Sommersynode
Klimaschutz, Pfarrstellen und Solidarität
sru/DekanatDas Dekanat hat das Umweltzertifikat "Grüner Hahn" erhalten. Von links: Auditor Clemens Fricke, Kathrin Saudhof, Umweltreferentin im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, Annette Claar-Kreh, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Vorderer Odenwald, Präses Ulrike Laux, Dekanatsjugendreferentin Manuela Bodensohn, Verwaltungskraft Emanuela Schmunk und Dekan Joachim Meyer.02.07.2024 sru Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die geplante Schließung von Merz Pharma in Reinheim stand zu Beginn der Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. „Als uns diese Nachricht erreichte, waren wir geschockt“, sagte Dekan Joachim Meyer. Reinheim sei nach dem Krieg der „Rettungsanker“ gewesen, hier habe die Firma einen neuen Standort gefunden, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg in Frankfurt ausgebombt worden sei. Nun soll der Standort Reinheim bis Ende 2027 geschlossen werden, obwohl die Geschäftsführung zuvor hier eine Erweiterung angekündigt hatte. Rund 300 Mitarbeitende sind betroffen. Dekan Meyer: „Wir wollen das nicht so einfach hinnehmen, sondern deutlich machen: Wir stehen an eurer Seite.“
Solidarität mit der Belegschaft von Merz Pharma
Aus diesem Grund haben Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald, die evangelischen Kirchengemeinden im Nachbarschaftsraum 4 (Stadtgebiet Reinheim, Groß-Bieberau, Neunkirchen und Niedernhausen), die katholische Kirchengemeinden im Pastoralraum Otzberger Land und die katholische Betriebsseelsorge Südhessen/Rhein-Main eine Protestnote verfasst, die an Medien, Stadt Reinheim und Geschäftsleitung ging. Annette Claar-Kreh, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Vorderer Odenwald, verlas die ökumenische Solidaritätserklärung auf der Synode.
Weniger Pfarrstellen
Mit großer Mehrheit verabschiedeten die Synodalen auf der Tagung unter Leitung von Präses Ulrike Laux in Reinheim den Stellenplan für die kommenden Jahre. Die gemeindlichen Pfarrstellen werden infolge des Rückgangs an Kirchenmitgliedern und finanzieller Mittel und wegen des Fachkräftemangels im Verkündigungsdienst von derzeit 32,5 Stellen in zwei Schritten bis Ende 2029 um 25 Prozent auf 24,5 Stellen gekürzt. Die Pfarrstellen für Dekaninnen und Dekane, ihre hauptamtlichen Stellvertretungen, regionale Pfarrstellen und die Fach- und Profilstellen im Dekanat werden bis Ende 2029 um 0,5 auf 4,5 Stellen gekürzt. Im gemeindepädagogischen Dienst bleibt es unverändert bei sieben Stellen, im kirchenmusikalischen Dienst bleibt es bei drei Stellen.
Präses Laux präsentierte den Stellenplan, der von einer Steuerungsgruppe mit Vertreter*innen aus den Gemeinden, dem Dekanat und der Jugend, sowie dem Dekanatssynodalvorstand vorbereitet war. Ziel war, bei den vorhandenen Pfarrstellen eine größtmögliche Kontinuität fortzuschreiben und hier Eingriffe in die Inhaberschaften möglichst zu vermeiden. Im Zuge des Prozesses „ekhn2030“ werden die Pfarrpersonen zusammen mit Gemeindepädagoginnen und Kirchenmusikern künftig in den Nachbarschaftsräumen im Verkündigungsteam und nicht mehr auf Gemeindeebene arbeiten – auch das bildet der Stellenplan ab. „Wir müssen planen und ahnen, dass die Realität nochmal schlimmer wird, weil nur wenig Personal da ist“, sagte Dekan Meyer mit Blick auf die jetzt schon unbesetzten Pfarrstellen und die fehlenden Bewerbungen junger Pfarrerinnen und Pfarrer.
Geschafft: Verleihung des Grünen Hahns
Es gab auch was zu feiern: Das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald erhielt das Umweltzertifikat „Grüner Hahn“. „Klimaschutz bedeutet vor allem das Verringern von Emissionen“, erläuterte die Umweltbeauftragte Annette Claar-Kreh. Das Umweltteam habe das Dekanatszentrum seit dem Start des Umweltmanagementprozesses 2020 unter die Lupe genommen, habe Bestandsaufnahmen gemacht – auch mit Blick auf Einkaufsverhalten und soziale Faktoren – und viele Daten ermittelt. „Unsere Stärke ist die Bildungsarbeit, vor allem über die SichtBar.“
„Das Dekanat Vorderer Odenwald übernimmt Verantwortung für Gottes Schöpfung“, sagte Kathrin Saudhof, Klimaschutzreferentin im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung (ZGV), die das Zertifikat überreichte. Der Grüne Hahn sei ein bundesweites Produkt, dem die EMAS-Zertifizierung auf nicht-kirchlicher Ebene entspreche, führte sie weiter aus. Umweltmanagement bedeute, sich stetig zu verbessen, im Blick zu haben, was komme – wie zum Beispiel das neue Klimaschutzgesetz der EKHN, und auf Dauer angelegt. Durch die Veröffentlichung im Umweltbericht seien die Verbräuche bei Strom, Wasser, Energie und Papier transparent. Die unabhängige Überprüfung und Zertifizierung erhöhe die Glaubwürdigkeit und wirke in die Öffentlichkeit, sagte Kathrin Saudhof.
Sie lobte das „starke Umweltteam“ des Dekanats – Annette Claar-Kreh, Präses Ulrike Laux, Dekanatsjugendreferentin Manuela Bodensohn und Verwaltungskraft Emanuela Schmunk – „mit unterschiedlichen Kompetenzen, die sich wunderbar ergänzen“. Kathrin Saudhof dankte außerdem dem ehrenamtlichen Auditor Clemens Fricke, der das Umweltteam begleitete.
Aktuell hofft das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald, im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Dekanat Odenwald eine*n Klimaschutzkoordinator*in aus Mitteln der Bundesregierung und der EKHN zu bekommen.
Mehr Klimaschutz in der EKHN
Großen Raum nahm das geplante Klimaschutzgesetz der EKHN bei der Tagung in Reinheim ein, das Oberkirchenrat Pfarrer Christian Schwindt, Leiter des Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung, vorstellte. Das Land Hessen habe seit 2008 eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie. Auch die EKHN beschäftige sich schon lange mit dem Thema. Das Klimaschutz-Gesetz werde derzeit erarbeitet. Es gelte für alle Kirchengemeinden, Dekanate und kirchlichen Verbände sowie für die sonstigen kirchlichen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen im Aufsichtsbereich der EKHN und sehe eine Netto-Treibhausgasneutralität in der EKHN bis spätestens 2045 vor. Das sei eine „echte Mammutaufgabe und ein kostenintensiver Prozess“, sagte Schwindt. Einen ersten Beschluss der Synode gebe es bereits – gefasst bei der ersten Lesung des Gesetzes im Frühjahr: Fortan gibt es auf den Synoden vorrangig vegetarisches Essen.
Neues Mitglied im Dekanatssynodalvorstand
Der Brensbacher Pfarrer Matthias Kraft hat sich aus persönlichen Gründen aus dem Dekanatssynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Dekanats, zurückgezogen. Daher musste eine Pfarrperson nachgewählt werden. Mit großer Mehrheit votierten die Synodalen für Pfarrer Frieder Schmidt (Spachbrücken und Ueberau).
In der Andacht zu Beginn der Synode fragte Pfarrer Marcus David aus Schaafheim nach dem, was wichtig ist im Leben und beantwortete dies mit den persönlichen Beziehungen auch zu Gott. Dekanatskantor Matthias Ernst begleitete die Andacht musikalisch. Reinheims Stadtrat Hans-Jürgen Köttner lobte in seinem Grußwort die vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche.
Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es besteht aus 76 Personen und vertritt 40 Kirchengemeinden mit knapp 50.000 Mitgliedern zwischen Babenhausen und Reichelsheim.
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