Dekanat Vorderer Odenwald

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    Auszeichnung

    Beistand in der Not

    sru/DekanatFür sein langjähriges Engagement in der Notfallseelsorge wurde Pfarrer Michael Fornoff aus Groß-Zimmern mit dem Goldenen Kreuz der Notfallseelsorge ausgezeichnet.

    Er ist ein Mann der ersten Stunde: Seit es die Notfallseelsorge im Landkreis Darmstadt-Dieburg gibt, ist Michael Fornoff dabei. Dafür wurde er mit dem Goldenen Kreuz der Notfallseelsorge ausgezeichnet. In diesem Jahr hatte er noch ein weiteres Jubiläum: Er ist seit 35 Jahren Pfarrer in Groß-Zimmern.

    Im Laufe eines Lebens gibt es viele Momente, die man nicht vergisst. Schöne wie traurige.  Als Michael Fornoff zum ersten Mal als Notfallseelsorger rausfährt, wird er zu einem Unfall in Dieburg gerufen. Eine Frau stirbt kurz darauf, eine andere ist schwerstverletzt. Michael Fornoff, seit 1989 Gemeindepfarrer in Groß-Zimmern, machte gerade ein Praktikum bei der Polizei, das gehört zur Notfallseelsorge-Ausbildung dazu – und überbrachte den Angehörigen die Unfallnachricht. Später wird er die Gestorbene auch beerdigen.

    Mehr als 25 Jahre ist das her.

    Anfang der 1990er Jahre entstanden erste Notfallseelsorgesysteme; die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) spielte hierbei eine nicht unerhebliche Rolle. Nach der ICE-Katastrophe von Eschede am 3. Juni 1998 wurde die Notfallseelsorge deutschlandweit systematisch aufgebaut. 1999 richtete das damalige Evangelische Dekanat Groß-Umstadt – heute Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald – eine halbe Pfarrstelle ein und besetzte sie mit Winfried Steinhaus. Die Geburtsstunde der Notfallseelsorge im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

    Der Groß-Zimmerner Pfarrer Michael Fornoff ist von Anfang an dabei. Bis 2012 ist er aktiver Notfallseelsorger. Dann engagiert er sich im Dekanatssynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Dekanats, und ist dort bis 2022 für die Notfallseelsorge zuständig. Im Februar 2019 übernimmt er die stellvertretende Leitung der Notfallseelsorge und 2020, nach dem Ausscheiden von Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun, die kommissarische Leitung. Immer neben dem Gemeindepfarramt. Susanne Fitz ist die katholische Kollegin, denn die Notfallseelsorge ist ökumenisch ausgerichtet. Unterstützt werden die beiden von einem ehrenamtlichen Leitungsteam. Koordinatorin für die südhessischen Notfallseelsorgesysteme ist seit diesem Jahr Julia Kratz; sie wurde kürzlich in einem Gottesdienst in Darmstadt eingeführt.

    Notfallseelsorge verändert sich
    Der Fachkräftemangel bei Pfarrerinnen und Pfarrern macht auch vor der Notfallseelsorge nicht halt. Die EKHN hat daher die Anzahl der Pfarrstellen in der Notfallseelsorge von neun auf drei gekürzt. Kein gutes Signal, wie Michael Fornoff findet: „Der Bedarf an seelischer Begleitung wird größer, und die Kirche zieht sich immer weiter zurück.“ Im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald gibt es daher Überlegungen, wie die Stelle trotzdem besetzt werden kann, auch wenn es nicht genügend Pfarrpersonen gibt.

    Rund 70 Einsätze hat die Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg jährlich. Die Hauptarbeit liege darin, Todesnachrichten zu überbringen und Menschen beizustehen, deren Angehörige Suizid begangen haben. Manchmal werden Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger auch zu Unfällen gerufen, jedoch die häufigsten Einsätze sind bei Reanimationen, welche teilweise erfolgreich sind, meistens aber nicht gelingen. „Es geht um Stabilisierung in der akuten Not-Phase.“ Oft werde die Notfallseelsorge auch gerufen, weil keiner da sei, denn nicht jeder Mensch habe Angehörige oder gute Bezugspersonen. Was ihm auffällt, ist, dass die Suizide in den letzten Jahren zugenommen haben, vor allem auch bei jüngeren Menschen.

    Gut sei, dass die Notfallseelsorge sich etabliert habe und innerhalb der Rettungskette stärker wahrgenommen werde, sagt der 63-Jährige – wie etwa beim Projekttag am Max-Planck-Gymnasium in Groß-Umstadt. Da berichtete die Notfallseelsorge aus ihrem Arbeitsfeld, ebenso wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.

    Michael Fornoff formuliert vor jedem Einsatz ein Gebet – um den Menschen Hilfe zu sein und die Situation besser einschätzen zu können – und um sich selbst zu stärken, weil es mit Gott noch eine andere Stelle gibt. „Ich kann nicht die ganze Welt heilen, aber ich kann helfen, akut in einer Situation zu stabilisieren“, sagt er. „Wenn mir das gelingt, habe ich meine Aufgabe erfüllt und kann auch wieder loslassen.“

    Zu dem Ort in Dieburg, an dem Michael Fornoff seinen ersten Notfallseelsorge-Einsatz hatte, sind mit den Jahren viele weitere Orte dazu gekommen. „Man lernt, auch damit umzugehen und das Leid ein Stück weit auszuhalten“, sagt er. „Es lässt sich nicht rückgängig machen, aber das Leid in ein Gebet packen, Worte und Rituale des Abschieds finden, das lindert.“

    Neuer Ausbildungskurs
    Im Herbst beginnt ein neuer Ausbildungskurs zur Mitarbeit in der Notfallseelsorge und Krisenintervention. Die Ausbildung umfasst vier Module und eine begleitete Hospitationsphase an insgesamt fünf Wochenenden von September 2024 bis Februar 2025. Die Teilnehmenden erhalten durch den Kurs eine gute Vorbereitung für ihren Dienst. Wer Interesse hat, meldet sich beim Leitungsteam: Susanne Fitz, Tel. 0176 12539065, E-Mail: susanne.fitz@bistum-mainz.de oder Pfarrer Michael Fornoff, Tel. 0172 6665653, E-Mail: michael.fornoff@ekhn.de.

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