Dekanat Vorderer Odenwald

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    Neue Glocken

    Aus drei mach sechs

    Michael Merbitz-ZahradnikFür die Kirchengemeinde ein Jahrhundertereignis: Die evangelische Kirche in Groß-Zimmern bekommt in diesem Jahr sechs neue Bronzeglocken.

    Für die evangelische Kirchengemeinde Groß-Zimmern ist es ein Jahrhundertereignis. Die alten Stahlglocken werden durch neue Bronzeglocken ersetzt und von drei auf sechs erhöht. Ein Förderverein sammelt seit Jahren Geld für die neuen Glocken. Am 16. Mai werden sie gegossen – es fährt ein Bus von Groß-Zimmern in die Glockengießerei. Am Reformationstag, 31. Oktober, sollen sie das erste Mal läuten.

    Jürgen GünsterEine der alten Stahlglocken in Groß-Zimmern.

    Sie sind oft nicht zu sehen, dafür aber weithin zu hören: Kirchenglocken rufen zu Gebet, Gottesdienst oder Beerdigung, sie verkünden die Uhrzeit oder alarmieren die Menschen. Die evangelische Kirchengemeinde Groß-Zimmern verfügt derzeit über drei Glocken, deren Tage nun gezählt sind. Die ursprünglichen Bronzeglocken wurden im Ersten Weltkrieg bis auf eine abgeholt und eingeschmolzen, um daraus Waffen herzustellen – ein Prozedere, das sich in den meisten Kirchen in den Kriegen so vollzogen hat. Vom früheren Dekan August Knodt, der 41 Jahre lang bis zu seinem Tod 1927 Gemeindepfarrer in Groß-Zimmern war, ist überliefert, dass er gesagt haben soll: „Und die krieje se net.“ Gemeint ist: Er ließ Eisenglocken anfertigen, die nicht zur Waffenproduktion taugten und also auch nicht geholt werden konnten, wie Pfarrer Michael Fornoff berichtet.

    Das Problem mit den Eisenglocken: Ihre Lebenszeit ist deutlich kürzer als die von Bronzeglocken und liegt nur bei 80 bis 100 Jahren. Hinzu kommt, dass ihr Klang bei Weitem nicht so voll ist wie der von Bronzeglocken.

    Glockenförderverein sammelt fleißig Geld
    „Es war klar, dass wir in absehbarer Zeit etwas tun müssen“, sagt Michael Fornoff. Am 7. März 2019 gründete sich der Glockenförderverein unter Vorsitz von Jürgen Günster. Mit viel Fantasie und Fleiß sammelt der Verein seither Geld für die neuen Bronzeglocken. Rund 180.000 Euro sind mittlerweile über Mitgliedschaften, Spenden und dem Erlös aus verschiedene Veranstaltungen zusammengekommen.

    Klar war für Pfarrer Fornoff auch, dass es nicht mehr nur drei Glocken sein sollen, sondern sechs. Zumal das bei den Kosten letztlich auch nicht mehr die große Rolle spiele, da allein die drei großen Glocken schon über zwei Tonnen wiegen, wie er erklärt, und die Kosten sich vor allem nach dem Gewicht berechneten. „Der Schritt ist minimal.“ Da der alte Glockenstuhl aber nur auf die drei bestehenden Glocken ausgerichtet ist, wird nochmal ein kleinerer Glockenstuhl obenauf gesetzt. Die Schallläden müssen ebenfalls nachgebessert werden. Der Pfarrer rechnet mit rund 350.000 Euro Gesamtkosten. Neben den Spenden gibt es einen Zuschuss vom Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für die künstlerische Gestaltung. Den Rest zahlt die Kirchengemeinde.

    Die neuen Glocken werden nicht nur ein Ausrufezeichen der Kirche sein, sie verändern auch das Klangbild in Groß-Zimmern für die nächsten Jahrhunderte. „Sie müssen mit den katholischen Glocken harmonieren“, sagt Jürgen Günster. Deshalb gab es Schwingungsmessungen und eine Abstimmung mit der katholischen Kirche inklusive Glockenturmbesuch. Die neue Läuteordnung ist in Arbeit. Der Orgel- und Glockensachverständige der EKHN, Thomas Wilhelm, begleitet den Prozess von Anfang an und hat auch die Stimmung der neuen Glocken vorgeschlagen.

    Künstlerische Gestaltung der neuen Glocken
    Alle sechs Glocken werden künstlerisch gestaltet und mit einem Bibelzitat oder einem Psalmvers sowie gestalterischen Ornamenten wie etwa der Lutherrose, Friedenstauben, Schmetterlingen, betenden oder segnenden Händen und dem Umlaufband „Ev. Kirchengemeinde Groß-Zimmern 2025“ versehen. Über die Gestaltung der Glocken hat sich die Kirchengemeinde viele Gedanken gemacht und die Künstlerin Carmen Stahlschmidt beauftragt. Die größte Glocke wird die Reformationsglocke sein. Sie trägt die Inschrift „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ und ist mit einer Lutherrose versehen. Sie wiegt eine Tonne und hat einen Durchmesser von 1,15 Meter. Die weiteren Glocken sind die Auferstehungsglocke, die Friedensglocke, die Vaterunserglocke, die Segensglocke und die Ökumeneglocke. Diese ist die kleinste Glocke mit 150 Kilogramm Gewicht und einem Durchmesser von 60 Zentimetern; sie trägt die Aufschrift „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“. Im Gemeindebrief „Regenbogen“ stellt Michael Fornoff die Entwürfe der Reihe nach vor.

    Der Pfarrer will mit den neuen Glocken ein positives Signal setzen: „Man braucht auch Projekte, die im Veränderungsprozess der Kirche zeigen: Wir geben nicht alles auf und sind nur noch Totengräber.“ Der Zeitpunkt könnte nicht günstiger sein, schließlich feiert die evangelische Kirche in Groß-Zimmer in diesem Jahr ihren 550. Geburtstag. „Ich freue mich schon, wenn die neuen Bronzeglocken eingebaut sind und dann noch nachhallen“, sagt Jürgen Günster. „Die alten sind so schrill, die tun einem in den Ohren weh.“

    Glockenguss – Präsentation – Einbau – Geläut  
    Die neuen Bronzeglocken werden am Freitag, 16. Mai, bei der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn bei Herborn gegossen. Der Glockenförderverein organisiert eine Fahrt mit einem Reisebus dorthin. Seit 1590 wird die Glocken- und Kunstgießerei Rincker von Familienhand geführt und ist damit laut Homepage das älteste Unternehmen dieser Art in Europa. Dort wurden seinerzeit auch die alten Eisenglocken gegossen.

    Am Erntedankfest am 5. Oktober werden die neuen Glocken in der Kirche präsentiert, in den Tagen danach werden sie in den Glockenstuhl gehoben und zum Reformationsgottesdienst mit Propst Stephan Arras am 31. Oktober, 19 Uhr, sollen alles sechs neuen Bronzeglocken ertönen – so wie es die neue Läuteordnung für Festgottesdienste vorsieht.

    Wer dieses Projekt der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Zimmern unterstützen, etwas spenden oder dem Glockenförderverein beitreten möchte, meldet sich bei dessen Vorsitzendem Jürgen Günster, E-Mail: juergen@guenster.eu, Telefon: 06071/738950, Mobil: 0173/7851870.

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