird gewiss zur Folge haben, dass die Bewohner Jerusalems einfach wieder entspannter sind. Es macht natürlich einen Unterschied, ob man mit den neuesten Schreckensmeldungen aus Gaza in den Tag startet oder nicht. Zudem waren fast die gesamten israelischen Sommerferien durch den Krieg beeinträchtigt. Ab jetzt können die Menschen - und so beabsichtige es auch ich - hoffentlich wieder sorgloser durch das Land und an die Strände reisen. 

    Kurz nach Ihrer Ankunft in Israel ist der Konflikt eskaliert, was ging da in Ihnen vor?

    Grit Laux: Wir sind am 8. Juli spät nachts gelandet und haben unsere Handys wieder eingeschaltet. In einer Nachricht hat meine ehemalige Lehrpfarrerin aus der Vikariats-Gemeinde geschrieben: 'Wir denken an euch in dieser schwierigen Zeit'. Ich habe mir nur gedacht: `Okay, was ist da los? Wieso schreibt sie das?´
    Wir haben dann direkt im Internet nachgeschaut und von den Raketenangriffen erfahren. Da ist mir das Herz erstmal in die Hose gerutscht. Wir hatten einen Leihwagen bestellt, mit dem wir von Tel Aviv nach Jerusalem fahren wollten. Ich hatte schon Angst, loszufahren. Die Leute am Flughafen waren allerdings locker und sagten: 'Ach eine Rakete in Jerusalem ist ja gar nichts.' Sie leben halt damit.

    Wie haben Sie diese Angriffe erlebt?

    Grit Laux: Beim ersten Mal waren wir draußen auf der Straße auf dem Weg zur Wohnungsbesichtigung, als es einen Raketenalarm gab. Ich konnte diesen Alarm in dem Augenblick nicht zuordnen. Kurze Zeit später haben wir haben dann vier dumpfen Schläge gehört und gespürt. Eine Frau, die wir wenige Meter weiter auf der Straße antrafen, gab uns den Tipp, dass wir beim nächsten Mal zumindest eine Häuserwand aufsuchen sollen, um dort geschützt zu sein. Trotzdem fühle ich mich hier in Jerusalem recht sicher, da es so gut wie nie das Ziel von Raketenangriffen ist.

    Wenn hier in Frankfurt eine Rakete aufschlüge, würde es bestimmt direkt Panik geben. Wie haben die Menschen vor Ort reagiert?

    Grit Laux: Das israelische Abwehrsystem Iron Dome fängt in aller Regel Raketen, die auf bewohnte Gebiete gerichtet sind, zuverlässig ab. Ich erlebe daher die Menschen hier eher entspannt. Es gibt sogar Leute, die bei Raketenalarm nicht die Schutzräume aufsuchen. Prinzipiell ist die Bevölkerung jederzeit auf einen Angriff eingestellt, es gibt hier in nahezu jedem Haus einen solchen Schutzraum. Darüber hinaus gibt es auch konkrete Anweisungen, wie man sich im Fall eines Luftangriffes zu schützen hat - und daran halten sich dann auch die meisten. Aber so etwas wie Panik erlebe ich hier nicht. 

    Wie sahen diese Anweisungen aus? Haben Sie diese befolgt?

    Grit Laux: Ja, ich befolge diese Anweisungen. Das Haus, in dem ich lebe, hat einen Schutzraum. Allerdings ist er nur von der Wohnung unserer Vermieter aus erreichbar. Im Fall eines Raketenangriffes, müssten wir also bei ihnen klingen, um dahin zu kommen - und das könnte unter Umständen zu lange dauern. Unsere Vermieter haben uns deshalb eine Stelle in unserer Wohnung gezeigt, an der wir sicher sind. Beim letzten Alarm haben wir diese auch aufgesucht. Grundsätzlich heißt die Regel: Nicht in Fensternähe aufhalten, nicht zur Straße hin und nicht direkt unter dem Dach. In mehrstöckigen Gebäuden sollte man also in das Treppenhaus in einer mittleren Etage gehen. 

    Wie bleiben sie auf dem neusten Stand, was die Auseinandersetzungen angeht?

    Grit Laux: Wie haben die Warn-App „Red Alert“ auf dem Handy, die uns alle Raketenangriffe auf Israel anzeigt. Außerdem informieren Push-Mitteilungen der großen Zeitungen über die aktuelle politische Lage. 

    Warum haben Sie sich für Israel entschieden?

    Grit Laux: Für mich als Theologin ist Israel natürlich ein ganz wichtiges Land. Hier hat Jesus gelebt und gepredigt. Die ersten Kirchen sind hier entstanden. Ich finde es genau deshalb wichtig, auf diesen Spuren unterwegs zu sein. Und dabei ist auch die kulturelle und politische Situation interessant. Der religiöse und interkulturelle Dialog, der hier stattfindet, ist etwas, worüber ich gerne mehr erfahren möchte. 

    Herzlichen Dank für das Gespräch!

    Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

    [Patrick Wurmbach]

     

     

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