Kreuzwort
Dem Unrecht widerstehen
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19.05.2022
sru
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In der feministischen Theologie wurde diese vermeintlich christliche Art gelehrter Wehrlosigkeit und Duldung in Bezug auf Gewalt gegen Frauen zur Genüge problematisiert und auseinander genommen. Im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine wird dieser Text von manchen pazifistisch Gesinnten jedoch gerade gerne zitiert und als Aufforderung zu absoluter Gewaltfreiheit verstanden. Aber passt das wirklich?
Als ich vor kurzem in einer christlich-muslimischen Gruppe zur Lektüre von Bibel und Koran meinen Widerwillen über diesen Text kundgab, da schauten mich einige der muslimischen Teilnehmenden, Männer wie Frauen, ganz erstaunt an: Sie würden diesen Text gar nicht im Kontext von Krieg oder Gewaltlosigkeit lesen. Sie fänden ihn wunderschön. Hier ginge es doch um die Überwindung des Ego, darum, auch bei Verletzungen und Kränkungen seine unverletzliche Würde zu bewahren und nicht klein bei zu geben. Ich war verblüfft und hätte sie umarmen können.
Mir gefällt dieses ungewöhnliche Verständnis des Textes. Er fordert dazu auf, sich nicht weg zu ducken, sondern standhaft zu bleiben: die eigene Würde, das eigene Haupt hochhalten, inklusive linker Backe. Das schließt überhaupt nicht aus, sein Land und Leben und das Leben anderer vor Gewalt und Ungerechtigkeit zu schützen und sich so weit wie möglich zur Wehr zu setzen, so wie es in der Ukraine gerade passiert.
Margit Binz, Pfarrerin für Ökumene im Dekanat Vorderer Odenwald, margit.binz@ekhn.de
Das Kreuzwort erscheint im "Main-Echo".
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