Dekanat Vorderer Odenwald

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    Flüchtlinge in der Bibel

    Verbotenes Krippenspiel wurde aufgeführt

    Anna ChemnitzerKrippenspielDie vier Beteiligten: Pfarrer Fritz Delp (rechts im Bild) spielt den Beamten, während Maria und Josef um Asyl bitten. Lesung: Pfarrer Axel Held.

    Die Weihnachtsgeschichte als Geschichte von Flüchtlingen - die wurde auf dem Wormser Weihnachtsmarkt aufgeführt. Das hatten allerdings die Stadt und das Mainzer Verwaltungsgericht verboten.

    Das zuvor verbotene Krippenspiel wurde heute Nachmittag zwischen 15 und 16 Uhr im Viertelstundentakt viermal in Worms aufgeführt. Zuvor hatte das Mainzer Verwaltungsgericht mit einer Eilentscheidung verdeutlicht, dass Kirchenvertreter auf dem Wormser Weihnachtsmarkt nicht auf das Schicksal von Flüchtlingen hinweisen dürfen. Die Richter bestätigten am Dienstagmorgen das behördliche Verbot einer geplanten Krippenspielaufführung. Die Aktion verletzte die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes, teilte das Gericht dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Bei der Entscheidung sei auch berücksichtigt worden, dass die Stadt alternative Standorte für die Aufführung angeboten habe: „Es geht nicht um ein Verbot als solches, sondern um ein Verbot an dieser Stelle.“

    Ordnungsamt beobachtete Krippenspiel

    Das Krippenspiel hat unter Beobachtung von Beamten des Wormser Ordnungsamtes nun nicht vor, sondern gegenüber der Krippe auf dem Wormser Weihnachtsmarkt stattgefunden, so heißt es in einer Mitteilung des Dekanates Woms-Wonnegau. Es bestand aus einer zweigeteilten Lesung. Zum einem wurde aus dem Matthäusevangelium (Mt 2,13-15 und Mt 2,16-18) gelesen, in dem Maria und Josef als Flüchtlinge nach Ägypten ziehen.
    Zum anderen wurde eine Szene gespielt, welche dem „Arbeitsbuch Weihnachten“ von Sigrid Berg aus dem Jahre 1988 entnommen wurde. In dem erdichteten Dialog zwischen der biblischen Familie und einem ägyptischen Beamten wird der Bezug zur aktuellen Situation von Flüchtlingen deutlich. 

    Beispiel aus dem Text:

    Beamter: Gesagt wird viel. Die Gründe will ich wissen. Politische? Wirtschaftliche?
    Josef: Ich sag doch: Sie wollten das Kind töten. 
    Beamter: Warum?
    Josef: Herodes fürchtete ums seinen Thron. 
    Beamter: Du meinst also politische Gründe - wenn´s stimmt.
    Josef: Ja, schon politische.
    Beamter: Könnt ihr das beweisen?
    ...
    Josef: Nein, wie sollten wir?

    Hintergrund

    Die Weihnachtsgeschichte als Geschichte von Flüchtlingen - das wollte der „Runde Tisch der Luthergemeinde gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus“ auf dem Wormser Weihnachtsmarkt aufführen. Der Wormser Gemeindepfarrer Fritz Delp hatte nach dem Urteil bereits angekündigt, das Krippenspiel werde auf jeden Fall stattfinden, notfalls werde er mit den anderen Beteiligten einige Meter vom ursprünglich geplanten Ort wegrücken. 

    Flucht als traditionelles Thema der biblischen Weihnachtstexte

    Auch Harald Storch, Dekan des evangelischen Dekanats Worms-Wonnegau, hatte bereits Stellung bezogen. Er erklärte: „Ich möchte festhalten, dass das Thema Flucht, Not und Obdachlosigkeit sowie Armut von vorneherein zu den Grundthemen der Weihnachtstexte gehört.“ Storch bemerkte, dass die Kritik, ein solches Spiel könne die Besucher des Weihnachtsmarktes oder Kinder verstören,  letztlich nur darauf verweise, dass die Weihnachtsgeschichte selbst etwas Verstörendes habe.

    Mahnwachen gegen NPD

    In Worms haben in den zurückliegenden Monaten regelmäßige, von der Piratenpartei angemeldete Mahnwachen stattgefunden, seit die rechtsextreme NPD bei den Kommunalwahlen einen Sitz im Stadtrat erringen konnte. Das Krippenspiel zur Flüchtlingsproblematik sollte eine Abwandlung dieser regelmäßigen Proteste darstellen. Die Stadt Worms hatte die Aktion mit der Begründung verboten, der geplante Auftritt könne bei den Weihnachtsmarktbesuchern „Irritationen“ auslösen. Kritik an dem Verbot kam sogar von der rechtsextremen NPD selbst, die offenbar in Unkenntnis der Hintergründe auf ihrer Facebook-Seite eine falsche „Rücksicht auf Asylanten und Muslime“ bei der Stadt vermutete.

    Spenden für Ausstieg aus der rechten Szene

    Das Wormser Aktionbündnis „Schöner leben – Nazis stoppen“ will zusammen mit dem „Runden Tisch der Luthergemeinde“ das Aussteigerprogramm EXIT unterstützen. Für jede Anfrage der NPD im Stadtrat sollen 5 Euro an die Organisation gehen. „Bei angekündigten 200 Fragen käme da schon ein ordentlicher Betrag zusammen, mit dem das Programm für ausstiegswillige Rechtsradikale unterstützt werden kann“ so Klaus Thyes vom Wormser Aktionsbündnis. „Somit hilft die Wormser NPD mit jeder Anfrage Menschen aus der rechten Szene auszusteigen- dafür möchten wir uns bedanken“.

    Spendenkonto 

    Luthergemeinde
    Betreff: RT 6537-Runder Tisch: 0300.10.2200, EXIT
    IBAN DE57 55350010 0004008018
    BIC: MALADE51WOR 
    Sparkasse Worms-Alzey-Ried

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