Sprache
Sprachpanscher-Preis: Kritik an Anglizismen in evangelischen Kirchen
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25.08.2017
epd
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Der Verein Deutsche Sprache hat evangelische Kirchen zum „Sprachpanscher des Jahres 2017“ gekürt. Mehr als 2.100 Vereinsmitglieder hätten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf den ersten Platz gewählt, teilte der Verein am Freitag in Dortmund mit. Im Jahr des Reformationsjubiläums monierte der Verein einen zu laxen Umgang mit der deutschen Sprache und eine gehäufte Verwendung englischer Begriffe. Die EKD erklärte, sie nehme die Wahl „mit lutherischer Gelassenheit und Standhaftigkeit zur Kenntnis“.
„Segen erleben - Moments of Blessing“
Der Verein beanstandete etwa sogenannte „godspots“, mit denen in vielen evangelischen Kirchen kostenloses W-Lan angeboten werde. Auch das Programm mit dem Motto „Segen erleben - Moments of Blessing“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg und die dort präsentierte interaktive Installation „BlessU-2“ stießen auf den Unmut der Sprachpuristen. Die Sprachpanscherei sei eine Verhöhnung Luthers, der für seine Bibelübersetzung oft wochenlang nach deutschen Wörtern gesucht habe, erklärte der Verein.
Die EKD verwies auf einen Sendbrief Martin Luthers von 1530, in dem der Reformator schrieb: „jch wil nicht wehren, das sie verdeutschen was sie wöllen, ich wil aber auch verdeutschen, nicht wie sie wöllen, sonder wie ich wil“. Wer das nicht habe wolle, „der las mirs stehen, und halt seine meisterschafft bey sich.“ Zudem könne die EKD auch retro panschen, erklärte die EKD auf ihrer Facebookseite. Zurück zu Luther laute die Devise der neuen Luther-Bibel 2017.
Weitere Kandidaten: CDU-Generalsekretär Tauber und Fluggesellschaft Air Berlin
Ebenfalls viele Stimmen für den „Sprachpanscher“ erhielten die Kampagne von Lann Hornscheidt für die Geschlechtsneutralisierung der deutschen Sprache sowie CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Tauber sei bei den Sprachfreunden mit seiner „#cnight“ im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin aufgefallen sowie mit „Innovation-Pitch“ und „Working-Spaces“ zu Themen wie „Bildung reloaded“ oder „eSports“. Weitere Kandidaten waren die inzwischen insolvente Fluggesellschaft Air Berlin und der Landeswahlleiter.
Der Verein Deutsche Sprache setzt sich eigenen Angaben nach für die Förderung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache ein und hat nach eigenen Angaben mehr als 36.000 Mitglieder. Er zeichnet seit 1998 jährlich den „Sprachpanscher des Jahres“ aus. Dieser Negativpreis ging bislang unter anderem an die ehemaligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn und Johannes Ludewig, den Modedesigner Wolfgang Joop sowie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU).
Schon 2013 gehörte die EKHN zu den fünf Kandidaten für die Auszeichnung als „Sprachpanscher“. Die Landeskirche sei nominiert worden, weil sie zu Weihnachten an ihre 1,7 Millionen Mitglieder einen Brief mit einer Girlande mit der Aufschrift „Merry Birthday!“ verschickt habe, erklärte der Verein Deutsche Sprache.
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