Studientag der Notfallseelsorge
„Die Verletzlichkeit der Jugendlichen hat zugenommen“
© Michael RänkerDr. Harald Karutz, Professor für Psychosoziales Krisenmanagement an der Medical School Hamburg, sprach vor den Notfallseelsorgern über „Jugendliche im Einsatz“.27.05.2024 mr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Sie leisten „Erste Hilfe für die Seele“ und bei ihren Einsätzen treffen sie längst nicht nur auf erwachsene, sondern auch auf junge Menschen. Und weil der Umgang mit Teenagern – noch dazu in einer Extremsituation – für Erwachsene im Allgemeinen und für Notfallseelsorger im Speziellen eine ganz besondere Herausforderung sein kann, stand der jüngste Studientag der Notfallseelsorge jetzt unter der Überschrift „Jugendliche im Einsatz“. Das Zentrum Seelsorge und Beratung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie das Katholische Bistum Mainz hatten erneut gemeinsam zu diesem Studientag eingeladen, Veranstaltungsort war dieses Mal die Evangelische Hochschule Darmstadt.
Und auch die neunte Auflage war mit 160 Teilnehmern gewohnt gut besucht, denn die Veranstalter hatten wieder einmal einen profunden Kenner der entsprechenden Materie als Referenten eingeladen: Dr. Harald Karutz ist Professor für Psychosoziales Krisenmanagement an der Medical School Hamburg und steht nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Vater von zwei Kindern und Notfallseelsorger im Thema. Noch dazu hatte Pfarrerin Karin Ritter, Leiterin der Notfallseelsorge im Evangelischen Dekanat Bergstraße und Mitglied des Organisationsteams für den Studientag, dem Auditorium nicht zu viel versprochen: Karutz ist nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft zuhause, sondern mitten im Leben, spricht also eine Sprache, die jedermann versteht.
„Die Verletzlichkeit der Jugendlichen hat zugenommen“, stellte Harald Karutz fest. Zwar wollte er auf keinen Fall von einer „Generation Corona“ sprechen, machte aber mit Ergebnissen repräsentativer Untersuchungen deutlich, dass die Pandemie die psychische Gesundheit von Jugendlichen noch einmal in besorgniserregender Weise negativ beeinflusst hat. Wenn ein Teenager – allerorten auch noch mit Bildern von Klimawandel und Kriegsgeschehen konfrontiert – dann einem akuten Notfallerleben ausgesetzt wird, zum Beispiel durch den Tod eines Elternteils, trifft diese Krise die Jugendlichen in einer besonders verletzlichen Lebensphase. Auch für diejenigen, die Hilfe leisten wollen, stellt dies nicht selten eine Überforderung dar: „Die Kontaktaufnahme ist dann besonders schwierig.“
Wie Kommunikation auch im Zeichen eines schicksalhaften Geschehens gelingen kann, das wurde dann am Nachmittag in sechs verschiedenen Workshop erläutert und vertieft, von denen jeder der Teilnehmenden des Studientages jeweils zwei besuchen konnte. Professor Dr. Harald Karutz zum Beispiel widmete sich dabei der Möglichkeit von Gruppengesprächen mit Jugendlichen nach einem Notfall, während seine Kollegin Corinna Posingies unter dem Titel „Das macht was mit mir!“ die Notfallseelsorger in den Blick nahm und ihnen Bewältigungsstrategien nach herausfordernden Einsätzen mit Jugendlichen vermittelte. Weitere Workshops beschäftigten sich mit Notfällen im schulischen Kontext oder stellten die Krisenintervention in staatlichen Einrichtungen vor.
Dem Referat am Vormittag und den Workshops am Nachmittag vorausgegangen war die Begrüßung der Teilnehmenden durch Pfarrer Andreas Mann, Beauftragter für Notfallseelsorge der EKHN, sowie Markus Reuter, Leiter des Referats Notfallseelsorge im Bistum Mainz. Den geistlichen Impuls hielt Pfarrer Johannes Hoffmann, Pfarrer für Notfallseelsorge in der Stadt Mainz und dem Kreis Mainz-Bingen. Das Organisationsteam für den neunten Studientag der Notfallseelsorge wurde komplettiert von Susanne Fitz, katholische Beauftragte für Notfallseelsorge und Katharina Groß, Spezialvikarin in der Notfallseelsorge Rheinhessen.
Bilder des Studientags stehen zum Download im EKHN-Portal zur Verfügung (Bildnachweis: Michael Ränker):
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