Dekanat Vorderer Odenwald

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    Partnerschaft

    Zu Besuch in Südafrika

    Lina-Marie HeuselDie Delegation im Kleinbus in Südafrika: Uwe Müller und Lina-Marie Heusel, Anthony Botha aus Südafrika, Angelika Fietz, Finja Lehmann, Michael Rosewsky, Andrea Dippon-Meyer (von links nach rechts, von vorne nach hinten).

    Zwei Mal wurde der geplante Besuch einer Delegation aus dem Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald zu den Partnergemeinden der Moravian Church of South Africa coronabedingt verschoben, vom 8. bis 24. November war es dann endlich soweit. Eine sechsköpfige Delegation machte sich auf den Weg nach Kapstadt. Hier sind ihre Eindrücke.

    Bildergalerie

    Ziel der Reise war es, die Partnerschaft zu intensivieren, sie auf eine breitere Basis zu stellen und die jungen Menschen des Dekanats stärker einzubinden. Die sechsköpfige Delegation repräsentierte drei Partnergemeinden, vier Nachbarschaftsräume, die Dekanatssynode, den Dekanatssynodalvorstand und den Partnerschaftsausschuss. Es waren vier Frauen und zwei Männer, davon drei Aktive aus der Kinder- und Jugendarbeit, eine Musik-Expertin und eine Studentin der theologischen Wissenschaften.

    Schon in der Vorbereitung wuchs die Delegation, die sich nur oberflächlich kannte, zu einer Gruppe zusammen, die ihre Aufgaben in Angriff nahm und mit dem Lied „Möge die Straße uns zusammenführen“ einen Gruß aus dem kalten Deutschland in das frühsommerliche Südafrika mitnahm.

    Nach einem sehr herzlichen Willkommen am Flughafen durch Anthony Botha und Chrislyn Edson, die Koordinationspersonen auf südafrikanischer Seite, begann direkt unser Programm, das wir im Detail erst seit vier Tagen kannten, mit einer fast einstündigen Fahrt durch die Stadt nach Mitchells Plain, einer der Gemeinden der Partnerschaft.

    Erste Annäherungen

    Ein reich gedeckter Tisch erwartete uns dort und die ersten Annäherungen ergaben sich.  Das Delegationsprogramm und die Gastfamilien für den ersten Zeitraum wurden bekannt gemacht. Wir besuchten in den 14 Tagen insgesamt 14 Gemeinden der Partnerschaft, vier Gemeinden anderer Distrikte (Wupperthal, Clanwilliam, Genadendal und Elim) und vier Kindergärten (Hout Bay, Mannenberg, Hanover Park und Langa). Die Besuche in den Kindergärten hinterließen so bewegende Eindrücke, dass die Delegation spontan entschied, die 1000 Euro, die uns für Kinder- und Jugendarbeit freigegeben waren, paritätisch auf diese Einrichtungen, die teilweise direkt in den Kirchsälen untergebracht waren, zu verteilen. Dank einer unkomplizierten Verwaltungsbürokratie ist das Geld auch noch vor Weihnachten bei den Begünstigten angekommen.

    Neben den Gemeinden gehörten zum offiziellen Programm ein Gespräch mit dem Provincial Board und dem District Board, sodass für alle Delegationsreisenden die Möglichkeit bestand, sich ein umfassendes Bild von der Situation der Partnergemeinden und der Struktur der MCSA zu machen.

    Ergänzt wurde das offizielle Programm durch Besuche in Wupperthal (circa 400 Kilometer nördlich von Kapstadt) und Genadendal (etwa 200 Kilometer östlich von Kapstadt), den Seilbahnaufstieg auf den 1000 Meter hohen Tafelberg, einen Stadtspaziergang an der Waterfront und in der City. Weitere individuelle Besuchsprogramme mit den gastgebenden Familien bereicherten diese Reise für alle Teilnehmenden der Delegation.

    Kurzvideos auf Instagram
    Schon während der Reise wurde von den beiden jungen Frauen der Delegation mittels Kurzvideos im Instagram dargestellt, wo wir uns befanden und welche Erfahrungen wir machten. Diese können über den Instagram-Account des Dekanats unter „vordererodenwald.ev“ abgerufen werden. Es ist im Weiteren die Erstellung eines Tagebuches mit Informationen und Kontakten zu den einzelnen Gemeinden geplant, ein Kochbuch mit Rezepten der uns dargebotenen Speisen, sowie neben den bereits etablierten „Bible-Studies“ ein weiteres Internet-Forum für den Austausch zu anderen Themen. Es wird weiterhin direkt mit der Vorbereitung der Reise südafrikanischer Musiker, die auf 2025 verschoben wurde, begonnen.

    Sollten Sie als Nachbarschaftsraum oder Kirchengemeinde Interesse an einer Veranstaltung zum Thema Partnerschaft mit den Gemeinden der MCSA haben, melden Sie sich bitte bei Uwe Müller, E-Mail: umuell@gmx.net.      Uwe Müller, für die Delegation und den Partnerschaftsausschuss


    Andrea Dippon-Meyer aus Reichelsheim schildert ihre Eindrücke so:

    Gut zweieinhalb Wochen, nachdem unsere sechsköpfige Delegation wieder sicher in Frankfurt gelandet ist, gehen meine Gedanken oft zu der für mich sehr besondere Reise zurück. Ich fühle große Dankbarkeit, vor allem für die Erfahrung einer großen Gastfreundschaft durch die privaten Gastgeber und die Gemeinden.

    Unsere Sechsergruppe war immer paarweise bei verschiedenen Gemeindemitgliedern der Moravians untergebracht, und es gehörte wohl auch zum Plan, dass unsere Gastgeber aus sehr verschiedenen Stadtteilen und sozialen Milieus stammten. Dementsprechend standen auch die Häuser in Luxusgegenden wie Muizenberg, sehr gemischten Stadtteilen wie zum Beispiel Bridgetown bis hin zu bescheidenen Unterkünften in ärmeren Stadtteilen. So bekamen wir zumindest eine kleine Ahnung davon, wie groß auch innerhalb der Gemeinden die sozialen Unterschiede der Mitglieder sind. Alle unsere Gastgeber waren äußerst großzügig und haben alles getan, um unseren Aufenthalt zu einem Erlebnis werden zulassen, bei dem auch Sightseeing- Höhepunkte nicht zu kurz kamen.

    Wie kann man es sonst erklären, dass Moravians, die mehrheitlich erklärte Gegner des Alkohol-Konsums sind, uns zuliebe zur gemeinsamen Weinprobe gefahren sind?

    In den ersten Tagen nach unserer Ankunft standen täglich ein bis zwei Gemeindebesuche auf dem Programm. Das war ein sehr enger Takt und hat außer immer neuen Vorstellungsrunden und netten Unterhaltungen nicht so tiefe Eindrücke hinterlassen wie die Gespräche, die wir in Ruhe mit unseren jeweiligen, sehr verschiedenen Gastgebern führen konnten.

    Jugendliche und junge Erwachsene fehlen

    Unsere Gesprächskontakte fanden überwiegend mit Menschen der Generation 50+ statt. Auch in den Gemeinden des Districts Capetown South sind Jugendliche und junge Erwachsene inzwischen Mangelware. Auch unsere Gastgeber klagen, dass sie die meisten Konfirmierten nicht mehr wiedersehen, außer evtuell zur Hochzeit und zur Kindstaufe. Dagegen sind die Brassbands immer noch anziehend für musikalisch interessierte Jugendliche und in Mitchells Plain trifft sich regelmäßig eine große Jugendgruppe. Gerade in den Townships findet die Sunday School großen Zulauf und die Mitarbeiterinnen identifizieren sich sehr mit ihrer Aufgabe. Manche sind schon vierzig Jahre dabei!

    Ein besonderer Höhepunkt war für mich die Fahrt nach Wupperthal in den Cedermountains. Schon die Anreise war ein kleines Abenteuer, da die letzten anderthalb Stunden der Fahrt über Schotterstraßen führte. Wir fragten uns: Was hat vor über zweihundert Jahren einen Missionar dazu getrieben, sich in diesem einsamen Landstrich niederzulassen? Die Antwort fanden wir, als wir endlich im Dorf ankamen: Ein lebhafter kleiner Fluss schlängelte sich durch das Tal. Auch in Wupperthal wurden wir mit offenen Armen empfangen. Wir bekamen Erfrischungen, trafen uns zu den Mahlzeiten in der „Stubb“, die Brassband spielte für uns und die Kinder führten einen rituellen Tanz im Straßenstaub auf. An Orten wie Wupperthal konnten die Moravians ihre Identität noch sehr stark bewahren, was sich zum Beispiel in der immer noch einheitlichen Architektur der Häuser ausdrückt, die nach dem verheerenden Brand 2018 nach und nach in der alten Tradition wieder aufgebaut werden.

    Intensive Momente
    Die Abenddämmerung tauchte die nahen schroffen Berge in ein weiches Licht und am späten Abend schauten wir auf zum Firmament, wo unfassbar viele Sterne glänzten. Das waren intensive Momente! Die Dunkelheit der Landschaft ohne Zivilisationslichter wurde noch verstärkt durch das „Laod Shedding“, das verordnete Strom-Abschalten für jeweils zwei Stunden täglich.

    Am nächsten Morgen bekamen wir noch eine Einführung in die Rooibos-Produktion. In Wupperthal wird der Tee unter Demeter-Standards geerntet, bearbeitet und weiter vermarktet. Außerdem gibt es eine Kosmetik-Produktlinie auf Basis von Rooibus – beides vielversprechendes Projekte! Auch in die Schuhfabrik, die eher eine Schuh-Manufaktur ist, erhielten wir Einblicke.

    Alltag und Glaube sind stark miteinander verflochten
    Der Besuch in Elim in der darauffolgenden Woche hat mich gleichermaßen beeindruckt. Seit über 60 Jahren besteht Elim Home. Mit diesem Werk wird den Schwächsten der Gesellschaft, mehrfach behinderten Kindern, ein Leben in Geborgenheit, Liebe und mit Therapie ermöglicht. Der abendliche Vortrag von Lucinda Cunningham verdeutlichte, wie um die eh schon knappen Finanzmittel immer wieder gekämpft und gerungen werden muss, damit die Arbeit weitergehen kann und die Mitarbeiter bezahlt werden können. Trotzdem wirkte Lucinda voller Hoffnung und Zuversicht, getragen von einem großen Gottvertrauen. Alltag und Glaube sind bei den Moravians, denen wir begegnet sind, sehr stark  miteinander verflochten. Jede offizielle Begegnung beginnt mit dem Lesen der Tageslosung und einem kurzen freien Gebet. Diese Praxis gibt ihnen vielleicht die Gelassenheit, die vielen Alltagsschwierigkeiten in ihrem Leben anzunehmen, wie etwa die materielle Situation, das große Thema Sicherheit, die hohe Arbeitslosigkeit gerade unter jungen Menschen und das Versagen des Staates auf vielen Ebenen.

    In den Gemeinden haben wir eine große Solidarität unter den Mitgliedern erlebt. Die Kommunikation zwischen farbigen und schwarzen Gemeinden hat dagegen noch deutlich Luft nach oben.

    Partnerschaft ist lohnend
    Wir sind nach Südafrika geflogen mit der Frage, wie wir unsere Partnerschaft neu beleben und in Zukunft gestalten können. Unsere Lebenszusammenhänge sind sehr verschieden. Ich finde es lohnend, wenn wir uns in persönlichen Beziehungen aufeinander einlassen und am Austausch festhalten.

    Partnerschaft macht Sinn, denn es tut gut, uns selber und unsere Gemeinden mal durch die Brille von anderen Menschen zu sehen. In jedem von uns sechs Delegierten hat die Reise bleibende Spuren hinterlassen – auf ganz unterschiedliche Weise.

    Und ich finde es wichtig, dass beide Seiten wissen, dass wir im Gebet füreinander da sind im Sinne eines informierten Betens, wie es zum Beispiel bei den Weltgebetstagen der Frauen praktiziert wird.

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