Dekanat Vorderer Odenwald

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    Corona & Kulturleben

    Hilfe für Kulturschaffende: Gespräch mit Ministerin Angela Dorn

    Hessisches Ministerium für Wissenschaft und KunstHessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Andrea DornHessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Andrea Dorn

    Die Veranstaltungsbranche sorgt sich, dass viele ihrer Angebote durch die Corona-Krise vor dem Aus stehen. Die Umsatzeinbrüche sind enorm. Anlässlich der Aktion „Night of Light“ macht Hessens Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn auf Unterstützungs-Programme aufmerksam.

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    Jugendkulturkirche sankt peter Stadtjugendpfarramt Wiesbaden Evangelische Akademie Leuchtendes Logo sankt peter Kirchturm

    Die Teilnehmenden der Aktion „Night of Light“ haben sich solidarisch gezeigt mit den Menschen, die in der Veranstaltungsbranche arbeiten. Sichtbares Zeichen dafür waren mehr als 8 000 Gebäude in Deutschland, die am 22. Juni in rotes Licht getaucht wurden. Tom Koperek initiierte die Aktion und geht davon aus, dass die Branche weitere 100 Tage in dieser Form nicht überstehen werde. Denn Konzerte, Messen, Volksfeste und Firmenfeiern können nicht bzw. nur in sehr komprimierter Form stattfinden. Die Selbstständigen haben somit keine Einnahmen. Angela Dorn, die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, stellte sich der Kritik der Künstlerinnen und Künstler und hat auch während der Kundgebung am Montag gesprochen. Im Interview gegenüber ekhn.de sagte sie: "Die Corona-Pandemie hat den Veranstaltungs- und Kulturbereich hart getroffen, das ist mir schmerzlich bewusst." Deshalb unterstütze Hessen seit Beginn der Pandemie seine Kulturlandschaft mit einer Vielzahl von Programmen. (Wortlaut des Interviews siehe unten.)

    Herausforderungen mit staatlichen Hilfsprogrammen

    Frank Wistuba ist seit sechs Jahren u.a. technischer Leiter der Jugendkulturkirche Sankt Peter in der Frankfurter Innenstadt und arbeitet als Selbstständiger für die Veranstaltungsfirma Public Address in Mainz. Mitte Februar hatten sich schon erste Absagen angekündigt. „Ich dachte anfangs, dass es nur vereinzelte Veranstaltungen betreffen würde“, erklärt der Veranstaltungstechniker. „Aber wie sich ja rausgestellt hat, ist das Problem umfassender und langwieriger“. Die Umsatzverluste seien gravierend. Das Problem: Die Finanzhilfen der Bundesregierung helfen momentan nur die Betriebskosten auszugleichen, d.h. Gewerbemieten oder Kredite für Betriebsräume. Die Soforthilfe greift aber nicht für die privaten Lebenshaltungskosten wie etwa Miete der eigenen Wohnung, eigene Krankenversicherungsbeiträge oder Altersvorsorge. „Ein Freund von mir hatte versucht den aktuell vereinfachten Hartz 4 Antrag zu stellen. Der wurde aber leider abgelehnt“, erklärt der Kollege Oliver Dimde von der Veranstaltungsfirma Palast Promotion, der auch für das Sankt Peter arbeitet. 

    Tipp der Ministerin: Arbeitsstipendien von je 2.000 Euro beantragen

    Ministerin Dorn macht auf ein spezielle Programm aufmerksam: "Unsere Arbeitsstipendien zum Beispiel können alle in der Künstlersozialkasse versicherten selbstständigen Kulturschaffenden mit Wohnsitz in Hessen sehr einfach mit wenigen Zeilen bei der Kulturstiftung beantragen - wie unbürokratisch diese Unterstützung vergeben wird, könnte sich ruhig noch weiter herumsprechen." Hessen unterstützt freie Künstlerinnen und Künstler mit Arbeitsstipendien von je 2.000 Euro. Das soll ihnen ermöglichen, neue Projekte für den allmählichen Übergang aus der Pandemie-Zeit zu erarbeiten. Aber die Wissenschafts- und Kunstministerin geht auch davon aus: "Es wird nie möglich sein, alle Verluste aus Steuergeld zu ersetzen." (Weitere Programme: siehe Kasten unten)

    Mit der Ungewissheit umgehen

    Aufträge für Livestream gäbe es zwar in letzter Zeit erklärt Veranstaltungs-Fachmann Oliver Dimde, aber die Umsätze halten sich in Grenzen. „Frustrierend ist vor allem, wenn wir mit Auftraggebern über mögliche Veranstaltungen sprechen. Wir investieren Zeit, verdienen aber noch kein Geld und zudem ist noch ungewiss ist, ob die Veranstaltung im September oder Oktober stattfinden kann“, erläutert Oliver Dimde. Dennoch sind Oliver und Frank froh, dass sie mit der „Aktion Night of Light“ auf die schwierige Lage der Branche aufmerksam machen können. „Als der Geschäftsführer von Sankt Peter, Eberhard Klein, uns gefragt hat, waren wir sofort dabei. Normalerweise nervt einen irgendwann das Kisten schleppen, Kabel legen und Lampen aufbauen. Aber nach mehreren Monaten wieder seinen Job zu machen, hat wirklich Spaß gemacht“, sind sich beide sicher. 

    Evangelische Einrichtungen zeigen sich solidarisch mit ihren Partnern aus der Veranstaltungsbranche

    Auch die evangelische Akademie am Frankfurter Römer zeigt sich solidarisch. Der gläserne Tagungssaal leuchtete am Montagabend in tiefem Rot. Viele Veranstaltungen fallen auch hier aus oder werden als Online-Variante angeboten. „Wir haben massive Umsatzeinbrüche“, erzählt Markus Schmid, Geschäftsführer der Evangelischen Akademie. „Unsere Partner, die Caterer und Veranstaltungstechniker, sind jedoch noch stärker betroffen. Das rote Licht soll auch zeigen, dass wir uns freuen, wenn wir wieder mit unseren Partnern durchstarten können“.  In Wiesbaden hat sich zudem das Stadtjugendpfarramt der Night of Light angeschlossen. „Wir besitzen zwar eigene Technik und Mitarbeiter. Für einige Veranstaltungen, insbesondere das Konfi-Camp, das jährlich mit 700 bis 800 Teilnehmern stattfindet, geht es nicht ohne kompetente Partner aus der Veranstaltungsbranche“, berichtet Marco Lasser vom Stadtjugendpfarramt Wiesbaden. Dieses Jahr kann das Konfi Camp unter den Bedingungen nicht durchgeführt werden. Marco Lasser und das Stadtjugendpfarramt planen aber schon für 2021. 

    Unterstützungs-Programme für Kulturschaffende

    Auf Rückfrage verweist das Hessische Ministerium auf die Unterstützungs-Angebote von Bund und Ländern für Kulturschaffende, Künstlerinnen und Künstler:

    Interview mit Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn

    Laut dem Organisator soll die Branche kurz vor dem Ende stehen. So wurde u.a. bemängelt, dass die mangelnde finanzielle Unterstützung eine Zumutung sei. Dabei bietet u.a. das Land Hessen zahlreiche Programme wie die Arbeitsstipendien, Hilfe für Kulturfestivals ... Wie erklären Sie sich die kritischen Töne aus der Branche?

    Angela Dorn: Die Corona-Pandemie hat den Veranstaltungs- und Kulturbereich hart getroffen, das ist mir schmerzlich bewusst; deshalb habe ich bei der Kundgebung am Montag auch gesprochen. Schon in normalen Zeiten wird unser reichhaltiges kulturelles Angebot nicht zuletzt durch den engagierten Einsatz von Menschen ermöglicht, die sich ihre Existenz mühevoll durch selbstständige Arbeit und oftmals mehrere Jobs verdienen müssen. Hessen unterstützt deshalb seit Beginn der Pandemie seine Kulturlandschaft mit einer Vielzahl von Programmen. Wir haben uns zunächst angestrengt, mit Soforthilfen schnell auf die unmittelbaren Herausforderungen zu reagieren. Im Anschluss daran haben wir ein Programm entworfen, das auf die sich mit der Zeit wandelnden Herausforderungen der Pandemie reagiert und mit einfachen, aufeinander aufbauenden Maßnahmen die Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen unterstützt. Damit helfen wir jenen, die derzeit nur noch geringe oder keine Einnahmen haben - aber dass es ihnen nicht alle Sorgen nimmt, verstehe ich gut. 

    Welchen Eindruck haben Sie: Wie werden die Hilfsprogramme des Landes Hessen im Kultur-Bereich angenommen?

    Angela Dorn: Ich stehe im Austausch mit den Verbänden und vielen Künstlerinnen und Künstlern, und wir haben für unser Programm sehr positive Rückmeldungen erhalten; das war in der Presse auch nachzulesen. Unsere Arbeitsstipendien zum Beispiel können alle in der Künstlersozialkasse versicherten selbstständigen Kulturschaffenden mit Wohnsitz in Hessen sehr einfach mit wenigen Zeilen bei der Kulturstiftung beantragen - wie unbürokratisch diese Unterstützung vergeben wird, könnte sich ruhig noch weiter herumsprechen. 

    Durch die Abstandsregeln ist die Anzahl von Teilnehmenden / Zuschauern bei Konzerten und Aufführungen stark reduziert. Viele Veranstalter klagen, dass sich deshalb ihr Angebot nicht rechne. Können die Programme des Staates überhaupt ausreichen, um die Verluste aufzufangen? 

    Angela Dorn: Es wird nie möglich sein, alle Verluste aus Steuergeld zu ersetzen. Es muss vielmehr darum gehen, Not zu lindern und  existenzbedrohliche Situationen zu vermeiden. Wir setzen in unserem Programm "Hessen kulturell neu eröffnen" besonders darauf, die Kulturschaffenden bei der Anpassung an die Gegebenheiten zu unterstützen, etwa durch bauliche Maßnahmen oder neue, kreative Formate. 

    Welche anderen Optionen sehen Sie?

    Angela Dorn: Es ist klar, dass die Herausforderung durch die Pandemie Anstrengungen auf allen politischen Ebenen erfordert. Deshalb arbeite ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in den anderen Ländern daran, auch auf Bundesebene noch weitere Hilfen möglich zu machen. Und weil wir uns bewusst sind, dass die Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie für die Kulturschaffenden Schwierigkeiten mit sich bringen, überprüft die hessische Landesregierung fortlaufend mögliche Lockerungen.

    Weitere News zur Corona-Krise

    [Kathleen Retzar, RH]

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