Dekanat Vorderer Odenwald

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    Musical „Anatevka“

    Der Abschied lässt auf sich warten

    sru/DekanatFür Andrea Dippon-Meyer ist „Anatevka“ das letzte Musical. Doch die Premiere ist zum dritten Mal verschoben.

    Die Premiere des Musicals „Anatevka“ stand kurz bevor. Doch Omikron hat die Macher*innen in die neuerliche Verlängerung gezwungen. „Anatevka“ ist ein Beispiel für das Platzen von Träumen und Plänen – und dafür, wie es Kulturschaffenden in der Pandemie geht und wie anpassungsfähig sie sind. Für Gesamtleiterin Andrea Dippon-Meyer ist es auch ein Abschied.

    Man könnte fast denken, eine höhere Macht hätte etwas dagegen, dass Andrea Dippon-Meyer die Leitung des Reichelsheimer Musicals aufgibt. Und zwar massiv. Andrea Dippon-Meyer, Leiterin des Jugendchors der Evangelischen Michaelsgemeinde Reichelsheim, hat die Musicals 2002 in Reichelsheim ins Leben gerufen. Mit „Anatevka“ sollte der Kreis nun geschlossen werden. Es wird Andrea Dippon-Meyers letztes großes Musical mit mehreren Aufführungen in der Reichenberghalle in Reichelsheim sein.

    Doch schon wieder ist die Premiere verschoben, zum mittlerweile dritten Mal. Ursprünglich geplant war sie für Herbst 2020. Die ersten Verträge waren schon 2018 geschlossen worden. Dann eroberte die Corona-Pandemie die ganze Welt und zwang die Reichelsheimer Musical-Crew wie so viele andere in die Knie. Lockdown, Kontaktreduzierung, Ende der Proben. Die Premiere wurde von Herbst 2020 auf Herbst 2021 verschoben und dann auf den 21. Januar 2022. Auf die erste Welle folgte die zweite, die dritte, die vierte und jetzt auch noch die besonders ansteckende Virus-Variante Omikron, sodass die Premiere nun am 10. Juni 2022 sein soll. Wer schon Karten hat, und es wurden bereits viele verkauft, kann diese umbuchen oder zurückgeben.

    Unzählige Stunden
    Wie viele schlaflose Nächte Andrea Dippon-Meyer in den vergangen zwei Jahren hatte, kann sie gar nicht mehr zählen. Auch nicht, wie viele Stunden sie – ehrenamtlich – in das Musical gesteckt hat. Bei normalen Produktionen sind es um die 500, bei dieser sind es – nur für die Organisation, ohne Proben – schon weit über 700 Stunden. „Jeden Tag kommt eine neue Herausforderung auf uns zu“, sagt Andrea Dippon-Meyer. Das Team ist damit stets flexibel umgegangen: Anpassung der Proben an die Bestimmungen, Verschiebungen der Termine, neue Sponsoren und Fördermittel, Neubesetzung von Rollen infolge veränderter Lebensumstände und und und. Die meiste Arbeit passiert hinter den Kulissen. „Es ist fantastisch, wie viele Leute mitmachen und Zeit und Energie einsetzen.“

    Musicals leben von vielen Menschen auf der Bühne. Das geht mit Corona nicht. So wurde im Sommer 2021 ein großes Filmprojekt eingeschoben, gefördert aus dem Programm „Kunst geht auf Reisen“. Gedreht wurde auf einem Heuboden in Rohrbach, das Filmdrehbuch umfasste 35 Seiten. Kaum etwas wurde durchgespielt. Die Drehs waren öffentlich. Dieses sezierte Arbeiten – eine neue Erfahrung. Die Szenen wurden nachträglich mit Musik unterlegt, aufgenommen mit Band und Chor im Michelstädter Hüttenwerk. „Wir sind jeden Tag froh, dass wir das gemacht haben“, sagt Andrea Dippon-Meyer. Im vorletzten Bild zieht einer großer Tross über die Reichelsheimer Felder. „Anatevka“ thematisiert das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, es geht um Krieg, Vertreibung und Antisemitismus – und um Liebe.

    Mit Musik aufgewachsen
    1987 hat Andrea Dippon-Meyer in Reichelsheim mit einem kleinen Kinderchor begonnen. In  dem Jahr, in dem ihr Mann Joachim Meyer, Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald, hier zum Pfarrvikar ordiniert worden war. Gebürtig stammt sie – unüberhörbar – aus dem Schwäbischen, aus Weinstadt zwischen Stuttgart und Schwäbisch Gmünd. Aufgewachsen ist sie mit Bach-Kantaten und Kirchenchor. Ihr Vater war Chorleiter im Ort, sie selbst spielte lange Geige im Orchester. Einen Fernseher gab es erst, als sie 14 war. „Statt Pubertät habe ich Orchester gespielt“, sagt die heute 61-Jährige. Sie studierte dann Schulmusik mit Hauptfach Orgel und Dirigieren und im Nebenfach evangelische Theologie in Heidelberg, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte, machte eine Gesangspädagogik-Ausbildung.

    Aus dem kleinen Kinderchor in Reichelsheim wurde unter ihrer Federführung ein Kinder- und ein Jugendchor. Vom Kirchenvorstand der Michaelsgemeinde fühlte sich Andrea Dippon-Meyer gut unterstützt. Er habe ihr freie Hand gelassen und ihr, auch finanziell, immer großes Vertrauen entgegengebracht. In Zusammenarbeit mit dem MichelsChor unter Leitung von Matthias Ernst und dem Gospelchor erst in Groß-Zimmern, später in Münster, gab es große Chor-Orchester-Projekte und Gospelkonzerte. Die kirchenmusikalische Arbeit leuchtet weit über Reichelsheim hinaus.

    Die  aufwändigen Musicalproduktionen begannen 2000 mit der „Zauberflöte“ als Kindertheater in der Reichenberghalle. Dass von Anfang an professionelle Leute wie Harry Hummel (Bühnenbild) dabei waren – ein Glücksfall. 2002 folgte „Anatevka“, 2004 „Fame“, 2006 „Fairy Queen“, 2008 „Honk“ – von da an übernahm Andrea Priemer die Regie. Vom ersten Augenblick an waren „die beiden Andreas“ das Herz der Musicalproduktionen. Auch Grazyna Feldkeller (Kostüme) ist schon lange dabei. Seit 2016 ist  Melanie Day für die Choreografien verantwortlich. 2010 kam dann „Oliver!“, 2012 „Sofies Welt“, 2014 „Once Upon a Mattress“, 2016 „Aida“ und 2018 „Grimm!“. „Wir haben immer versucht, etwas zu machen, was mit dem Vorgänger nicht vergleichbar war“, sagt Andrea Dippon-Meyer.

    Talentschmiede Musical
    Die Musicals sind in doppelter Besetzung, damit viele junge Leute – 60 sind aktuell dabei – eine Chance haben. Aber es geht um viel mehr als um die Aufführungen auf der Bühne. Es geht um Nachwuchsförderung und Talent, um Beziehungen, Vertrauen und Gemeinschaft. Und um einen langen Atem. Junge Leute sollten befähigt werden, bestimmte Rollen zu übernehmen – stimmlich und darstellerisch. „Wir ermutigen junge Leute immer zum Vorsingen, auch aus der zweiten Reihe“, sagt Andrea Dippon-Meyer. „Positive Überraschungen gab es regelmäßig.“

    Das Erarbeiten des Stoffs gleicht einem Marathonlauf: Es gibt ein Ziel, auf das alle Beteiligten  über lange Zeit hin arbeiten. Viele sind schon lange dabei, andere, die inzwischen woanders leben, kommen extra für die Musicals zurück.

     

    Weitere Infos zum Jugendchor und den Musicals: www.jugendchor-reichelsheim.de, auf Facebook und Youtube

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