Denkanstoß
Überwinde das Böse mit Gutem
Dekanat Vorderer Odenwald
05.04.2022
sru
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Wissen, was gut und was böse ist: Laut einer biblischen Schöpfungsgeschichte (1. Mose 3) ist es dieses Wissen, das Menschen Gott gleich macht und das zugleich eine paradoxe Wirkung entfaltet. Mit diesem Wissen sind die Menschen aus dem Paradies entlassen. Sie sind Sterblichkeit und Gewalt ausgesetzt und von nun an für sich selbst verantwortlich. Dem Brudermord von Kain an Abel folgen viele weitere Gewalttaten und Bosheiten bis heute. Die Bibel ist voll von Klagen darüber. Und gleichzeitig ist sie auch voller Ermutigung und Vertrauen, dass Menschen das Böse mit Gutem überwinden können. Aber wie?
Was lässt sich Krieg und Gewalt entgegensetzen? Aktuell stellt sich diese bedrängende Frage durch Putins erschreckenden Angriffskrieg in der Ukraine. Angesichts der Bilder von schutzlosen Menschen und der Möglichkeiten zur Vernichtung überkommen viele Menschen starke Gefühle wie Angst, Trauer, Ohnmacht oder Wut. Gefühle können treibende Kräfte sein, die in Bewegung setzen und uns etwas tun lassen. Und alleine das ist schon gut. Das Schlimmste wäre, gefühllos zu werden oder sich lähmen zu lassen.
Hier können wir von den Menschen in der Ukraine lernen. Sie kapitulieren nicht vor der Gewalt. Sie leisten Widerstand mit den militärischen und zivilen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen. Viele versuchen mit bloßen Händen die russischen Panzer aufzuhalten, sie demonstrieren und fordern ihre verhafteten Bürgermeister zurück, sie entfernen Straßenschilder, knüpfen Tarnnetze und unterstützen sich gegenseitig. Auch die, die geflüchtet sind, zeigen ihre Solidarität auf vielfältige Weise. Und das ist gut.
Alle können ihre Solidarität zeigen und etwas tun, um das Böse mit Gutem zu überwinden, auch hier: Geflüchtete aufnehmen, humanitäre Hilfe leisten, spenden, Sanktionen unterstützen. Ganz viele tun das schon, die Bereitschaft ist unheimlich hoch, und das ist gut. Wir können auch politisch aktiv werden und Fragen stellen: An wen will Deutschland in Zukunft Waffen liefern, mit wem Geschäfte machen? Wem soll Wirtschaft dienen? Wie lässt sich das gemeinsame Gut schützen? Solche Fragen zu stellen und gemeinsam nach Antworten zu suchen ist gut. „Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römerbrief 12,21)
Margit Binz, Pfarrerin für Ökumene im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald
Mail: Margit.Binz@ekhn.de
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