Dekanat Vorderer Odenwald

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    Luther vor dem Wormser Reichstag

    Glaube befreit und stärkt das Gewissen

    ReproAnlässlich von 500 Jahre Luther vor dem Reichstag in Worms ist eine Sonderbeilage von EKHN, VRM und Stadt Worms erschienen.

    Am 18. April 1521 bekennt sich Dr. Martin Luther vor Kaiser und Reich zu seinen reformatorischen Erkenntnissen und weigert sich, seine gewonnenen Einsichten zu widerrufen. Eine Besinnung anlässlich des 500. Jubiläums von Pfr. i. R. Richard Felsing.

    Wofür kann es für uns heute nach 500 Jahren gut sein, uns an dieses Ereignis zu erinnern? Luther war einzig und allein auf den Reichstag beordert worden, um zu widerrufen, was er als Bibelausleger erkannt und unter die Leute gebracht hatte. Er sollte sich von seinen Schriften distanzieren.

    Ein Störenfried sollte zum Schweigen gebracht werden
    Freies Geleit sicherte ihm Kaiser Karl V. zu und hat es auch gehalten. Zu Luthers Zeit war die Erinnerung an den tschechischen Reformator Jan Hus lebendig, der am 6. Juli 1415 in Konstanz als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Kaiser Sigismund hatte ihm freies Geleit zugesichert. Er hat aber sein Geleitsversprechen gebrochen. Freunde Luthers rieten ihm in Erinnerung an das Schicksal von Jan Hus dringend ab, der Aufforderung zu folgen  nach Worms zu kommen. Luther wollte aber seine reformatorischen Anliegen auf dem Reichstag in Diskussionen vertreten; aber er sollte einfach widerrufen und sich von dem distanzieren, was er für richtig erkannt hatte. Er sollte widerrufen, damit der durch ihn initiierte reformatorische Aufbruch beendet würde. Luthers Anliegen, die damalige Kirche von Grund auf zu erneuern, sollte aus der Welt geschafft werden. Ein Störenfried sollte zum Schweigen gebracht werden.

    Luther beruft sich auf sein durch Gottes Wort geprägtes Gewissen, dem er verpflichtet ist. Nach einem Tag Bedenkzeit sagt er: Ich kann und will nicht widerrufen. Es ist gefährlich und nicht heilsam gegen das Gewissen zu handeln. So ist er am 18. April 1521 auf dem Reichstag zu Worms seinem Gewissen gefolgt. An seinem Beispiel haben sich viele Menschen im Laufe der Geschichte orientiert. Luther soll gesagt haben: Ich kann nicht anders – hier stehe ich – Gott helfe mir, Amen. Innerlich befreit hat Luther Worms verlassen.

    Gegen unser Gewissen zu handeln, tut uns nicht gut
    Was kann die Erinnerung an dieses Ereignis bei uns bewirken? Wir können es einsehen und beherzigen: Es bekommt unserer seelischen Befindlichkeit nicht gut, wenn wir gegen unser Gewissen handeln. Wir verraten uns selbst. Wir Menschen können froh und dankbar sein, wenn wir empfindsam und mit geschärftem Gewissen unser Leben zu gestalten versuchen. Es schafft Klarheit und hilft Entscheidungen zu treffen, wenn Menschen ihrem eigenen Gewissen verpflichtet ihren Alltag zu meistern versuchen. Es befreit zum verantwortlichen Handeln, wenn ein Gewissen geprägt ist von Gottes Zusagen, von seinem Heil schaffenden Wort, das Halt gibt und Orientierung. Die Liebe zum Nächsten hilft zu einer Haltung, die offen ist für die Begegnung mit Menschen, die auf der Suche nach glaubwürdigen Mitmenschen sind.

    Gewissenhaftigkeit stärkt und hilft Menschen, Profil zu gewinnen und zu verlässlichen Zeitgenossen zu werden. Biblisch geprägte Christen werden lernen einzustehen für das Evangelium und für ihre Mitmenschen, die Fürsprache brauchen. Gewissenhaftigkeit kann helfen, persönliche Hemmungen und Ängste zu überwinden und befreit dazu, Position zu beziehen; sie hilft und befreit dazu, Auseinandersetzungen anzunehmen und  Anfeindungen auszuhalten, ohne einzuknicken, wenn uns als Christen und der Botschaft Jesu widersprochen wird.

    Dr. Martin Luther wirkte viele Jahre als Universitätsprofessor in Wittenberg. Eine gute theologische Bildung der angehenden Pfarrer und ihre Zurüstung war ihm ein wichtiges Anliegen. Sie sollten wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie im Dienst der Verkündigung des Evangeliums wirken wollen. Es ist ein hohes Gut, wenn in einer Gesellschaft Überzeugungen glaubwürdig vertreten und gelebt werden. Schließlich beinhaltet die gute Nachricht von Jesus Christus die Versöhnungsbotschaft, die auf friedestiftendes Handeln ausgerichtet ist; sie will Leben bewahren und nicht zerstören.

    Gewissenhaftigkeit  macht empfindsam für  Anliegen, die Mitmenschen bewegen und ängstigen und sie hilft auf andere Menschen zuzugehen und für sie einzustehen. Dr. Martin Luthers Standhaftigkeit auf dem Reichstag zu Worms hat vielen Menschen geholfen, in entscheidenden Situationen ihrem Gewissen zu folgen. Viele haben in der Zeit der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ihren Widerstand und ihren Einsatz für Menschen, die verfolgt wurden, mit ihrem Leben bezahlt. Ihrem Gewissen zu folgen machte sie standhaft und hat manchen angesichts des Todes vor Bitterkeit bewahrt. Ihr Andenken  sollte uns wichtig sein und ein Ansporn für ein gewissenhaftes Handeln.

    Pfr. i. R. Richard Felsing

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