Kirchenjubiläum
Offen für Mensch und Tier
Manfred Rantzsch
Die evangelische Kirche in Hering feiert 125. Geburtstag.
22.10.2025
sru
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Jeden Morgen schließt Birgit Ebert die evangelische Kirche in Hering auf, stellt das Schild „Kersch is uff“ an die Straße und holt es am Abend wieder rein. Als Küsterin kümmert sie sich darum, dass die Kirche offen und in und um die Kirche herum immer alles sauber und in Ordnung ist. „Die Kirche liegt mir am Herzen“, sagt Birgit Ebert, und man spürt die Verbundenheit. Sie sei ein „Schmuckstück“. Gerade jetzt, da sie so schön renoviert ist. Zur Feier des Jubiläums wurde die Kirche fein gemacht und nach der Turmsanierung im vergangenen Jahr noch einmal eingerüstet, damit der Ortgang renoviert werden konnte. Drinnen wurden der Holzfußboden und die Kirchenbänke überabeitet, es gab einen neuen Teppich und die Wände wurden gestrichen. Manfred Rantzsch vom Kirchenvorstand hat die Arbeiten begleitet und beaufsichtigt.
Am 8. November 1900 wurde die Heringer Kirche, die im neo-romanischen Stil an der Odenwaldstraße erbaut ist, eingeweiht. Die Geschichte einer Kirche auf dem Hering geht indes sehr viel weiter zurück: Noch zum Kloster Fulda gehörend, besaßen Hering und Hassenroth das 1322 unterhalb der Veste Otzberg erbaute Kirchlein, das durch Brand zerstört wurde. Im Jahre 1390 erwarb Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz das Otzberger Land vom Kloster Fulda. Die zerstörte Kirche wurde 1480 neu errichtet. So hat es Philipp Dörr in seiner Denkschrift zum 100. Kirchengeburtstag recherchiert. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche 1556 lutherisch, dann durch die Glaubensänderungen der nachfolgenden Herrscher reformiert, dann wieder lutherisch und blieb ab 1649 bis heute reformierten Glaubens. 1772 wurde die Kirche zur Simultankirche und als solche von beiden Konfessionen genutzt. Nach Errichtung der neuen Kirche wurde die alte Kirche am 1. Dezember 1900 der „Katholischen Kirchengemeinde Hering“ geschenkt, so schreibt es Philipp Dörr in der Denkschrift. Viele Menschen aus Hering und Hassenroth haben seitdem dort geheiratet, wurden getauft, konfirmiert oder saßen trauernd in den Bänken. Die Hassenröther erhielten 1967 eine eigene Kirche, aber Hering wird immer die „Mutterkirche“ bleiben.
Enge Verbindung zur Kirche
„Ich bin groß geworden in der Kirche“, sagt Sabine Kuhn, die ebenso wie Stefan Weiß seit 1991 dem Kirchenvorstand angehört. In den Krippenspielen, in denen über viele Jahre Erwachsene mitspielten, hatte sie alle Rollen – vom Engel bis zum König. In einer Zeit, in der es im Ort nicht viel gab und die Menschen weniger mobil waren, besuchte sie die Kinderstunde. Später spielte sie im Flötenquartett und sang im Kirchenchor, was sie auch heute noch tut.
„Die Kirche gehört zum Dorf und ist sehr ortsbildprägend“, sagt Sabine Kuhn. Dass sie auch gerne von Auswärtigen besucht wird, davon zeugen die vielen Einträge im Gästebuch. In den vergangenen Jahren hat sich viel getan. Seit Ende 2020 ist die Kirche eine mediale Lichterkirche. Das heißt, Besucherinnen und Besucher können per Touchscreen Musik auswählen, Andachten oder Bibeltexte und die Kirche so beleuchten, wie es zu ihrer Stimmung passt. In der Advents- und Weihnachtszeit schmückt eine Krippe mit lebensgroßen Figuren aus Holz den Kirchgarten. 2023 wurde die Kirche, die am Radfernweg R4 liegt, außerdem „Radwegekirche“. Radlerinnen und Radler können ihre E-Bikes an der Akkuladestation links vom Eingang aufladen oder die Reifen aufpumpen und derweil in der Licht- und Medienkirche verschnaufen oder die Veste Otzberg erkunden. Im vorigen Jahr war die Kirche für mehrere Monate gesperrt: Der Turm war einsturzgefährdet und musste saniert werden.
Indes, das Gotteshaus ist nicht nur ein Magnet für die Menschen: Eine Zeitlang schlüpften zwei Katzen aus der Nachbarschaft hinein, sobald die Kirchentür offen stand, berichtet Birgit Ebert. Als ihre eigene Katze Minka und Schäferhündin Runa noch jünger waren, wurde die Küsterin oft von ihnen begleitet, und die Drei sorgten auf dem Weg zur Kirche für so manches Lächeln im Ort.
Anlässlich des 125. Kirchengeburtstags wird am Sonntag, 2. November, 10.30 Uhr, ein Jubiläumsgottesdienst mit Pfarrerin Karin Schmid und Dekan Joachim Meyer in der Heringer Kirche gefeiert.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken





