Dekanat Vorderer Odenwald

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    Soziales

    Sozialbestattungen: Ein Engel für den Weg in die Ewigkeit

    kzenon/istockphoto.com

    Ein Mainzer Theologe kümmert sich ehrenamtlich um würdevolle Sozialbestattungen.

    Manchmal steht Winfried Späth ganz allein neben dem Friedhofsmitarbeiter, der die Urne in den Händen hält. Manchmal weiß er über die Verstorbenen nichts außer deren Namen und ihren Geburts- und Sterbedaten. Manchmal wundert er sich noch immer, wie viel Einsamkeit es in der Welt gibt. Dabei darf nach Späths fester Überzeugung auf dem letzten Weg niemand alleine sein. Zumindest nicht auf dem Waldfriedhof von Mainz. Seit Jahren begleitet der 65-Jährige ehrenamtlich Sozialbestattungen von Menschen, die keiner Kirche angehörten und deshalb ohne Beteiligung eines Pfarrers beerdigt werden.

    Winfried Späth ist selbst katholischer Theologe, der aber heiratete und sich nicht zum Priester weihen ließ. Stattdessen arbeitete er bis zum Ruhestand vorwiegend in sozialen Einrichtungen von Kirche und Caritas. In dem mittlerweile geschlossenen Begegnungstreff „Senfkorn“ lernte er viele psychisch kranke und alkoholabhängige Menschen kennen, immer wieder sprachen ihn Besucher an, ob er nicht eine Trauerfeier gestalten könne.

    Keine Freunde und Familie = würdelose Bestattung? 

    Anderenorts im Rhein-Main-Gebiet hatte Winfried Späth selbst schon erlebt, dass solche Bestattungen oft sehr würdelose Formen annehmen: Er war dabei, wie 15 Urnen im Schnelltempo nebeneinander vergraben wurden. Nur die Namen seien kurz aufgerufen worden - für den Fall, dass noch Trauernde vor Ort anwesend waren.

    Wenn ein Mensch stirbt, der keiner Konfession angehört, hat er auch keinen Anspruch auf ein christliches Begräbnis. Längst hat sich daher in Deutschland ein Markt für freiberufliche Trauerredner etabliert. Wenn jedoch Angehörige für die Beerdigung nicht zahlen können oder überhaupt keine Hinterbliebenen mehr auffindbar sind, muss stattdessen die Kommune einspringen. „Das muss dann möglichst günstig ablaufen“, berichtet Alexander Helbach, Sprecher des Vereins für Trauerkultur „Aeternitas“ mit Sitz in Königswinter. In der Praxis gehe das so weit, dass die Verstorbenen manchmal fernab des Heimatortes bestattet werden, wenn dort ein Krematorium günstigere Tarife biete.

    Rituale zur Beerdigung sind wichtig

    In Mainz ruft die Friedhofsverwaltung mittlerweile selbst bei Winfried Späth an. Der ehrenamtliche Trauerredner legt sich dann passende Texte zurecht und packt seine Panflöte ein, mit der er den Abschied am Grab musikalisch begleitet. „Zur Beerdigung komme ich im schwarzen Anzug, und wenn Angehörige da sind, frage ich, ob ein Gebet gesprochen werden soll“, berichtet er. Oft trägt er Texte zum Thema Sterben und Abschied vor, zum Beispiel von Hermann Hesse oder Jewgeni Jewtuschenko oder das Märchen des Kinderbuchautors Janosch vom Hirten und dem Tod. Rituale am Grab wie der Erdwurf zum Abschied seien in jedem Fall wichtig.

    Wenn die Verstorbenen noch irgendwelche Bezugspersonen hatten, führt Späth zur Vorbereitung ein Trauergespräch ähnlich wie ein Pfarrer. Manchmal erkundigten sich Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeheimen nach dem Beerdigungsterminen ihrer früheren Patienten. Wenn dann jemand aus dem Kreis der Verwandten, Nachbarn oder Arbeitskollegen eine Trauerrede halten wolle, trete er sofort in die zweite Reihe zurück und beschränke sich auf das Flötenspiel, sagt der Theologe. In der Regel komme aber zu den von ihm betreuten Begräbnissen, wenn überhaupt, nur eine kleine Trauergemeinde.

    Einsamkeit der Menschen in der Gesellschaft zeigt sich im Tod

    Manche der Verstorbenen hatten zuvor schon Wochen tot in ihrer Wohnung gelegen, bis Nachbarn auf den Geruch aufmerksam wurden. Oft bleibe die Lebensgeschichte der Toten ihm deshalb verschlossen. Trotzdem versucht Winfried Späth, den Abschied „in Würde vor dem Lebenswerk“ dieses Menschen zu vollziehen. Am Grab wünscht er schließlich jedem „einen Engel, der dich in die Ewigkeit hinübergenommen hat“.

    Der Verein „Aeternitas“ appelliert unterdessen an die Kirchen, sich als Institution stärker bei Bestattungen von Ausgetretenen zu engagieren. Dies wäre ein „Akt der Barmherzigkeit“, meint Vereinssprecher Helbach - auch bei Menschen, die zu Lebzeiten der Kirche den Rücken zugekehrt hätten.

    Wunsch nach kirchlicher Bestattung 

    Volker Rahn, Pressesprecher der EKHN betont: „Einer kirchlichen Bestattung von Menschen, die keiner christlichen Kirche angehörten, steht grundsätzlich nichts im Weg.“ Die neue Lebensordnung der hessen-nassauischen Kirche aus dem Jahr 2013 mache Mut dazu, auch Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit evangelisch zu bestatten. Vor allem für die nächsten Angehörigen spreche aus seelsorglichen Gründen vieles dafür. 

    Dennoch sei das Thema sensibel: „Es wäre zum Beispiel gerade ein Akt der Würdelosigkeit, jemanden evangelisch zu bestatten, wenn er sich zeitlebens dagegen ausgesprochen hat“, so Rahn. „Wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin sich aus guten Gründen dafür entscheidet, dann aber bitte auch in voller Montur“, so der Pressesprecher. Die Amtstracht, der Talar,  gehöre dann auch dazu. Er betont: „Ordinierte Theologen sind keine Grabredner mit Honorarauftrag.“ Aber wenn es eine kirchliche Bestattung gebe, dann auch mit Glockengeläut. 

    Die Lebensordnung der EKHN definiert: 
    Die kirchliche Bestattung von Verstorbenen, die keiner christlichen Kirche angehörten, ist in Ausnahmefällen möglich, wenn evangelische Angehörige den Wunsch nach einer kirchlichen Bestattung äußern und wichtige seelsorgliche Gründe dafür sprechen. 
    Zur Lebensordnung auf kirchenrecht-ekhn.de

    Mehr Infos zur Bestattung auf EKHN.de (mit Broschüre zur Sozialbestattung)

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