Dekanat Vorderer Odenwald

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    „Eine traumhaft schöne und erfüllte Zeit“

    sru/Dekanat Vorderer OdenwaldOttmar Arnd und Katze Chilli auf der Gartentreppe des Pfarrhauses.

    Der Abschied tut weh: 36 1/2 Jahre lang war Ottmar Arnd Pfarrer in Neunkirchen, der höchstgelegenen Kirchengemeinde im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald. Jetzt geht der dienstälteste Pfarrer in den Ruhestand. Am Sonntag, 27. September, wird er im Gottesdienst verabschiedet.

    An diversen Stellen im Pfarrhaus kleben gelbe Post-its mit der Aufschrift „Geht mit“. Sie sind Vorboten für den anstehenden Umzug und Symbol eines zu Ende gehenden Lebensabschnitts. Pfarrer Ottmar Arnd und seine Frau Ingrid sind eng verwachsen mit dem Pfarrhaus gegenüber der Cosmas-und-Damian-Kirche und dem angrenzenden Garten, in dem sich Katze Chilli an diesem Nachmittag sonnt, und in dem man das Gefühl hat, dem Himmel ein Stück näher zu sein. Hier sind die beiden Töchter Pia (33) und Helen (29) aufgewachsen, hier war die Familie verwurzelt. „Der Abschied ist schwer“, sagt der scheidende Pfarrer. Insbesondere auch, weil seine Frau in der Reha ist und gar nicht mehr ins Pfarrhaus zurückkehrt. Dabei war sie wichtige Stütze des Gemeindelebens, die beiden haben viel als Team gestemmt. Sie werden künftig in Heppenheim wohnen. Neunkirchen war Heimat, hier konnte Ottmar Arnd seiner Berufung als Pfarrer nachgehen.

    Kraftort mit Spiritualität
    Der Modautaler Ortsteil ist auf 519 Metern Höhe das höchstgelegene Dorf im hessischen Odenwald. Ein besonderer Ort – mit Aus- und Weitblick, eingebettet in traumhafte Natur, nahe am Wald, umgeben von schönen Rad- und Wanderwegen. „Ein Kraftort mit einer großen Dichte an Spiritualität“, sagt Ottmar Arnd. Die Kirche ist eine alte Wallfahrtskirche, 1222 erstmals erwähnt. Zweimal war die Pfarrstelle bislang ausgeschrieben, doch niemand hat sich gemeldet. Das heißt: Jetzt gibt es erst einmal eine Vakanz. Hoxhohl, Lützelbach, Brandau, Allertshofen und Neunkirchen gehören zur Kirchengemeinde Neunkirchen. Da die großen Feierlichkeiten zum Abschied coronabedingt ausfallen, hat er für Juli 2021 eine Nachfeier geplant, bei der die Orte alle abgewandert werden sollen.

    „Es war eine traumhaft schöne und erfüllte Zeit“, sagt der Pfarrer. Zum Dank hat der 65-Jährige der Kirchengemeinde eine rund zwei Meter hohe Skulptur geschenkt, die seit dem vorigen Jahr auf dem Kirchengelände steht. Der Künstler und Bildhauer Helmut Droll aus Euerdorf bei Bad Kissingen hat die Figur aus Edelstahl gefertigt. Sie zeigt einen abstrahierten Jesus, der die Arme so hebt, dass es aussieht wie ein Kreuz. Auf einer Tafel findet sich die Botschaft: „Durch IHN die Welt sehen“. Ebenfalls als Dankeschön hat Ottmar Arnd die Autos der Kirchenvorstandsmitglieder geputzt – innen und außen, in Handarbeit und mit viel Liebe.

    Nähe und Kontakt zu den Menschen

    Gebürtig stammt Ottmar Arnd – ebenso wie seine Frau – aus Bechtheim bei Worms, aus einer Landwirt- und Winzerfamilie. In der Schule war Religion sein Lieblingsfach, die vielen Bücher des ortsansässigen Pfarrers begeisterten ihn. Sieben Jahre lang war er Organist in seiner Heimatgemeinde. In vielen Predigten bekam er Denkanstöße dazu, was Glaube und Menschsein ausmachen. „Ist mein Glaube stark genug, um diesen Beruf auszuführen?“ Das hat sich Ottmar Arnd vor dem Theologiestudium lange gefragt. Ein Prospekt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit dem Satz „Weil Menschen Menschen brauchen“ gab ihm Gewissheit. „Das ist doch unser Pfund: Nähe und Kontakt zu den Menschen pflegen, ihnen nahe sein in den schönen wie den schwierigen Momenten des Lebens“, sagt Ottmar Arnd. In der Kirche sollen die Menschen aufatmen und Kraft schöpfen können. Der Pfarrberuf ist für ihn einer der abwechslungsreichen Berufe überhaupt und vereine vieles in sich: Lehrer, Seelsorger, Entertainer, Manager, Organisator, Mediator, dazu ermögliche er eine große Freiheit. „Wir sind Beschenkte.“

    Ottmar Arnd studierte Theologie in Mainz, absolvierte sein Vikariat, die praktische Ausbildung für den Pfarrberuf, in Monsheim und kam dann nach Neunkirchen. Die ersten Wochen waren hart für ihn, der doch nie weit weg war von zu Hause. Dass die Telefonnummer des Pfarramtes 1324 identisch war mit der im Elternhaus, tröstete. Er lernte die neue Heimat und die Menschen schätzen und lieben. Bei Hilfsaktionen kamen regelmäßig stattliche Summen zusammen, bei der Silvesterkollekte für den Tsunami in Thailand 2004 zum Beispiel waren es knapp 4000 Euro. Auf rund 800 Taufen, 600 Hochzeiten und 900 Beerdigungen schaut Ottmar Arnd zurück. Auf ein gutes Miteinander im Kirchenvorstand und in der Gemeinde, auf eine stets offene Kirche, verschiedene Gottesdienstformen – Segensgottesdienste für Schulanfänger, Taizé, Samstagabendgottesdienste – viel Musik, wie zum Beispiel die Konzerte der Philharmonie Merck und vieles mehr. „Wichtiger als die Bilanz über die baulichen und verwaltungstechnischen Veränderungen war mir immer, das Gefühl von Heimat, das mir geschenkt wurde, in den Gottesdiensten zurückzugeben“, sagt Ottmar Arnd. „Der Kontakt zu jedem  Einzelnen war mir wichtig.“

    Der Abschiedsgottesdienst mit Entpflichtung von Pfarrer Ottmar Arnd wird am Sonntag, 27. September, 10 Uhr, in Neunkirchen gemäß der bestehenden Corona-Regeln gefeiert.

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