Dekanat Vorderer Odenwald

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    Jubiläum

    Ein Leben für die Orgel

    sru/DekanatOrganist Bernd Genz an der Reinheimer Orgel.

    Die Orgel in Reinheim hat es Bernd Genz besonders angetan. Vor allem seit ihrer Restaurierung. Der Reinheimer Organist spielt nicht nur, er komponiert auch und feiert in diesem Jahr sein 30. Organistenjubiläum.

    mb/DekanatBernd Genz mit Präses Ulrike Laux und Dekan Joachim Meyer bei der Übergabe von "In Aeternum" im Dekanat.

    Wenn Bernd Genz an der Orgel der evangelischen Dreifaltigkeitskirche in Reinheim sitzt, kommt er aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Die Orgel ist so toll, das hältst du im Kopf nicht aus“, sagt er. „Was hat die Orgel jetzt für einen Klang, das ist unglaublich! Dass ich alter Mann sie spielen darf, ist mir eine große Freude.“ Dabei ist Bernd Genz schon seit April 1995 Organist in Reinheim.

    Aber die Orgel aus der Orgelbau-Werkstatt Förster & Nicolaus hat sich verändert.

    Aufwändige Restaurierung
    In der Vergangenheit wurden Orgeln immer wieder umgebaut und dem Zeitgeschmack angepasst. So war es 1960 auch bei der Orgel in Reinheim. Sie sei total verschandelt worden, die hochromantischen Register seien aus- und obertönige Register eingebaut worden, sagt Bernd Genz. „Das klang schrill und tat in den Ohren weh.“ Rund 230.000 Euro hat es gekostet, das spätromantische Orgelwerk in den Zustand von 1928 zurückzuversetzen und der heutigen Zeit anzupassen. Der Großteil von rund 150.000 Euro kam aus dem Kulturetat des Bundes, aus dem Orgelförderprogramm des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der EKHN. Über Orgel-Patenschaften in Reinheim kamen nochmal 30.000 Euro zusammen.

    Die Orgel – das ist Bernd Genz‘ Leben. Mit zwölfeinhalb Jahren hat der heute 66-Jährige, der gebürtig aus Bischofsheim im Landkreis Groß-Gerau stammt, mit dem Orgelunterricht angefangen. Sein Orgellehrer war Organist in der katholischen Kirche. An sein erstes Spiel in der Kirche erinnert Bernd Genz sich noch wie heute: Es war am vierten Advent 1971, das erste Lied war „Macht hoch die Tür“.

    So viele weitere sind hinzugekommen. Mit 17 Jahren erhielt Bernd Genz seine erste Anstellung als Organist in Rüsselsheim, wo er von 1975 bis 1988 spielte. Von 1981 bis 1987 studierte er evangelische Theologie in Heidelberg, absolvierte das erste und zweite Examen. In dieser Zeit nahm er drei Jahre lang Unterricht in Musiktheorie und Komposition bei Professor Hermann Schäfer. In seinem Studium belegte er Komposition als Wahlpflichtfach und gab eine Fuge im Bach’schen Stil ab, eine hochspezialisierte Arbeit, die nur im Musikstudium anerkannt werden kann. Später machte Bernd Genz eine Altenpflegerausbildung, in der er auch seine Frau kennenlernte, mit der er seit mehr als 30 Jahren verheiratet ist, und war fast 18 Jahre bei der Nieder-Ramstädter Diakonie.

    Eigene Art des Orgelspiels
    An der Orgel hat er eine ganz besondere Art des Spiels: Er übe keine Choräle, sagt Bernd Genz, sondern variiere sie und forme sie auf der Orgel, nehme die Liedbilder auf und setze sie in Musik um. „Man kann mich nachts um 3 Uhr wecken, dann spiele ich das Gesangbuch rauf und runter.“ Bernd Genz kennt sämtliche Orgeln des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Neben seiner halben Stelle in Reinheim macht er Vertretung in anderen Gemeinden bis hin nach Mossautal im Dekanat Odenwald. „Ich spiele alles, was möglich ist.“

    Die Musik ist untrennbar mit seinem Leben verbunden. Das Spiel ist Handwerk und Interpretation. In der Komposition findet er seinen Ausdruck, da hört er in sich hinein und lässt seine Gedanken und Gefühle in die Noten einfließen. „Damit lassen sich Empfindungen mitteilen, für die es kaum Worte gibt“, sagt Bernd Genz. Im „Reinheimer Orgelbuch“ hat er zehn größere Kompositionen, die zwischen 1997 und 2021 entstanden sind, zusammengetragen. Voriges Jahr ist seine Orgelfantasia „In Aeternum“ (In Ewigkeit) erschienen. Sie wurde vom Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald finanziell unterstützt und von der EKHN-Stiftung gefördert. Bernd Genz‘ Kompositionen erscheinen in der Edition Dohr, die großen Wert auf Originalität und Akkuratesse legt.

    Komponieren geht überall
    Bleistift, Radiergummi, Spitzer und Papier – mehr braucht er nicht für seine Kompositionen. Wenn die Inspiration da ist, fließt es. Das kann auf dem Fahrrad sein, mit dem er auch an diesem Morgen aus dem Höchster Ortsteil Hassenroth, wo er lebt, nach Reinheim gekommen ist, oder im Wohnwagen. Ein Großteil der Urfassung ist im Herbst 2023 bei einem verregneten Wohnwagenurlaub in Südtirol entstanden. „Das Aufrichten des Reiches Gottes und die Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde gehören zu den wichtigsten Grundaussagen der biblischen Verkündigung und deren Hoffnung für die Christenheit, die – und das ist kein Widerspruch – nicht frei sind von ambivalenten Gedanken und Assoziationen. Sich mit diesen Ambivalenzen musikalisch und theologisch auseinanderzusetzen, war Gegenstand  meiner Komposition“, schreibt Bernd Genz im Vorwort von „In Aeternum“.

    Am Sonntag, 9. März, gibt Bernd Genz an der Reinheimer Orgel eine weitere Erstaufführung zu Gehör – die Sopranistin Kerstin Felke suchte sich aus Psalm 104, der ein Loblied auf den Schöpfer singt, Verse aus, die Bernd Genz in vier Tagen vertonte.

    Außergewöhnliches Konzert
    Bei dem Konzert am Sonntag, 9. März, 17 Uhr, wird der Organist Evert Groen an der Orgel seine Improvisationskunst unter Beweis stellen. Er wird aus den Zuhörervorschlägen am Abend ein Thema aussuchen und dazu an der Orgel improvisieren sowie vier Improvisationen im neuzeitlichen, barocken, französisch-romantischen und deutsch-romantischen Stil darbieten. Es folgen Organist Bernd Genz zusammen mit der Sopranistin Kerstin Felke und der Vertonung des Psalms 104. Abschließend spielen die beiden Organisten zusammen vierhändig an Klavier und Orgel. Einlass ist um 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden für die restaurierte Orgel werden gerne entgegen genommen.

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