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    Braucht der Islam eine Reformation?

    Hans Genthe / ekhnBraucht der Islam eine Reformation?v.l.n.r. Friedmann Eißler, Abdel-Hakim Ourghi, Nushin Atmaca, Bekir Alboga

    Braucht der Islam eine Reformation? Das war das Thema einer Veranstaltung der Reihe „Streitzeit“ beim Evangelischen Kirchentag am 26. Mai. Auf dem Podium in der Berliner Sophienkirche nahmen drei Vertreter des muslimischen Glaubens Platz, ein Islamwissenschaftler, eine Vertreterin des liberalen Islam und der Vorsitzende der größten islamischen Vertretung DiTiP.

    Der Titel lege nahe, dass der Islam noch keine Reformation gehabt habe und eine brauche, sagte Moderator Friedmann Eißler von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in seiner einleitenden Begrüßung. Schon mehrfach habe der Islam Aufbruchsbewegungen erlebt, die die alten Interpretationsmuster aufbrechen wollten. Das mache die Reformbedürftigkeit des Islam zu einem wichtigen Thema. Jedoch sei auch im Reformationsjahr kein historischer Vergleich zwischen Christentum und Islam beabsichtigt. 

    Die „Generation des Erlaubten und des Verbotenen“

    „Im Körper des Islam wütet eine Krankheit, die geheilt werden muss“, provozierte gleich zu Anfang Abdel-Hakim Ourghi. Zu behaupten, der Islam habe nichts mit Gewalt zu tun, rechnet der Freiburger Islamwissenschafter zur „Dynamik des Verdrängens“. Es gäbe eine „Chronologie der Gewalt des Islam“. Viele der heutigen Muslime rechnet Ourghi zur „Generation des Erlaubten und des Verbotenen“, die sich den Christen überlegen fühle. Der Islam bedürfe einer Reform, die mit den westlichen Werten vereinbar sei. „Wir brauchen Muslime, die den Mut haben, sich infrage zu stellen und sich auseinnderszusetzen. 

    Reformen seien sogar schon im Koran angelegt. So heiße es in Sure 11,88: „Ich will nichts anderes als Reform zu betreiben.“ Viele Begriffe im Koran legitimierten eine Reform des Islam, hieß es vom Podium. Und tatsächlich habe es im 18. und 19. Jahrhundert Vorreformen im Islam gegeben, die aber in islamistischen Auffassungen gemündet seien. „Wir Muslime leben immer noch im Geist des 11. und 13. Jahrhunderts, solange wir bestimmte Gelehrte nicht infrage stellen.“ Der Freiburger Professor forderte eine kritische Lektüre des Koran, wie sie in der christlichen Theologie mit der Bibel längst selbstverständlich sei.

    DiTiB gibt sich modern und flexibel

    „Religion braucht Wissenschaft und Vernunft“, überraschte Bekir Alboga die Kirchentagsbesucher in der gut gefüllten Sophienkirche. Der Generalsekretär der DiTiB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), des größten Moscheevereins, der aber nur einige Prozent der Muslime in Deutschland vertritt,  lobte die islamischen Wissenschaftler, die in der Türkei bestens ausgebildet würden. Er respektiere jedoch  nur Kritik, die „konstruktiv“ sei und nicht gegen den Islam argumentiere. Schon im 19. Jahrhundert habe es Reformbestrebungen gegeben, wie 1926 die weltliche Gesetzgebung in der Türkei, den türkische Laizismus oder das lateinische Alphabet. Die Tradition des Zusammenlebens in einem laizistischen Staat hätten die Türken aus ihrer Heimat mit nach Deutschland gebracht. 

    Pluraler inner-islamischer Diskurs

    Nushin Atmaca kritisierte die Vorstellung, dass es nur die eine, die westliche Moderne gäbe. Die Entwicklung verlaufe nicht automatisch in dieselbe Richtung. „Es gibt unterschiedliche Formen von Modernität“, sagte die Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes. In Europa wisse man nur wenig über die islamische Geistesgeschichte. Der Islam trage durchaus kritische Stimmen in sich. Mit dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches zu Beginn des 20. Jahrhunderts scheine aber der Mainstream des islamischen Denkens stehengeblieben zu sein. „Jetzt propagiert die vorherrschende fundamentalistische Lesart den einen wahren Islam und unterdrückt die Vielfalt des Islamischen Glaubens.“ 

    Heftige Wortgefechte 

    Auf die scharfe Frage des Moderators Friedmann Eißler an den DiTiB-Generalsekretär, wie die praktischen Lebensanweisungen mit den Menschenrechten und den Normen in Deutschland und Europa vereinbar seien, antwortete Bekir Alboga, die DTIB-Gemeinden lebten die moralethischen Grundsätze, praktizierten diese aber nicht. In der muslimischen Gemeinschaft gäbe es auch keine Diskussion, ob man die Scharia wiederbeleben sollte. Der Freiburger Religionswissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi widersprach heftig:  Viele Bestimmungen aus dem Koran passten nicht mehr in unsere Zeit: „Die Menschenrechte stehen über den Religionen.“ Der Islam müsse reformiert werden. „Uns hilft als Muslime, wie die Christen mit dem Problem der Gewalt umgegangen sind.“

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