Dekanat Vorderer Odenwald

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    30 Jahre Notfallseelsorge in der EKHN

    In größter Schwäche wird niemand allein gelassen

    Julia DinhIm Kreis Darmstadt-Dieburg hat die Notfallseelsorge - hier im Bild Pfarrer Michael Fornoff und Karin Schmidt vom „Aktionskomitee Kind im Krankenhaus“ - Teddys erhalten.

    Vor 30 Jahren wurde in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der erste Verein für Notfallseelsorge in Wiesbaden gegründet. Der runde Geburtstag der Notfallseelsorge wird am Samstag, 18. November, in Frankfurt mit einem Festgottesdienst um 14 Uhr in der Heilig Geist Kirche gefeiert.

    Die Gruppe in Wiesbaden zählte auch bundesweit zu den ersten Initiativen ihrer Art. Die beiden Gründungsmitglieder, Pfarrer Andreas Mann und Detlef Nierenz, leisteten damals echte Pionierarbeit. Inzwischen sind rund zwei Dutzend weitere Gruppen mit rund 600 ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern entstanden. Die EKHN bietet neun hauptamtliche Stellen für den Dienst.

    Bei den Einsätzen der Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger geht es fast immer um Tod. Er taucht plötzlich auf, oft im häuslichen Bereich, bei Suiziden, wenn ein Säugling stirbt, bei Wohnhausbränden, Gewaltverbrechen oder Unfällen. Für Betroffene ist das eine Katastrophe. Das Leben bekommt plötzlich eine andere Bedeutung, alles scheint zusammenzubrechen, kein Ausweg in Sicht. Die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger unterstützen die Betroffenen und durchleiden mit ihnen die ersten Stunden.
    Auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der benachbarten Kirchen haben sich im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte flächendeckend Menschen gefunden, die als Pfarrerin und Pfarrer der EKHN oder als ehrenamtliche Kräfte rund um die Uhr bereit sind, anderen Menschen in schwierigen Situationen Hilfe und Beistand zu geben.

    Kirchenpräsident Jung hat enge Bindung zur Notfallseelsorge
    Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, hat eine enge Bindung zur Notfallseelsorge. 1998 begleitete er als damaliger Dekan im Vogelsberg eine Familie, die ihre 19-jährige Tochter bei einem Unglück verloren hatte. „Ich habe gespürt, wie sehr sich die Betroffenen wünschen, dass in solchen Momenten jemand für sie da ist“, so der Kirchenpräsident. Er baute damals mit anderen Pfarrerinnen und Pfarrer des Dekanats neue Strukturen auf, um sicherzustellen, dass Menschen in Not seelsorglichen Beistand bekommen. „Mit Blick auf die Bibelzeile aus dem Zweiten Korintherbrief Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit geben wir Menschen das Versprechen, sie in größter Schwäche nicht allein zu lassen. Die Notfallseelsorge teilt Verzweiflung und zeigt nicht nur, aber auch schon allein durch die Präsenz, dass wir gemeinsam nicht von Gott verlassen sind“, sagt Volker Jung.

    In Südhessen übernehmen in der EKHN vier Initiativen in Krisensituationen die Verantwortung. Dazu gehören Gruppen Notfallseelsorge und Krisenintervention Darmstadt und Umgebung, im Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie die Notfallseelsorge Bergstraße und die Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis.

    Ruf nach seelischer Unterstützung

    Es klingt wie ein Zahlenspiel, doch tatsächlich feierte die Notfallseelsorge in Darmstadt und Umgebung am 2.2.2020 ihr 20-jähriges Bestehen. Zu verdanken ist die Gründung der Gruppe der Initiative Dr. Peter Held und Reinhard Herrenbrück, die auf Dekanatskonferenzen Pfarrpersonen in der Region für ein Notfallseelsorgesystem gewinnen konnten. Tragische Ereignisse wie das Flugtag-Unglück in Frankfurt 1993, bei dem eine Pfarrfamilie ums Leben kam, führten zu einem gesellschaftlichen Wandel. Mit Blick auf diese Katastrophen rückten die Betroffenen stärker ins Bewusstsein. Der Ruf nach seelischer Unterstützung wurde größer, so dass in der EKHN viele Notfallseelsorgesysteme entstanden. Die damalige Pröpstin Karin Held beauftragte im Jahr 2000 genau 35 Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger.

    Ein Jahr später übernahm Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun die hauptamtliche Leitung der Notfallseelsorge Darmstadt und Umgebung. Er war rund 20 Jahre federführend. 2007 erfolgte eine Anpassung der Ausbildung an neue bundeseinheitliche Standards, später eine Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz Darmstadt und dann entstand das Angebot einer Einsatznachsorge für Feuerwehren und Rettungsdienste. Aus den Systemen Bergstraße und Vorderer Odenwald entwickelte sich 2012 die Kooperation „Notfallseelsorge Südhessen“. Drei Jahre später schloss sich das Bistum Mainz der Notfallseelsorge an. Derzeit arbeiten etwa 50 Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in der Region Darmstadt und Umgebung. Aktuell ist bei der Psychosoziale Notfallversorgung durch das Bistum Mainz und das Evangelische Dekanat Darmstadt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hinzugekommen.

    Ökumenisch in Darmstadt-Dieburg
    Die Notfallseelsorge in Darmstadt-Dieburg stand von Anfang unter dem Zeichen der Ökumene. Im Mai 1998 wurden 20 Pfarrpersonen rund um den damaligen Leiter des Systems Winfried Steinhaus in einem ökumenischen Gottesdienst in ihr Amt eingeführt. „Mit den Lebensrettern wollen jetzt auch die ‚Seelenretter‘ ausrücken“, titelte damals eine Zeitung. Sieben Jahre nach der Gründung nahmen erstmals auch ehrenamtliche Kräfte ihre Arbeit auf. Heute ist die Gruppe zusammen mit den Systemen Bergstraße, Darmstadt und Odenwald in die Kooperation Notfallseelsorge Südhessen eingebunden.

    Bericht zum 20-jährigen Bestehen der Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg

    Geleitet wird die Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg von der katholische Gemeindereferentin Susanne Fitz und Pfarrer Michael Fornoff. An Weihnachten, wenn die meisten Menschen zu Hause bei ihren Lieben sind, besuchen die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger die Polizeistationen und Rettungsdienste und überbringen Weihnachtsgrüße. Die Gruppe kooperiert auch mit dem „Aktionskomitee Kind im Krankenhaus“, von dem sie „Rettungsteddys“ für Kinder erhalten haben.

    Bergstraße und Odenwaldkreis
    Auch an der Bergstraße belastete es Rettungskräfte bei ihren Einsätzen schwer, dass sie Angehörige im Falle eines Suizids oder plötzlichen Todesfalls hilflos zurück lassen mussten. Einige evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer sowie katholische Kollegen schlossen sich in Heppenheim zusammen, um im Falle eines plötzlichen Todes für die Angehörigen da zu sein. Kirchen und Hilfsdienste wie etwa die Malteser, die Freiwillige Feuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft arbeiten dabei Hand in Hand. Auch Ulrike Scherf, heutige stellvertretende Kirchenpräsidentin und damalige Dekanin des Dekanats Bergstraße, war am Gründungsprozess beteiligt. Das große Spektrum an Kooperationspartnern bildet das starke Fundament der Notfallseelsorge an der Bergstraße, die fest in den Katastrophenschutz des Kreises integriert ist.

    Mehrere Säulen tragen auch die 1999 gegründete Notfallseelsorge und Krisenintervention im Odenwaldkreis. Das Dekanat Vorderer Odenwald als auch der Kreisverband Odenwaldkreis des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) übernahmen die Trägerschaft. Pfarrerin Annette Herrmann-Winter leitete die Gruppe bis 2020. Der Erfolg der Arbeit basiert auf der Kooperation mit den benachbarten Notfallseelsorgesystemen. Außerdem beteiligte sich auch das Bistum Mainz mit einem Stellenanteil an der Arbeit. Als Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun im Herbst 2022 in den Ruhestand ging, wurde die Leitung auf mehrere Schultern verteilt. Vonseiten des DRK hat Lena Raubach eine halbe Stelle übernommen, dazu kommen Diakon Volkmar Raabe vom Bistum Mainz sowie ehrenamtlich Brigitte Rodenhausen aus der EKHN.

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