Dekanat Vorderer Odenwald

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    Brexit

    „Wir drücken alle heftig die Daumen für Europa“

    Georg AmannDeutscher Gottesdienst in der Christuskirche Knightsbridge, LondonDeutscher Gottesdienst in der Christuskirche Knightsbridge, London

    Die Deutsche Evangelische Gemeinde in London beobachtet die Volksabstimmung über den Brexit mit Sorge. Fassungslos sind viele Gemeindemitglieder, wie das diskussionsfreudige Großbritannien in Populismus verfällt. Social-Media-Pfarrer Hans Genthe hat mit Georg Amann, dem Gemeindepfarrer, gesprochen.

    Foto privat/EKHNGeorg Amann ist Pfarrer der Deutschen Evangelischen Gemeinde in LondonGeorg Amann ist Pfarrer der Deutschen Evangelischen Gemeinde in London

    Herr Amann, Sie sind EKD-Auslandspfarrer in London. Wie groß ist Ihre Gemeinde?

    Georg Amann: Tatsächlich betreue ich  - zusammen mit einer jungen Kollegin - drei Gemeinden, eine in London West, eine Gemeinde im Südwesten der Stadt und die deutsche Gemeinde in Oxford. 500 Mitglieder klingt für deutsche Ohren wenig, aber anders als in Deutschland hat sich jedes Gemeindemitglied persönlich angemeldet und bezahlt einen Beitrag, dessen Höhe jeder selbst einschätzt. Davon bezahlen wir alles, auch das Gehalt des Pfarrers. Ehrenamtliche Arbeit ist sehr wichtig, denn wir können uns keinen Küster und keine Hausmeister leisten. Da für die meisten der Weg in die Gemeinde sehr weit ist, bis zu anderthalb Stunden, sind die  Gemeindeglieder auch nach den Gottesdiensten oft noch lange beisammen, bei Kaffee und Kuchen vom deutschen Bäcker. 

    Auch in Deutschland wird viel über einen drohenden Brexit gesprochen.  Insbesondere in der Bankenstadt Frankfurt. Wie erleben Sie die Diskussion um das Für und Wider in Ihrer Gemeinde? 

    Ammann: Die meisten Gemeindemitglieder sind Deutsche, die für kurze oder längere Zeit hier leben. Manche haben britische Partner und sind mit dem Land sehr verbunden. Darüber, wie die Diskussion um den Brexit geführt wird, sind die meisten fassungslos. Sie haben überwiegend eine internationale Berufssituation und sind pro-europäisch eingestellt. Einige haben sich in der Remain-Bewegung engagiert. Nur wenige in der Gemeinde haben neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft angenommen und können mit abstimmen.

    Welche Hoffnungen und welche Befürchtungen sprechen die Menschen in Ihrer Gemeinde aus?

    Amann: Viele blicken tatsächlich sorgenvoll auf den Donnerstag. Sie empfinden den Ruf nach dem Brexit als sehr widersprüchlich. Einerseits sind die ausländischen Arbeitskräfte, die Großbritannien dringend braucht, hochwillkommen, und andererseits sorgt man sich um die Zuwanderung. Viele Briten sehen einfach nicht, was aus der EU ins Königreich zurückfließt.  Wir hören in der Gemeinde die Sorgen unserer britischen Freunde und Nachbarn, sind aber auch erstaunt, dass in einem Land mit einer so langen und qualifizierten  Debattentradition ein so populistischer Schlagabtausch stattfindet. 

    Wie beurteilen Sie ganz persönlich die Diskussion um den Brexit?

    Amann: Ich meine, dass man eine so komplizierte und folgenreiche Frage wie den Austritt aus der EU nicht per Volksabstimmung, mit einem einfachen Ja oder Nein, entscheiden kann. Großbritannien hat in der EU stets für starke Debatten gesorgt und Europa damit herausgefordert und bereichert. Jetzt entscheidet das Volk über eine Frage von größter Tragweite. Wir drücken alle heftig die Daumen für Europa. Es wird spannend – aber ich habe schon mal eine Flasche Sekt für Donnerstagabend kaltgestellt.

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