Dekanat Vorderer Odenwald

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Vorderer Odenwald zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

    AngeboteÜbersicht
    Menümobile menu

    Tagungszentrum

    Zukunft des Klosters Höchst

    Thomas Ott/EKHNDer stille Hof des Klosters. Links (und auf dem Bild nicht zu sehen) befindet sich die evangelische Kirche, in dem Gebäude rechts die Aula. Früher war hier das Hospital.

    +++ AKTUALISIERT +++ Nach mehr als zweieinhalbstündiger, intensiver Debatte hat die Landessynode der EKHN sich am Samstagvormittag (27. April) mehrheitlich für die Verpachtung des Klosters Höchst ab 1. Januar 2025 und nicht für einen Verkauf ausgesprochen. Zugleich soll geprüft werden, ob das Kloster in das Eigentum der Zentralen Pfarreivermögensverwaltung (ZPV) der EKHN übertragen werden soll.

    Bildergalerie

    Hier geht es zum aktuellen Artikel über das Kloster Höchst auf ekhn.de

    Der Höchster Kirchberg ist ein besonderer Ort, leicht erhöht inmitten des Ortes, und vermutlich schon in fränkischer und römischer Zeit besiedelt. So hat es der frühere Breuberger Pfarrer Thomas Geibel recherchiert. Urkundlich erwähnt wurde das Kloster erstmals im Jahr 1244. Wahrscheinlich besteht es schon viel länger und wurde um 1200 vom Kloster Fulda aus gegründet, das „in den Jahren zuvor zur Absicherung seiner Gebiete im nördlichen Odenwald die nahe gelegene Burg Breuberg errichtet hat“, so Pfarrer Geibel. Die Burg wurde zum Mittelpunkt der Herrschaft Breuberg, das Kloster Höchst entwickelte sich zum geistlichen Zentrum des Odenwaldes. Über Jahrzehnte leben hier Klosterfrauen nach den Regeln des heiligen Augustinus. Sie widmen sich dem Gebet und der Krankenpflege, zugleich war das Kloster auch ein landwirtschaftlicher Betrieb. Wo heute die Aula ist, war früher ein Hospitalsaal. Am „Armentor“ bekamen Hungernde Speise. Bis 1506 lebten hier Augustinerinnen; danach wird das Kloster Höchst von Fulda aus mit Benediktinerinnen neu besetzt.

    Ort mit Geschichte
    Von 1537 bis 1542 zieht die Reformation in der Herrschaft Breuberg ein, die mittlerweile von den Grafen von Wertheim regiert wird. Nach dem Tod ihres Mannes führt Gräfinwitwe Barbara von Wertheim die Geschäfte für ihren noch nicht volljährigen Sohn Michael. Trotz Reformation bleibt die Klosterkirche mit einem katholischen Pfarrer besetzt – bis zum Tod der letzten noch verbliebenen Klosterfrau Anna Gans von Otzberg, die 1567 stirbt. Das Kloster wird aufgelöst, der Besitz dient weiterhin zur Unterhaltung von Kirchen, Schulen und diakonischem Wirken in den umliegenden Gemeinden (Höchster Klosterfonds). Heute erinnern die Namen der Tagungsräume an die Geschichte des Klosters und die Akteure. Die alte Klosterkirche wird bis auf den Turm abgerissen. Die neu gebaute Kirche, die Teil des Klosterensembles ist, wurde 1568 vollendet und ist deutschlandweit eine der ersten bewusst evangelisch gebauten Gemeindekirchen nach der Reformation.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg werden Teile des Klosters zum Jugendheim und Ort für Jugendfreizeiten. Die EKHN übernimmt das Kloster, renoviert und erweitert es. Am 16. Juni 1962 wird das Evangelische Jugendzentrum Kloster Höchst eingeweiht – prägend für Generationen von jungen Leuten. Insbesondere in den 1980er Jahren wird das Kloster zum Ort friedenspolitischer Arbeit. 2003/2004 modernisiert die EKHN das Kloster für knapp fünf Millionen Euro. Das Tagungshaus Kloster Höchst ist entstanden und wird am 3. Juli 2004 mit einem Festgottesdienst durch Kirchenpräsident Peter Steinacker seiner Bestimmung übergeben. 2012 wird das 50. Jubiläum des Jugendzentrums und Tagungshauses groß gefeiert. Bis 2021 bietet Klosterpfarrerin Marion Rink spirituelle Angebote im Kloster Höchst an. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs wurden hier ukrainische Frauen mit ihren Kindern untergebracht.

    Verwaltungssitz? Verkauf? Neue Nutzung?
    Immer wieder stehen Kloster und Tagungsbetrieb bei der EKHN-Synode auf dem Prüfstand – zu teuer, zu hoher Zuschussbedarf. Im April 2023 beschließt die Landessynode das Aus für die Jugendeinrichtung. Der Tagungsbetrieb des Hauses mit 119 Betten wird zum Ende dieses Jahres eingestellt. Die Jugendbildungsstätte Kloster Höchst soll in ein Zentrum kirchlichen und diakonischen Engagements umgebaut werden, in das die Dekanate Odenwald und Vorderer Odenwald, die Kirchengemeinde Höchst und das Diakonische Werk einziehen. Diesen Synoden-Beschluss gibt es noch aus dem Jahr 2021. Und unter dieser Voraussetzung trennt sich die Kirchengemeinde von ihrem Gemeindehaus, das die Kommune als Kindergarten nutzen möchte.

    Zudem beauftragte die Synode im Frühjahr 2023 die Kirchenleitung, aktuell auch einen Verkauf des Gebäudekomplexes zu prüfen. Alternativ wäre auch eine gemeinsame Nutzung mit Kooperationspartnern möglich.

    Kirchenpräsident Volker Jung hatte vor der Synode dafür plädiert, die Jugendbildungsstätte zu erhalten. Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend waren im Vorfeld engagiert dafür eingetreten, Kloster Höchst als Tagungshaus weiterzuführen. Sie hatten zugesagt, dafür 2,5 Millionen Euro aus Mitteln einzubringen, die durch den Verkauf der Jugendburg Hohensolms zusammengekommen waren und in die Jugendarbeit fließen sollten. Doch die Mehrheit der Synodalen stimmte dagegen.

    Resolution der Gemeinde Höchst
    Aktuell ist alles offen. Auf der Frühjahrssynode, die vom 25. bis 27. April tagt, fällt die Entscheidung. Eine Steuerungsgruppe hat Konzepte vorbereitet und Partner gesucht. Am 4. März hat die Höchster Gemeindevertretung einstimmig eine Resolution beschlossen, die sich für den Erhalt und gegen einen Verkauf des Klosters ausspricht. „Die Gemeindevertretung appelliert an die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, von einem Verkauf des Klosters Höchst Abstand zu nehmen und die ihr von verschiedenen Seiten ausgestreckten Hände nicht auszuschlagen”, heißt es darin. Die Gemeindevertretung als oberstes Organ der Gemeinde Höchst i. Odw. unterstreiche die Bereitschaft, sich an dem Prozess der Weiterentwicklung des Tagungshauses Kloster Höchst aktiv zu beteiligen. So könnten hier kommunale Angebote – unter anderem der Jugendarbeit – etabliert und damit eine multifunktionale Nutzung sowie eine Finanzierungsbeteiligung generiert werden. Die Gemeinde betont die Bedeutung und Strahlkraft des Klosters und erinnert daran, dass über den Höchster Klosterfonds zehn Kirchengemeinden des nördlichen Odenwaldes seit Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem ehemaligen Kloster verbunden seien. Überdies agiere die Evangelische Kirchengemeinde Höchst vorbildlich im Zuge des Prozesses ekhn2030, indem sie ihr Gemeindehaus an die bürgerliche Gemeinde verkaufe und so den Umbau des Gebäudes zu einer Kindertagesstätte ermögliche; dies bitte die Gemeinde Höchst im Zuge der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen.

    Zwischenzeitlich hat sich die Stadt Bad König der Höchster Resolution angeschlossen. Zudem hat die Landesregierung bei Martin Mencke, dem Beauftragten der Landeskirche in Wiesbaden, eine Stellungnahme zu dem Thema angefordert.

    Ideenbar zur Zukunft des Klosters
    Mitte Februar veranstaltete die Interessengemeinschaft Odenwald (IGO) eine #Ideenbar im Kloster Höchst, deren Ergebnisse nun in den Prozess einfließen. Rund 80 Bürger*innen und Interessierte sind der Einladung der IGO zur IdeenBar mit dem Titel „Die Zukunft des Klosters jetzt gemeinsam gestalten“ gefolgt und haben, nach einer kurzen Einführung durch das IGO-Team, ihre Plätze an den vier Thementischen eingenommen. Das Ergebnis ist ein wahres Ideenfeuerwerk: Insgesamt 274 Impulse konnten für die Zukunft des Kloster Höchst gesammelt und ausgewertet werden. Dabei sticht besonders die Idee, das Kloster Höchst als „pulsierendes kulturelles Herz der Region“ zur formieren, heraus.

    Alle Impulse setzen ein deutliches Zeichen: Das Kloster Höchst soll erhalten bleiben. Die bereits gut etablierte Tagungsstätte mit Stammkunden könne sich durch eine Erweiterung regelmäßiger Angebote nach außen öffnen und ihre Stellung in der Region festigen. Denn auch bei der geschichtlichen Bedeutung und einzigartigen Lage in der Region waren sich die Teilnehmer*innen der Ideenbar einig.

    Aber auch Kritik wurde geäußert. So lassen sich mehrfach Anregungen lesen, die eine stärkere Kommunikation und Zusammenarbeit, eine dringende Image- und Marketingkampagne sowie eine deutliche Öffnung für die Öffentlichkeit fordern.

     

    Diese Seite:Download PDFDrucken

    to top