Dekanat Vorderer Odenwald

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    Unterstützung für hilfebedürftige Menschen

    Lebensmittel und Ehrenamtliche werden immer gebraucht

    sru/DekanatBunte Auswahl: Durch die Lebensmitteltheke des Vereins Diakoniezentrum in Groß-Bieberau kommen hilfebedürftige Menschen besser über die Runden.

    Eine Art Tafel unter dem Dach der Kirche: Im Oktober 2012 wurden in Groß-Bieberau die ersten Lebensmittel ausgegeben. Jetzt feierte die Lebensmitteltheke, verspätet aufgrund der Corona-Pandemie, zehnjähriges Bestehen.

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    Ludwig Hummelt hat das Auto voll. Eine Stunde, bevor die Ausgabe der Lebensmitteltheke in Groß-Bieberau an diesem Morgen öffnete, hatte er einen Anruf erhalten, dass in einem Supermarkt in der Nähe die Kühltruhen ausgefallen sind. Für die Lebensmitteltheke ein Glücksfall. Denn seit der Inflation kaufen die Supermärkte weniger ein und haben nicht mehr so viele Lebensmittel übrig. Der Leiter der Lebensmitteltheke ist sofort losgefahren und hält nur kurz im Hof des Diakoniezentrums, bevor er die Waren in der Marktstraße auslädt. „Herr Hummelt lebt und atmet die Lebensmitteltheke“, sagt Jochen Gaydoul, Vorsitzender des Vereins Diakoniezentrum Groß-Bieberau.

    2012 wurde die Lebensmitteltheke als rein ehrenamtliche Initiative des Vereins Diakoniezentrum Groß-Bieberau gegründet, um Lebensmittel – ähnlich wie bei den Tafeln – vor der Vernichtung zu retten und sie an hilfebedürftige Menschen mit geringem Einkommen weiterzugeben. Doch im Gegensatz zu den Tafeln erhält die Lebensmitteltheke keine Gelder aus bundesweiten Spendenaktionen zugunsten der „Tafeln“. Dabei erfüllt sie den gleichen Auftrag und schließt eine wichtige Lücke. Die nächsten Tafeln sind in Michelstadt, Darmstadt, Bensheim und Dieburg. Sie haben mittlerweile Aufnahmestopp.

    Wartebereich im Diakoniezentrum
    Bis voriges Jahr war die Lebensmitteltheke noch im Diakoniezentrum, doch dort sei es viel zu eng gewesen und die Kundinnen und Kunden hätten bei jedem Wetter draußen vor der Tür warten müssen, sagt Gaydoul. Deshalb ist die Lebensmitteltheke ein paar Häuser weiter in ein ehemaliges Ladengeschäft in der Marktstraße umgezogen. Das Diakoniezentrum wird als Wartebereich genutzt. Hier gibt es heißen Kaffee und Wasser, auf einem Tisch liegt Kleidung, die mitgenommen werden kann.

    Zwei Frauen unterhalten sich und warten darauf, dass sie dran kommen. Sie haben sich hier kennengelernt. Die Ältere kommt aus Reinheim und bezieht eine kleine Rente. Dank der Lebensmitteltheke muss sie weniger im Supermarkt einkaufen und kann dadurch Geld sparen. „Auf die Woche reicht das“, sagt sie.

    Ortswechsel. „Habt ihr noch Marmelade da?“ ist aus einer Ecke zu hören. Ein Mann mittleren Alters steht bei den Konserven und lässt sich seinen Korb füllen. Immer wieder geht die Tür auf, und es kommen neue Menschen mit Tragetaschen in den Raum. Etwa 250 Menschen besuchen die Lebensmitteltheke in der Marktstraße regelmäßig. Sie kommen vor allem aus Groß-Bieberau, Reinheim, Fischbachtal und Modautal.

    Der Ablauf der Lebensmittelausgabe ist simpel und fair. Die Kundinnen und Kunden kommen mit der Nummer, die ihnen zugeteilt wurde; die Zeiträume werden ausgelost. Per Funk rufen die Ehrenamtlichen sie vom Wartebereich zur Lebensmitteltheke. Dort angekommen, müssen sie sich zunächst anmelden und können dann mit ihrem Korb einkaufen gehen. Es gibt zwei Korbgrößen – einen kleinen Korb für 1,50 Euro und einen großen für 2 Euro. Dessen Warenwert beträgt am Ende ungefähr 30 bis 40 Euro. Größe und Anzahl der Körbe richten sich nach der Größe des Haushalts. An den einzelnen Stationen gibt es Obst, Gemüse, Trockenwaren wie Nudeln und Reis, Milchprodukte, Wurst und Fleisch oder Backwaren.

    Auf einer Bank im Ausgaberaum der Lebensmitteltheke sitzt ein Mann. Der Groß-Bieberauer war Hilfsarbeiter auf dem Bau, bekommt nun Bürgergeld, und das Geld reiche hinten und vorne nicht. Seit vier Jahren komme er jede Woche zur Lebensmitteltheke und sei sehr dankbar, dass es sie gebe. Er hat infolge eines Herzinfarkts und einer neuen Hüfte seinen Job verloren. „Aus dem Leben gefallen“, sagt er dazu.

    Zusammenarbeit von Kirche und Lebensmitteltheke
    Immer wieder gibt es gemeinsame Aktionen der Kirchengemeinde und des Diakoniezentrums. An Erntedank wird ein Gottesdienst mit Kürbissuppe im Hof gefeiert. „Es ist wichtig, dass Kirchengemeinde und Verein zusammenarbeiten“, sagt Jochen Gaydoul. Auch das neue Logo der Lebensmitteltheke stehe für Einheit. Zu sehen ist darauf der Kirchturm und das Diakoniezentrum. „Man muss sagen, dass auch die Unterstützung der umliegenden Kirchengemeinden sehr gut ist“, führt Gaydoul weiter aus. Vor allem Neunkirchen habe viel geworben und zum Erntedankfest Spenden in Höhe von 2700 Euro gesammelt.

    Weitere Hilfe wird gebraucht. Da die Lebensmitteltheke umgezogen ist, fallen nun Mietkosten an. Die jährlichen Fixkosten liegen bei ungefähr 8500 Euro. Dazu kommen Benzinkosten und vieles mehr. Auch bräuchten sie ein zweites Fahrzeug mit Fahrerin oder Fahrer, so Gaydoul. Bisher gibt es nur einen kleinen Transporter. Dadurch kommt es oft zu Leerläufen zwischen Auf- und Abladen. Manchmal müssen Lebensmittel dazu gekauft werden, wenn die Spenden von den Supermärkten nicht ausreichen. Es geht also auch um private Spenden. „Nudeln, Reis, Konserven sind sehr willkommen“, sagt Ludwig Hummelt. Wichtig sei, dass das Verfallsdatum noch nicht abgelaufen ist.

    Zwischen 60 und 70 Ehrenamtliche engagieren sich bei der Lebensmitteltheke. Sie helfen bei der Warenausgabe, holen die Lebensmittel bei den Supermärkten ab und kümmern sich um die Organisation. Auch da ist weitere Unterstützung willkommen, vor allem um Ludwig Hummelt zu entlasten, an dem sehr viel hängt.   Annika Werwatz

    Öffnungszeiten & Kontakt
    Die Lebensmitteltheke hat dienstags von 10 bis 12 Uhr für ukrainische Geflüchtete geöffnet und freitags von 10 bis 12 Uhr für Empfänger von Bürgergeld oder Sozialhilfe, Asylbewerber*innen und Personen mit geringer Rente. 
    Kontakt: Ludwig Hummelt, 0171/3564000, E-Mail: ludwig.hummelt@gmail.com

    Flyer Lebensmitteltheke
    Flyer für Helfer*innen

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