Dekanat Vorderer Odenwald

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    Martin Luther King

    Der heiße Sommer 1968 und die Bürgerrechte

    Hans GentheAuf dem Balkon des Lorrain Motels in Memphis wurde Martin Luther King erschossenAuf dem Balkon des Lorrain Motels in Memphis wurde Martin Luther King erschossen

    Als Martin Luther King am 4. April 1968 in Memphis/Tennessee durch die Kugeln eines weißen Rassisten niedergestreckt wurde, saß der Schock tief. Mit friedlichem Protest statt mit Gewalt wollte Pastor King die Welt verändern. Über den Bürgerrechtler, seinen Namenspatron und das Jahr 1968 hat Pfarrer Geffrey Myers nachgedacht. Myers ist in den USA geboren und lebt in Frankfurt.

    Man schreibt das Jahr 1968. Anfang April klettert das Lied „Sittin´ on the Dock of the Bay“ von Otis Redding auf Platz 1 in den Charts. „Looks like nothin's gonna change / Everything seems to stay the same.“ In Memphis klettert das Thermometer auf 24 °C. Nach einem langen Winter breitet sich der Frühling langsam aus, im Süden blühen die prachtvollen Magnolien. Und die Aussicht auf Friedensverhandlungen im Vietnamkrieg lässt neue Hoffnung aufblühen.

    Gewaltsame Proteste in Frankfurt

    Auf der anderen Seite des Atlantiks – in Frankfurt am Main – brennt es in der Nacht zum 3. April auf der Zeil: Gudrun Ensslin und Andreas Baader legen Brandbomben in den Frankfurter Kaufhäusern Schneider und Kaufhof, um gewaltsam gegen die Napalm-Bombardements der USA in Vietnam zu demonstrieren. Der Anschlag gilt als Geburtsstunde der Rote Armee Fraktion (RAF).

    Martin Luther King besucht Memphis 

    Am selben Tag im April besucht Pastor Dr. Martin Luther King, Jr. die Stadt Memphis im US-Bundesstaat Tennessee, wo er sich dem gewaltlosen Protest der schikanierten und unterbezahlten schwarzen Arbeiter der Stadtreinigung anschließt. In seiner berühmten Rede „I´ve Been to the Mountaintop“ an diesem Abend bestätigt der mutige Bürgerrechtler wieder einmal den Weg des gewaltlosen Widerstands. „Es gibt in dieser Welt keine Wahl mehr zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit. Entweder Gewaltlosigkeit oder Nicht-Existenz. Genau an diesem Punkt stehen wir heute,“ so der Bürgerrechtler.

    In jenem Jahr ist der darauffolgende Tag, der 4. April, ein Donnerstag; eine Woche später liegt Gründonnerstag, drei Tage später Ostern. Nach dem Aufenthalt in Memphis hatte sich King vorgenommen, verlängerte Exerzitien mit dem renommierten Pater Thomas Merton zu machen. Eine nötige Auszeit stand an.

    Von einem weißen Rassisten niedergestreckt

    Während seines Aufenthalts in Memphis übernachtet der Bürgerrechtler King – wie schon etliche Male vorher – im Lorraine Motel. Am frühen Abend des 4. April, kurz vor Sonnenuntergang, verlässt er Zimmer 306 im 1. Stock und geht auf den Balkon. King sieht den Musiker Ben Branch unten im Hof und posaunt fröhlich seinen Liedwunsch für den Abend herunter: „Ben, I want you to play `Precious Lord´ for me. Play it real pretty." „You know I will", erwidert der Saxofonist. Sekunden später, um 18.01 Uhr, fällt der Schuss… 

    Veranstaltungen:
    Myers plant gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Frankfurt in der Alten Nikolaikirche am 3. April einen Gedenkabend sowie am 5. und 6. Mai zwei Abendveranstaltung zu Martin Luther Kings Leben und Werk. Den traditionellen Open-Air-Gottesdienst am Pfingstmontag, 21. Mai, widmet die evangelische Kirche in Frankfurt ganz dem Bürgerrechtler und seiner Bedeutung für heute. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) würdigt Martin Luther King: Für den 22. April ruft sie die Christen dazu auf, in ihren Gemeinden mit einem ökumenischen Abendgebet an ihn zu erinnern. 

    Martin Luther King und Martin Luther

    Viele protestantische Christen halten Martin Luther King als Reformer für bedeutsamer als seinen großen Namensgeber, hat Jeffrey Myers aus Darmstadt beobachtet. Anders als Martin Luther vor 500 Jahren habe der Bürgerrechtler eine kritische, von Abstand gegenüber der staatlichen Gewalt geprägte Haltung eingenommen, sagt der aus den USA stammende Mitarbeiter im Büro für Kommunikationsprojekte der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. Konsequente Gewaltlosigkeit, so habe der Spross einer Pastorenfamilie aus Atlanta argumentiert, befreie nicht nur die Unterdrückten, sondern auch die Unterdrücker. 

    Bei einer Ansprache während seines Deutschlandbesuchs am 13. September 1964 auf der Berliner Waldbühne habe Martin Luther King seinen Namensvetter mit Blick auf seinen beharrlichen Kampf gegen die Unterdrückung gewürdigt, erzählt Myers: „Und unsere einzige Antwort könnte nur die eures großen Reformators Martin Luther sein: ‚Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir’“. 

    Auch am Abend vor seiner Ermordung sei Martin Luther King in einer Ansprache vor streikenden schwarzen Arbeitern der Stadtreinigung von Memphis auf Martin Luther und seinen Thesenanschlag eingegangen. Wieder gab es Gerüchte um mögliche Anschläge auf ihn. Doch trotz der Gefahr betonte der 39-jährige Pastor: „I’ve been to the mountaintop“. Er sei auf der Spitze des Berges gestanden, von wo aus er das Gelobte Land gesehen habe. Deshalb, so Martin Luther King, fürchte er sich nun nicht mehr.

    Noch heute erinnert nicht nur der Martin-Luther-King-Park im Frankfurter Stadtteil Niederursel, sondern auch das Studentenwohnheim Martin-Luther-King-Haus im Stadtteil Schwanheim an den großen Bürgerrechtler und Nobelpreisträger Martin Luther King, Jr.
    Der MLK-Park wurde von 1969 bis 1971 von in Frankfurt stationierten US-amerikanischen Soldaten angelegt. 1971 wurde der Park durch die Entstehung eines etwa 4.800 m² großen, naturnah gestalteten Teichs ergänzt. Im Park, der heute als eine internationale Begegnungsstäte dient, finden sich nicht nur ein Spielplatz, ein Streetball- und Basketballfeld und ein Bolzplatz, sondern auch eine Senioren-Fitnessanlage und mehrere Liegewiesen und Spazierwege sowie eine Hundeauslauffläche. Im Jahr 2001 wurde im Martin-Luther-King-Park eine Gedenktafel aufgestellt, die sowohl an den Namenspatron als auch an die Entstehung des Parks durch US-amerikanische Soldaten erinnert.

    Dieser Artikel nimmt Texte von Jeffrey Meyers auf und ein Gespräch zwischen Meyers mit Alexander Lang in der Evangelischen Sonntagszeitung.

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