Dekanat Vorderer Odenwald

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    Risikopatientin

    Corona hat Folgen für junge Menschen

    Getty Images/TunataraStändig zu Hause bleiben, um so eine Ansteckung mit dem gefährlichen Coronavirus zu verhindern, ist für viele eine ungewohnte Situation.

    Frankfurt. Caro ist 26 Jahre alt und fast an Covid-19 gestorben. Die 38-jährige Melanie zählt zur Gruppe der Risikopatienten. Die Angst, sich mit dem Virus zu infizieren, lässt sie nicht los.

    Corona ist ein Virus, an dem nur ältere Menschen schwer erkranken. Dieser Glaube hält sich bei vielen hartnäckig. Dass dies falsch ist, betont Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts. Die 26-jährige Caro hat das am eigenen Leib erfahren. Sie erkrankte von einem auf den anderen Tag an Covid-19, bekam hohes Fieber, starken Husten. »Eigentlich dachte ich vorher: Na ja, wenn ich Corona kriege, dann habe ich halt so ein bisschen Erkältungssymptome, weil ich jung bin und keine Vorerkrankungen habe. Das macht mir schon nicht so viel. Und dann war es aber tatsächlich so, dass ich für zwei Wochen in der Klinik war, zwischendurch auch auf der Überwachungsstation, weil es mir einfach sehr schlecht ging, ich eine starke Lungenentzündung hatte«, erzählt die junge Frau.

    Der Tod war auf einmal eine mögliche Option

    Zwischenzeitlich sei es unklar gewesen, ob sie sterben müsse. Als es ihr besonders schlecht ging, erzählt Caro, habe sie gebetet: »Es gab einen Abend, da ging es mir wirklich nicht gut. Und ich hab’ gebetet und wusste, so, so viele andere Leute beten auch für mich. Und es hat sich auf einmal angefühlt, als ob ich wesentlich weniger Fieber hätte, obwohl es noch genauso hoch war. Das war wirklich wie so ein himmlischer Energie-Boost«, erzählt Caro.

    Kein anderes WG-Mitglied erkrankt

    Nicht nur für sie waren es schwere Wochen. Auch für ihre Freunde. Wo sie sich mit dem Virus infiziert hat, ob bei der Arbeit in einem Darmstädter Krankenhaus oder in ihrer Freizeit und vor allem bei wem, weiß niemand. Caro wohnt in einer WG mit acht anderen jungen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Eine davon ist Hannah: »Wir haben jeden Tag darauf gewartet, auch zu erkranken, wussten nicht, wie es weitergeht.« Aber nichts passierte. Keines der anderen WG-Mitglieder erkrankte an dem Virus. »Als Caros Vater, der Arzt ist, uns erzählte, dass er nicht wisse, ob er seine Tochter wiedersehen werde, ist mir und dem Rest von uns der Ernst der Lage bewusst geworden. Der Tod war auf einmal eine mögliche Option, über die ich mir vorher kaum Gedanken gemacht habe«, sagt Hannah.

    Die Angst ist immer da

    Ein Gefühl, dass Melanie gerade täglich begleitet. Die 38-Jährige leidet an Morbus Crohn. Weil ihr Immunsystem zu stark ist und den eigenen Körper bekämpft, erhält sie alle vier Wochen eine Behandlung, die das Immunsystem medikamentös runterfahren soll. Und das genau in einer Zeit, in der jeder versucht, seine Abwehrkräfte zu stärken. Die Angst, krank zu werden, ist immer da, sagt sie. »Wenn ich abends im Bett liege, denke ich daran, wie es für meine Tochter sein wird, wenn sie ohne ihre Mutter aufwächst«, erzählt Melanie. Gedanken wie dieser kommen, auch wenn es aktuell keinerlei Anzeichen gibt, dass sie krank ist. Und auch sonst ist sie keine Frau, die sich schnell einen Schnupfen einfängt. In ihrem Kopf aber habe sich festgesetzt, dass sie früher oder später auf der Intensivstation landen werde.

    Früher hatte sie ein offenes Haus

    Aus dem Haus geht sie kaum noch. Einkaufen war sie seit Wochen nicht. Einzig ab und an einen kleinen Spaziergang unternimmt sie mit ihrem Mann und ihrer siebenjährigen Tochter. Dabei sah ihr Leben vor Corona ganz anders aus. Das Haus der Familie stand für Freunde und Bekannte immer offen, dort wurde viel und oft gefeiert. Die viele Zeit, die Melanie nun gezwungen ist, mit sich zu verbringen und die ungewohnte Stille um sie herum, mag die 38-Jährige gar nicht. Immer wieder spürt sie depressive Schübe in sich aufsteigen.
     Stefanie Bock

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