Ausflugstipp: Herberge am Lutherweg
Schäfchen zählen im Schäferwagen
Stender
11.05.2018
ast
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„Hast du schon gebucht?“ fragte eine von vielen begeisterten Besucherinnen und Besuchern ihre Begleitung auf dem Eröffnungsfest der der neuen Schäferwagen-Herberge in Nonnenroth im Mai 2018. Die Schäferwagen-Anlage liegt direkt am Lutherweg 1521 - damit lädt sie dazu ein, demnächst eine Pilgertour zu planen. Bei Marlies Schmied, Verwaltungsfachkraft im Dekanat Hungen, laufen die Buchungsanfragen für die Übernachtungen zusammen. „Die Wochenenden sind schon ganz gut gebucht“, berichtet sie. „An den Wochentagen könnte es noch etwas mehr werden.“
Passen hervorragend: Einfaches Leben und angemessener Komfort
Der Blick auf die Anlage lässt vermuten, dass sich dieser Wunsch erfüllen wird: Sechs hölzernen, gut isolierten Schäferwagen sind mit jeweils drei Betten ausgestattet. Auf der Website versprechen die Betreiber, dass der Gast mehr als "Schäfchen zählen", also eine angenehme Übernachtung erwarten kann: Und so verfügen die Wagen jeweils über eine Infrarotheizung, einen Tisch und ein paar Hocker. Im Servicehaus befinden sich Küche, Waschmaschine, Duschen und Toiletten. Gruppen können die Grillhütte auf dem Gelände mieten. Wer sich nicht selbst versorgen will, findet im benachbarten Dorfgemeinschaftshaus ein Restaurant mit guter, preiswerter Küche.
Mit viel ehrenamtlichem Engagement umgesetzt
Vielleicht werden Erich Butteron und Reiner Weisbecker ja die Möglichkeit nutzen und unter der Woche das Leben im Schäferwagen ausprobieren. Beide haben viele hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit in das Gemeinschaftsprojekt von Kirchengemeinde, Kommune und Dekanat gesteckt. Dafür haben sie jetzt einige Gratisnächte auf dem idyllischen Gelände unter Obstbäumen geschenkt bekommen, das an einigen Stellen noch auf die vorgesehene Begrünung wartet. Pfarrer Hartmut Lemp und Bürgermeister Wengorsch waren des Lobes voll für die vielen Nonnenröther – und auch Villinger – die während der rund zwei Jahren Bauzeit insgesamt 4000 Stunden ihrer Freizeit geopfert haben. Umgerechnet in 30.000 Euro bilden die ehrenamtlichen Leistungen den Beitrag der Kirchengemeinde an den Kosten der Anlage. An der Gesamtsumme von 270.000 Euro beteiligt sich der Verein GießenerLand mit 160.000 Euro aus dem Leader-Programm der Europäischen Union; der Rest kommt von der Stadt Hungen.
Die hessische Europaministerin Lucia Puttrich zeigte sich sicher, dass der Beitrag aus dem Leaderprogramm bei der Schäferwagen richtig investiert seien. Mit der Anlage stehe nun „ein Stück Europa in Nonnenroth“.
Landrätin Anita Schneider lobte den Gemeinsinn, ohne den das Projekt wohl nicht gelungen wäre. Sie erinnerte aber auch daran, dass dieser Gemeinsinn auch für den Betrieb der sechs Wagen am Nonnenröther Sportplatz nötig sei. Ulrike Stiehl vom Amt für den Ländlichen Raum, das während der Bauzeit als Ansprechpartner fungierte, lobte die Ruhe und Naturnähe, die die Gäste hier genießen könnten.
Festliche Eröffnung
Diese Ruhe war während des Eröffnungsfests allerdings nur zu ahnen. Am leisesten dürften noch die Schafe gewesen sein, die der Hungener Stadtschäfer zur Freude der Kinder nach Nonnenroth gebracht hatte. Musik, Gottesdienst, Gespräche bei Schafswürstchen, Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken prägten das fröhliche Fest unter Obstbäumen. Etwa 30 Gäste machten sich um die Mittagszeit auf den zweistündigen Pilgerweg mit dem Grünberger Dekan Norbert Heide – die Schäferwagen stehen direkt am Lutherweg 1521.
Hat bereits Luther in Nonnenroth übernachtet?
Mit Luther haben die Nonnenröther ihre ganz eigene Geschichte. Sie sind sicher, dass er auf dem Weg nach Worms in Nonnenroth übernachtet hat und stehen damit in Konkurrenz zu Lich. Die Gestalter des Lutherwegs haben sehr diplomatisch auf diesen „Streit“ reagiert und dem Lutherweg einen Rundweg gegönnt – so führt er auf der Ostspange an Nonnenroth und auf der Westpange an Lich vorbei. Das ergibt für Pilger und Radler einen rund 40 Kilometer langen Rundweg.
Mit einem Business-Plan und Organisationstalent zum Ziel
Die Hungener Dekanin Barbara Alt hatte den Betreibern der Schäferwagen-Herberge das offizielle Schild und die Urkunde als Pilgerunterkunft mitgebracht und lobte das Engagement von Doris Wirkner, Inhaberin der Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung und Bildung in der AG der evangelischen Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg. Wirkner hatte nicht nur den für die Leader-Förderung notwendigen Business-Plan geschrieben, sondern auch das Projekt während der gesamten Planungs- und Bauzeit begleitet.
[ast/red mdhs]
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