Reformationstag
Premiere für die neuen Glocken
Michael Fornoff
Die neuen Glocken wurden mit einem Kran in den Glockenstuhl gehoben.
23.10.2025
sru
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Schon länger war klar, dass es mit den rund 100 Jahre alten Eisenglocken nicht mehr allzu lange gut gehen würde. So gründete sich 2019 ein Glockenförderverein unter Vorsitz von Jürgen Günster und sammelte fleißig Geld für die neuen Bronzeglocken. Im Mai wurden die neuen Glocken bei der traditionsreichen Firma Rincker gegossen – ein Bus aus Groß-Zimmern war dorthin gefahren und die Teilnehmenden verfolgten live, wie die 1115 Grad heiße Bronze in die aufwändig gefertigten Lehmformen floss. Die Glocken mussten dann erst einmal auskühlen und nachbearbeitet werden. Mitte September wurden die alten Glocken mit einem Kran aus dem Glockenstuhl gehoben und in den Kirchgarten gestellt, wo sie auch bleiben werden. Vor dem Erntedankgottesdienst am 5. Oktober brachte ein großer Transporter die neuen Glocken nach Groß-Zimmern, wo sie erst einmal in der Kirche aufgereiht wurden. Am 7. Oktober dann das große Ereignis: Die neuen Glocken wurden bei laufenden Fernsehkameras mit einem Kran in 26 Metern Höhe in den Glockenstuhl gehoben.
Zuvor war auf den alten Glockenstuhl der nur auf die drei Stahlglocken ausgerichtet war, nochmal ein kleinerer Glockenstuhl obenauf gesetzt worden. Die Schallläden mussten ebenfalls nachgebessert werden, sie sind diese Woche fertig geworden. Das Gerüst wird in den nächsten Tagen abgebaut.
Die neuen Glocken sind nicht nur ein Ausrufezeichen der Kirche, sie verändern auch das Klangbild in Groß-Zimmern für die nächsten Jahrhunderte. „Sie müssen mit den katholischen Glocken harmonieren“, sagt Jürgen Günster. Deshalb gab es Schwingungsmessungen und eine Abstimmung mit der katholischen Kirche inklusive Glockenturmbesuch. Der Orgel- und Glockensachverständige der EKHN, Thomas Wilhelm, begleitete den Prozess von Anfang an und hat auch die Stimmung der neuen Glocken vorgeschlagen.
Künstlerische Gestaltung
Alle sechs Glocken wurden künstlerisch gestaltet und mit einem Bibelzitat oder einem Psalmvers sowie gestalterischen Ornamenten wie etwa der Lutherrose, Friedenstauben, Schmetterlingen, betenden oder segnenden Händen und dem Umlaufband „Ev. Kirchengemeinde Groß-Zimmern 2025“ versehen. Über die Gestaltung der Glocken hat sich die Kirchengemeinde viele Gedanken gemacht und die Künstlerin Carmen Stahlschmidt beauftragt. Die größte Glocke ist die Reformationsglocke. Sie trägt die Inschrift „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ und ist mit einer Lutherrose versehen. Sie wiegt eine Tonne und hat einen Durchmesser von 1,15 Meter. Die weiteren Glocken sind die Auferstehungsglocke, die Friedensglocke, die Vaterunserglocke, die Segensglocke und die Ökumeneglocke. Letztere ist die kleinste Glocke mit 150 Kilogramm Gewicht und einem Durchmesser von 60 Zentimetern; sie trägt die Aufschrift „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“.
Die Gesamtkosten schätzt Pfarrer Michael Fornoff auf rund 450.000 Euro. Er will mit den neuen Glocken ein positives Signal setzen: „Man braucht auch Projekte, die im Veränderungsprozess der Kirche zeigen: Wir geben nicht alles auf und sind nur noch Totengräber.“ Der Zeitpunkt könnte nicht günstiger sein, schließlich feiert die evangelische Kirche in Groß-Zimmer in diesem Jahr ihren 550. Geburtstag. Und der Reformationstag gilt als Geburtstag der evangelischen Kirche. „So schließt sich für mich der Kreis“, sagt Pfarrer Michael Fornoff.
Zum Reformationsgottesdienst mit Propst Stephan Arras und Dekan Joachim Meyer am 31. Oktober, 19 Uhr, werden alles sechs neuen Bronzeglocken zum ersten Mal erklingen – und dann erst wieder an Weihnachten, da alle sechs Glocken den Hochfesten vorbehalten sind.
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