Dekanat Vorderer Odenwald

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Vorderer Odenwald zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

    AngeboteÜbersicht
    Menümobile menu

    Menschen, die Mut machen

    Mutmacher: Vom obdachlosen Alkoholiker zum Chef der Gießener Tafel (mit Video)

    Felix KästnerErich Gelzenleuchter leitet die Tafel in Gießen

    Erich Gelzenleuchter weiß, wie es sich anfühlt, ganz unten zu sein: Wegen seiner Alkoholsucht war er Jahre lang obdachlos, verliert dadurch in einem kalten Winter fast seine Füße. All das hat Gelzenleuchter hinter sich gelassen. Jetzt ist er Chef der Gießener Tafel. Seine unglaubliche Geschichte macht anderen Menschen Mut fürs Leben.

    Auf den ersten Blick ist Erich Gelzenleuchter ein ganz normaler Mann: Brille, kurze Haare, Ende 50. Er ist Fuhrpark- und Logistikleiter bei der Gießener Tafel. Er hat einen Job, der ihm Spaß macht, mit netten Kollegen. Er ist zufrieden mit seinem Leben. Doch Erich Gelzenleuchter hat keine einfache Vergangenheit, mehr als einmal war er am Abgrund. Heute ist er Mutmacher für andere - ganz praktisch bei seiner Arbeit für die Gießener Tafel und als Vorbild: andere können und sollen von ihm lernen. Er schenkt Menschen Mut fürs Leben.

    Die gesamte Serie Mutmacher auf einen Blick

    In den Siebzigern geht Gelzenleuchter als junger Mann zur Bundeswehr, wird im Anschluss Fernfahrer. Dann kommt der Alkohol ins Spiel, ein Teufelskreis beginnt: Durch das Trinken verliert Gelzenleuchter seinen Job. Irgendwann kann er sich seine Wohnung nicht mehr leisten - Schuld ist seine Sucht, sagt er: "Wenn das Geld für den Alkohol draufgeht, kann ich keine Miete zahlen". Erich Gelzenleuchter wird obdachlos, "ab dann ging es steil bergab", sagt er heute. Er rutscht immer weiter ab, ihm ist alles egal.

    Durch das Trinken verliert Gelzenleuchter fast seine Füße

    Die Obdachlosigkeit hätte Erich Gelzenleuchter beinahe zum Krüppel gemacht: In einem besonders kalten Winter kommt er ins Krankenhaus, seine Füße sind fast erfroren. Eine Amputation kann gerade noch vermieden werden. An diesem Punkt wird Erich Gelzenleuchter klar: So kann es nicht weitergehen. Er gesteht sich endlich ein: "Ich bin schuld an meiner Sucht, und nur ich selbst kann das ändern." Gelzenleuchter macht eine Entgiftungskur und sucht Hilfe bei der Suchtberatung vom Diakonischen Werk Gießen. Seit November 1991 ist Gelzenleuchter trocken, hat seitdem keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. Langsam bekommt er sein Leben wieder in den Griff, heiratet seine damalige Partnerin und beginnt wieder, als Fernfahrer zu arbeiten. Doch die Beiden sehen sich zu selten, seine Frau betrügt ihn - die Ehe zerbricht. Aus Frust fängt Gelzenleuchter an, unkontrolliert zu essen, eine Art „Ersatzsucht“, wie er es nennt, mit dem Trinken hat er schließlich aufgehört.

    Als seine Frau ihn verlässt, nimmt Gelzenleuchter zu

    Am 6. August 2009 wird Erich Gelzenleuchter 50 Jahre alt – nach Feiern ist ihm weiß Gott nicht zumute. Er ist einsam, arbeitslos und wiegt über 200 Kilo. An diesem Tag beschließt er zum zweiten Mal in seinem Leben: So kann es nicht weitergehen. Er fängt an, Sport zu treiben und seine Ernährung umzustellen. Damit er nicht nur daheim herumsitzt, fängt er an, ehrenamtlich bei der Gießener Tafel als Fahrer zu arbeiten. Die Arbeit dort macht ihm Spaß, sie zeigt ihm, dass sein Leben wieder einen Sinn hat. Auch Holger Claes, Leiter des Diakonischen Werks Gießen, dem auch die Gießener Tafel angehört, merkt schnell, wie gut Gelzenleuchter arbeitet. Claes kennt ihn von früher aus der Suchthilfe und weiß um seine Vergangenheit; er ist schwer beeindruckt. Innerhalb kurzer Zeit arbeitet sich Gelzenleuchter vom ehrenamtlichen Helfer zum Chef der Tafel hoch.

    Vertrauenswürdiger Ansprechpartner

    Doch im Grunde ist Gelzenleuchter mehr als nur der Betriebsleiter, er ist auch eine Art Betreuer. Viele Menschen kennen seine Vorgeschichte und seine Erfahrungen, suchen gerade deshalb Rat bei ihm, sprechen über private Probleme. Die Leute vertrauen Gelzenleuchter, sie schätzen seine Ehrlichkeit. Er selbst sagt: "Ich gebe hier einen Teil dessen, was ich erfahren habe, an die Gesellschaft zurück." Er steht zu dem, was er erlebt und getan hat: „Ich bin in meinem Leben oft auf die Schnauze gefallen. Aber ich bin immer wieder aufgestanden.“ Gelzenleuchter weiß, dass er mit seiner Geschichte anderen Menschen Mut machen und helfen kann: „Ich habe es geschafft, den Teufelskreis zu durchbrechen. Wenn ich mit  dieser Erfahrung anderen helfen kann, hat mein Leben und das, was ich erlebt habe, einen Sinn gehabt." Erich Gelzenleuchter hat eine Mission: Er macht anderen Menschen Mut.

    Sie kennen jemanden, der unsere Auszeichnung „Mutmacher“ verdient? Schlagen Sie Ihren Mutmacher hier vor:
    Mail an mutmacher@ev-medienhaus.de 

    Diese Seite:Download PDFDrucken

    to top