Dekanat Vorderer Odenwald

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    Welt-Multiple-Sklerose-Tag

    Video: Klettern mit Behinderung

    Erika von BassewitzClaudia Stock klettert auch mit MS die höchsten Wände hoch

    Klettern macht fit und ist daher nur etwas für extrem sportliche Menschen ohne Höhenangst. So lautet das Klischee. In der „Klettherapie“ aber gehen Menschen mit Multipler Sklerose ebenso die Wände hoch wie Rollstuhlfahrer.

    Claudia Stock humpelt. Seit 17 Jahren hat sie Multiple Sklerose (MS), eine unheilbare Nervenkrankheit. Durch Entzündungen und Vernarbungen in Gehirn und Rückenmark wird das Nervensystem gestört. Dadurch kann es zu Störungen der Motorik kommen, die Betroffenen können sich nicht mehr so bewegen, wie sie es wollen. Die Krankheit an sich gilt nicht als tödlich, aber sie beeinträchtigt den Alltag: „Bei mir geht alles langsamer“, erzählt Stock. „Ich brauche häufiger Ruhepausen, und Hektik kann ich gar nicht mehr ertragen.“

    An der Wand ist sie frei

    Trotzdem geht sie klettern. Neben einer Horde laut schreiender und kreischender Kinder erklimmt sie in der Frankfurter Kletterhalle eine Wand nach der anderen: Erst geht es fünf Meter in die Höhe, dann 17. „Mir macht das Spaß“, lacht sie. „Und es gibt mir ein Gefühl von Freiheit.“ An der Wand braucht sie keinen Stock. Ihr Körper will zwar nicht immer so, wie sie es will. Aber wenn sie ihr Bein nicht auf den nächsten Absatz heben kann, hilft sie sich einfach mit einem Seil, das sie um den Oberschenkel wickelt.

    Klettherapie hilft Menschen mit Beeinträchtigungen beim Klettern

    Diesen Trick hat sie von den „Klettherapeuten“ gelernt. Diese bieten für Erwachsene und Kinder mit Beeinträchtigungen eine „Klettherapie“ an: Menschen mit MS und Parkinson werden hier ebenso unterstützt wie Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten. Selbst ein ab der Hüfte gelähmter Junge erklimmt hier die Wände. „Der ist beim ersten Mal aus dem Rollstuhl raus, an die Wand und hoch“, berichtet die Betreuerin Monika Gruber. „Da war selbst ich baff.“

    Beim gestützten Klettern sind die Teilnehmer doppelt gesichert

    In Frankfurt und Kelkheim helfen Gruber und ihre Kollegen Menschen mit Handicap, Grenzen zu überwinden und das Selbstbewusstsein zu stärken. Immer zwei Betreuer helfen einem Teilnehmer. Der eine steht auf dem Boden sichert den Kletterer am Seil, der andere klettert mit. Dabei wird er von einem weiteren Helfer gesichert. Er hilft an der Wand, etwa wenn ein Fuß von alleine einfach nicht auf einen bestimmten Griff möchte. Aber Selbstständigkeit ist Gruber wichtig: „Wir stützen und unterstützen nur so viel, wie es notwendig ist.“

    Trotz MS die Herausforderung suchen

    Claudia Stock braucht nicht viel Hilfe. Unter ihr steht nur ein Betreuer, der sie sichert – falls sie den Halt verliert, landet sie sicher im Seil. Aber ihr passiert das nicht. Zehn Mal hat sie schon in der Halle trainiert, an den einfachen Wänden langweilt sie sich mittlerweile. Trotzdem braucht sie von Zeit zu Zeit eine Pause, dann hängt sie sich einfach in das Seil und baumelt kurz in der Luft. Angst hat sie keine. „Der Straßenverkehr ist viel gefährlicher als Klettern, “ sagt sie. Dass sie ein Handicap hat, fällt erst auf, als sie wieder auf dem Boden angelangt ist. Sobald sie den Sicherungsknoten am Klettergurt gelöst hat, nimmt sie ihren Stock und humpelt zur nächsten, höheren Wand. 

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