Dekanat Vorderer Odenwald

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    Thema „Sozialinitiative“ im hr-Fernsehen

    Kirchenpräsident: „Barmherzigkeit verlangt nach Gerechtigkeit“

    EKHNPortraitDr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN

    Die katholische und evangelische Kirche haben ihre neue Sozialinitiative vorgestellt. Doch sind die Kirchen gut beraten, sich in ökonomische Fragen einzumischen? Dazu äußerte sich Kirchenpräsident Jung im hr-Fernsehen.

    Die neue Sozialinitiative der beiden großen Kirchen „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ sei eine gute Anzeige von Problemen, über die geredet werden müsse, sagte Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN in der Sendung Horizonte des hr-Fernsehens am 1. März. Im Studio diskutierte er mit Thomas Mayer, Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, das Gespräch moderierte Meinhard Schmidt-Degenhart.

    Jung sieht Hartz-Reformen kritisch

    In der Sendung bekannte sich Jung zur sozialen Marktwirtschaft, die viel geleistet habe - die aber sozial, ökologisch und global weiter entwickelt werden müsse. Denn mit der auseinandergehenden Schere zwischen Arm und Reich sowie der Vermögensverteilung sei er nicht einverstanden. Neben seiner grundsätzlichen Zustimmung übte Volker Jung allerdings auch Kritik an einzelnen Punkten des Sozialpapiers, beispielsweise in der Beurteilung der Arbeitslosenreformen: „Die Hartz-Reformen sehe ich auch kritisch, denn wir haben mehr Tafeln, Suppenküchen und Sozialkaufhäuser bekommen.“

    Banken-Vertreter wünscht sich stärkere spirituelle Orientierung

    Volkswirt Thomas Mayer stellte die neue Sozialinitiative in Frage: „Mir kam sie vor wie das Programm der zweiten großen Koalition, das ist ein politisches Programm.“ Er machte deutlich, dass es ihn störe, wenn Kirchen sich auf politisches Terrain begeben, stattdessen erwarte er vielmehr religiöse Orientierung und sprach sich für eine stärkere Entweltlichung der Kirchen aus.

    Ethische Orientierung für das Wirtschafts- und Sozialsystem

    Kirchenpräsident Jung machte allerdings klar, dass es wichtig sei, dass Kirche sich auch in weltliche Dinge einmische und verwies auf biblische Bezüge: „Bereits die Propheten Amos und Jesaja haben den Finger auf die Wunde gelegt und ihre politischen Führer gemahnt.“ Dabei kristallisierte er zwei wesentliche Aufgaben heraus: Zum einen gehe es darum, sich auf fachlicher Ebene in sozialen, wirtschaftlichen und politischen Themen kundig zu machen – zum anderen solle die Kirche aktiv werden, wo es um ethischen Orientierungsbedarf, um Menschenwürde gehe. Jung präzisierte: „Barmherzigkeit verlangt nach Gerechtigkeit. Deshalb kann man fragen, ob das System noch stimmt.“

    Die Sendung erinnerte schließlich an die Verantwortung der Kirchen als Unternehmen und Arbeitgeber. Volker Jung nahm den Impuls auf: „Es ist richtig, dass man sich an den Maßstäben messen lässt, die man für andere setzt. Als Kirche sind wir selbst Akteur, was schwierig im Bereich der Pflege ist.“ Er sprach sich allerdings gegen die Alternative aus, sich in diesem Bereich als Kirche zurückzuziehen. Jung erklärte: „Wir sind mit diesen Einrichtungen auf dem Markt tätig, weil wir auch Kirche in der Welt sind – diese Spannung müssen wir aushalten.“

    Hintergrund zur Ökumenischen Sozialinitiative

    Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland hatten am 28. Februar 2014  die neue Ökumenische Sozialinitiative mit dem Titel „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ in Frankfurt am Main vorgestellt. Aufgrund der verschiedenen ökonomischen Krisen der vergangenen Jahre wollten die Kirchen eine breite Diskussion über die Wirtschafts- und Sozialordnung anstoßen. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hatte betont: „Wir brauchen eine grundlegende gesellschaftliche Transformation, um bedrohliche Veränderungen menschenfreundlich und lebensdienlich zu gestalten.“ In der Ökumenischen Sozialinitiative werden zehn Aspekte einer gerechten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung dargestellt:  wirtschaftliches Wachstum, soziale Marktwirtschaft, ethische Maßstäbe für die Wirtschaft, Staatsfinanzen konsolidieren, ökologische Nachhaltigkeit, demographischer Wandel,  Inklusion, Erwerbsarbeit, Bildung und Europa.

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