Wolfgang Weinrich
Mr. Hessentag geht in Ruhestand
EKHN/Storch
05.12.2017
epd/red
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„Es war eine tolle Zeit! Trotz teilweise harscher Kritik haben mir meine Vorgesetzten immer den Rücken gestärkt“, sagt der 63-jährige Oberkirchenrat und Event-Manager. Allerdings hätten ihn zuletzt die Auseinandersetzungen um neue Projekte ziemlich ermüdet. Er höre bewusst früher auf, um noch einmal etwas Neues zu wagen, verrät Wolfgang H. Weinrich. Ab Januar werde er als Coach arbeiten und bei der Planung von Veranstaltungen und bei der Umsetzung von Projekten seine Hilfe anbieten.
Graue Löwenmähne und bunte Schals
Der Kommunikationsprofi mit seiner grauen Löwenmähne und den bunten Seidenschals war über zweieinhalb Jahrzehnte ein Aushängeschild der EKHN. Mit den von ihm organisierten kirchlichen Auftritten bei Hessen- und Rheinland-Pfalz-Tagen, Landesgartenschauen und Automobilausstellungen prägte der gebürtige Frankfurter das Bild einer „aufsuchenden Kirche“, die mutig und selbstbewusst dorthin geht, wo die Menschen sind.
„Facettenkreuz“ erfunden – das Profil nach außen geschärft
Bereits seine ersten Schritte in der Öffentlichkeitsarbeit der EKHN mündeten in eine Erfolgsgeschichte. Weinrich erfand 1995 für die EKHN den Slogan «Evangelisch aus gutem Grund» und das sogenannte „Facettenkreuz“-Logo in einem satten Lila. Die Kampagne sollte nach innen Identität stiften und nach außen das Profil schärfen. Passend dazu baute Weinrich, kritisch beäugt von so manchen kirchlichen Bedenkenträgern, eine „LebensArt“-Boutique auf, in der es zahlreiche Präsentationsideen rund um das Facettenkreuz zu kaufen gab: eine silberne Anstecknadel, Schirme, Kerzen oder Schals.
„Zunächst haben vier Landeskirchen das Logo der EKHN übernommen“, sagt Weinrich. „Das Ziel, dass eines Tages alle Landeskirchen und auch die Evangelische Kirche in Deutschland unter dem gemeinsamen Logo des Facettenkreuzes auftreten, erfüllte sich allerdings nicht“, bedauert er.
1998 erstes Engagement auf einem Hessentag
1998 präsentierte Weinrich in Erbach im Odenwald die EKHN erstmals auf einem Hessentag. „Von da an nahm das EKHN-Engagement auf Hessentagen mächtig Fahrt auf“, erinnert sich Weinrich. Von Dietzenbach (2001) bis Heppenheim (2004) wurden die Auftritte immer professioneller, in Weilburg (2005) schaffte es Weinrich mit Charme und Verhandlungsgeschick sogar, mit dem Klarinettisten Giora Feidman einen Superstar der Musikszene in die mittelhessische Provinz zu locken.
Die erste Themenkirche entstand 2007 auf dem Hessentag in Butzbach. Dort wurde die Markuskirche in der Altstadt mit 6.000 Rosen verschönert und an den Abenden festlich illuminiert. „Die Rosenkirche lockte damals mehr als 120.000 Menschen an, oft mussten wir die Kirche wegen Überfüllung schließen“, erinnert sich Weinrich. Im Jahr 2009 in Langenselbold gab es erstmals einen gemeinsamen Auftritt mit der kurhessischen Schwesterkirche. Seit 2003 organisierte der Tausendsassa vom Darmstädter Paulusplatz auch Programme auf den Rheinland-Pfalz-Tagen.
„Lichtkirche“ steht nicht nur auf kirchlichen Events
Ganz neue Möglichkeiten eröffneten sich für Weinrich und sein Team mit der Inbetriebnahme der sogenannten „LichtKirche“ auf der Landesgartenschau 2010 in Bad Nauheim. Das rund 320.000 Euro teure mobile Gebäude aus Plexiglas, das nachts bunt illuminiert werden kann, werde im kommenden Jahr in Bad Schwalbach bereits zum vierten Mal auf einer Landesgartenschau aufgebaut, kündigt der Theologe an.
Die „LichtKirche“ habe auch bereits zweimal auf dem Gelände der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt und zuletzt fünf Monate auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg für die evangelische Kirche und ihre Einrichtungen und Dienste geworben. Inzwischen sei sie zu einer „Marke“ geworden. „Allein auf der Landesgartenschau in Gießen 2014 fanden dort 29 Taufen statt.“
Heiligabend-Gottesdienst mit Bluesmusik, Glühwein und Livetelefonaten nach Bethlehem
Weinrich ist auch Initiator des Gemeindebriefpreises der EKHN, der erstmals 1999 verliehen wurde. Darüber hinaus organisierte er 25 Jahre lang in Babenhausen-Hergershausen und Darmstadt ungewöhnliche Themengottesdienste zur Christnacht. Auch hatte er die Idee, einen Heiligabend-Gottesdienst mit Bluesmusik, Glühwein und Livetelefonaten nach Bethlehem oder Honduras zu feiern. Sie sei in der Begegnung mit Menschen entstanden, die der Kirche fern stehen, sich mit dem klassischen Familienbild schwer tun, sich traurig und einsam fühlen, aber trotzdem feiern wollen.
Ob mit der „LichtKirche“ oder seinen Rund-um-die Uhr-Auftritten während der Hessen- und Rheinland-Pfalz-Tage - Weinrich steht für den Blick über den Tellerrand, für die Öffnung der Kirche für alle. Genauso ist auch sein Engagement für ehemalige Kindersoldaten im Kongo zu verstehen, das 2016 auf dem Hessentag in Herborn seinen Anfang nahm. Er helfe, „weil Menschen Menschen brauchen“ – und strahlt dabei.
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