Dekanat Vorderer Odenwald

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    Neue Lösungsmöglichkeiten

    Männer-Beratung: Mut zur Schwäche macht stark

    istockphoto / YuriNachdenklicher MannMänner leiden auf ihre eigene Art und Weise, doch Hilfe ist möglich

    Mitten im Umzugsstress macht die Freundin Schluss, am neuen Wohnort gibt es noch keinen neuen Freundeskreis und die Ansprüche am Arbeitsplatz wachsen. Auch für Männer kann es dick kommen. Doch um professionelle Beratung machen viele erst einmal einen großen Bogen.

    Die Hürde ist hoch, bis es ein Mann wagt, beratende oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So liegt der Männeranteil unter den Klienten im regionalen Diakonischen Werk Vogelsberg bei 30 Prozent. „Als Männer sind wir gewohnt, stark zu sein und ohne fremde Hilfe auszukommen. Wir empfinden es erst einmal als Schwäche, mit einem Therapeuten Kontakt aufzunehmen.“ Sozialtherapeut Fred Weissing von der evangelischen Männerberatung weiß, was viele Männer bewegt. Als Männerberater hat er die Erfahrung gemacht: „Sobald ein Mann hier ankommt und erlebt, dass ihm niemand den Kopf abreißt, ist die erste Tür geöffnet. Zudem ist er sehr erleichtert, wenn er bemerkt, dass wir ihm nicht vorschreiben, wie er sein Leben führen soll.“

    Mut zu Beratung und Therapie

    Stattdessen gehe es darum, die eigene persönliche Situation besser zu verstehen, sie zu erklären und mit ihr besser umzugehen. Nach 20-jähriger Berufserfahrung in der Männerberatung hat Weissing die Erkenntnis gewonnen: „Es würde uns Männern gut tun, mehr über uns mit anderen zu reden.“ Das hat auch Stephan R.* erfahren. Drei Jahre lang hat es gedauert, bis er den Mut fand, in der Abteilung „Psychotherapie und Psychosomatik“ der christlich geprägten Klinik Hohe Mark in Oberursel Hilfe anzunehmen. Heute ahnt der Leiter der Personalabteilung einer großen Firma: „Wenn man sich früher helfen lassen würde, müsste es vielleicht gar nicht so weit kommen.“ Der Personal-Chef hatte am Ende seiner Osterferien bemerkt: Er kann sich nicht mehr entspannen, nicht mehr schlafen. Kurz nachdem er wieder in der Firma anfing, bemerkte er: „Da war keine Power mehr.“ Doch als die Ärztin ihm eine mehrmonatige Krankschreibung und einen Klinikaufenthalt vorschlug, dachte er: „Das ist doch ein Witz, ich bin doch nicht irre.“

    Umwege und Ausweichmanöver 

    Die Leistungsgesellschaft verlange, mobil, flexibel und belastbar zu sein, so Männerberater Fred Weissing. Um diese Anforderungen sowie Schicksalsschläge und Folgen von schwierigen, geprägten Verhaltensmustern zu bewältigen, könne der Freundeskreis nur bedingt helfen. Denn: „Männer halten nach außen hin oft die Fassade aufrecht. Wie es dahinter aussieht, bekommen nur ganz wenige mit“, erklärt Fred Weissing. Auch das Verdrängen von Problemen beispielsweise mit Hilfe eines guten Tropfens hält der evangelische Sozialtherapeut für keine gute Idee. Weissing stellt fest: „Es bringt nichts, vor etwas wegzulaufen, weil es einen immer wieder einholt.“ Doch falls sich Männer entschlossen haben, professionelle Hilfe aufzusuchen – was haben sie im Gepäck?

    Herausforderungen, mit denen Männer kämpfen

    • Sie stellen fest, dass sie in einer angespannten Situation immer wieder überreagieren; die Beratung eröffnet den Betroffenen alternative Reaktionsmuster.
    • Sie haben Beziehungsprobleme in der Partnerschaft; oft suchen Männer die Beratung auf, weil ihre Ehefrauen mit Trennung drohen.
    • Sie haben gerade die Trennung von ihrer Lebensgefährtin hinter sich.
    • Sie haben Probleme bei der Berufsfindung.
    • Mehrere ihre Lebensumstände ändern sich innerhalb kurzer Zeit, z.B.: Start in einen neuen Job in einer anderen Stadt, zusätzliche Leistungsanforderungen, Trennung von der Lebensgefährtin, Probleme mit der Ursprungsfamilie, etc.
    • Sie fühlen sich überfordert und erschöpft, was in eine anbahnende Depression münden kann – landläufig als „Burnout“ bezeichnet.

    Neue Schritte zu mehr Lebensqualität

    Falls ein Mann bemerkt, dass gerade etwas nicht stimmt, hat Männerberater Weissing einen Erste-Hilfe-Tipp parat: „Ehrlich zu sich selbst sein. Und: Es tut gut, Gefühle rauszulassen, das erleichtert. Wenn man bei einem vertrauten Kumpel eine Schwäche zugeben darf, entlastet das auch.“  Stephan R. hat sich während seines Aufenthaltes in der Klinik Hohe Mark damit auseinander gesetzt, langfristige Lösungen anzugehen. Ihm ist klar: „Ich muss etwas ändern. Wenn man dazu nicht bereit ist, kann man es lassen.“ Er hat entdeckt, dass ihn sein eigener hoher Anspruch an sich selbst geschadet hat: „Mein hohes Verantwortungsgefühl und meine perfektionistische Einstellung haben dazu geführt, dass ich nicht kürzer treten konnte.“ Er hat erfahren, dass diese Einstellung ihre Wurzeln in seiner Kindheit hatte. Der Personal-Chef ist froh um die Hilfe, die er in der Klinik erhält. „Ich hätte es alleine nicht geschafft, mir das alles bewusst zu machen“, erklärt er. Jetzt sieht er die Chance, bestimmte Dinge auf den Prüfstand zu stellen. Er erzählt: „Ich weiß jetzt, wo ich etwas in die Wege leiten kann, das habe ich mit meiner Frau auch schon besprochen.“ Doch er will sich auch bei diesem Prozess nicht mehr unter Druck setzen. „Wenn sich Dinge über lange Jahre eingeprägt haben, ändert man das nicht von heute auf morgen.“

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    * Name von der Redaktion geändert

    [RD/TW]

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