Dekanat Vorderer Odenwald

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    Leuchtturm Energiewende

    Schleichende Gefahr nach der Atomkatastrophe

    Ken OshidoriBild: Mensch nimmt Radioaktivität in Körper aufDer Künstler Ken Oshidori verarbeitet die Folgen der Atomkatastrophe von Fukushima, indem er Figuren aus Draht formt. Bereits der Reaktorunfall von Tschernobyl hat gezeigt, dass radioaktives Jod das Risiko erhöht, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken

    Die Atomkatastrophe von Fukushima jährt sich am 11. März zum vierten Mal. Um auf die Folgen hinzuweisen und neue, lebensdienliche Wege zu diskutieren, treffen sich Journalisten, Experten und Theologen aus Asien und Europa im Taunus.

    „Die Befürchtungen von Journalisten und Aktivisten, die sich gegen Atomkraft in Japan einsetzen, bewegen mich sehr. Viele haben Angst davor, die Informationen zu veröffentlichen, die sie vor Ort gesehen und selbst gemessen haben. Sie fühlen sich kontrolliert und beobachtet“, so der Eindruck von Wolfgang Buff, Referent für Friedensbildung in der EKHN. Der Anlass für seine Einschätzung war die Auftaktpressekonferenz zur Tagung „Die Energiewende: vom Atomausstieg zu erneuerbarer Energie – Was können religiöse Gruppen beitragen?“ am 2. März 2015 in Frankfurt am Main. Teilnehmende aus Japan, Korea, Taiwan, Frankreich, den USA und Deutschland werden auf der internationalen Tagung vom 3. bis 6. März in Schmitten-Arnoldshain erörtern, was Kirchen und andere religiöse Gruppen weltweit zum Atomausstieg zum Schutz des Klimas beitragen können.

    Gesundheitliche Folgen bei Kindern

    Auf der Veranstaltung finden Journalistinnen und Journalisten wie Oshidori Mako Gehör. Sie berichtet: „Bei 117 Kindern aus der verstrahlten Region wurde mittlerweile Schilddrüsenkrebs diagnostiziert.“ Das untermauern die Aussagen von Alexander Rosen von „Ärzte gegen Atomkrieg“. In einem Interview mit der Deutschen Welle Anfang des Jahres erklärte er: „Anhand der neuen Zahlen sehen wir, dass sich in den letzten zwei Jahren bei einer großen Zahl von Kindern neue Knoten, Zysten und Krebserkrankungen gebildet haben.“  
    Nach Frankfurt ist auch ein Einwohner des stark verstrahlten Ortes Iidate Mura der Provinz Fukushima gekommen. Takumi Aizawa ist Mitarbeiter in der Schulverwaltung des Ortes und er macht deutlich: „Wir befürchten, dass sich bei den Kindern viele gesundheitliche Schäden erst in Zukunft zeigen werden.“ Auch Alexander Rosen bestätigt, dass Erkrankungen nach einer Atomkatastrophe noch 40 Jahre später auftreten können.

    Kritische Berichterstattung wird in Japan behindert

    Die japanische Journalistin berichtet aber auch über die Schwierigkeiten, ihre Recherchen zu publizieren. So habe das Umweltministerium die Veröffentlichung ihres Artikels verhindert,  der über die Gesundheitsprobleme von Kindern informieren wollte. Die Begründung war, dass der Bericht nicht korrekt sei. In einem anderen Fall habe der Lobby-Verband der Stromkonzerne in Japan „Denjiren“ Druck auf die Monatszeitschrift ausgeübt, in der Oshidori Mako einen kritischen Artikel veröffentlichen wollte. Es hieß, dass der Text nur dann erscheinen dürfe, wenn gleichzeitig drei Artikel publiziert werden, die Atomenergie  befürworten. Sie berichtete weiter: „Ich erhalte kaum mehr relevante Informationen von Wissenschaftlern und Beamten aus den staatlichen Ministerien, seitdem das Gesetz zum Schutz besonderer Staatsgeheimnisse im Dezember 2013 verabschiedet wurde.“ Zudem habe ihr ein Wissenschaftler im Rahmen der OECD/NEA-Tagung (Organisatin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung / Nuclear Energy Agency) im Jahr 2012 erklärt: „Der Zweck der Tagung ist, ein positives Bild zu zeigen, wie die japanische Bevölkerung die Atomkatastrophe aufgenommen hat, damit man in Asien weitere Atomkraftwerke bauen kann.“ Über die Reaktivierung der japanischen Nuklarindustrie informierte bereits „Süddeutsche-Online“. Danach werde erwartet, dass in diesem Frühjahr zwei Reaktoren in der Provinz Kagoshima neu gestartet werden können.  

    Energiewende als Leuchtturm 

    Dennoch besteht Hoffnung, wie Detlev Knoche, Leiter des Zentrums Ökumene der EKHN, in seiner Begrüßung am folgenden Tag in Arnoldshain/Schmitten verdeutlicht: „Viele Menschen in allen Kontinenten schauen nun gespannt nach Deutschland“, wie ein wagemutiges Unternehmen wie die Energiewende gelingen könne. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima hatte die Bundesregierung beschlossen, bis zum Jahr 2022 alle Kernkraftwerke abzuschalten und die Energiewende voranzutreiben.  Doch Friedensexperte Wolfgang Buff vertritt die Auffassung, dass dieses Ziel nicht automatisch erreicht wird: „Mein Eindruck ist, dass der Ausbau alternativer Energie schleppend vorangeht. Da müssen sich die Aktivisten noch einiges ausdenken.“  Ein Weg, der Zuversicht und Kraft, aber auch Orientierung erfordert. Und hier sind die Religionen gefragt. „ Die Religionen fühlen sich verantwortlich für den Schutz der Menschen und ihrer Lebensumwelt. Spannend ist, welche Schlussfolgerungen getroffen werden, um sich gegenseitig zu stärken“, so Wolfgang Buff. Die EKHN hat bereits begonnen, ein nachhaltiges Klimakonzept umzusetzen. So wurden beispielsweise bereits über 85 Photovoltaik-Anlagen auf kirchlichen Dächern installiert, Gebäude werden energetisch saniert und gebaut, Kirchengemeinden werden angeregt, am Umweltmanagmentsystem „Grüner Hahn“ teilzunehmen. 

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