#Kirche2060
Online first wegen Corona
Andrea von FournierLioba Diez (links) und Anja Siebert-Bright vor einem Szene-Café – wahrscheinlich einer ihrer Einsatzorte nach der Pamdemie.26.05.2020 esz Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Gehen wir doch dahin, wo sie sich tummeln!«, schlug Lioba Diez einst entschlossen vor. Mit sie meinte die Pfarrerin junge Erwachsene, Kirchenferne, neugieriges urbanes Volk. Und diese Gruppe trifft sie viel zu selten im Kirchengestühl von erhabenen Gotteshäusern. Deshalb haben sich Lioba Diez und ihre Kollegin Anja Siebert-Bright etwas Neues überlegt. Die Theologinnen sind seit langem in der Hauptstadt tätig und kennen sich. Im Januar starteten sie ihre Unternehmung »Spirit and Soul« – Geist und Seele. Dafür verließen sie den Gemeindepfarrdienst.
Im Raum der Kirche geistliches Start-up
Das Unterfangen ist ein Wagnis, ein geistliches Start-up im Raum der Kirche. Es gibt kein Büro mit fester Adresse, lediglich eine Postanschrift bei einer der beiden Frauen, und eine Struktur – alles mit ungewissem Ausgang. Das haben Start-ups so an sich. Die Zielgruppe haben die beiden Akteurinnen klar definiert: urbane junge Erwachsene zwischen Mitte 20 und Mitte 30 in den Berliner Kiezen Neukölln und Friedrichshain. Das sind junge, hippe Stadtbezirke.
Junge urbane Menschen suchen sehr wohl Spiritualität
Im Frühjahr 2019 skizzierten die Pfarrerinnen zunächst mal auf zwei Seiten ein Konzept. Das Szenario der Freiburger Studie, dass die Kirche bis 2060 etwa die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren wird, war Ausgangspunkt der Überlegungen. Beide Frauen trieb die Erfahrung um, dass junge Menschen in der Stadt sehr wohl auf der Suche nach Spiritualität sind. Kann ihnen Kirche Angebote machen, die ihre Fragen beantworten, Sehnsüchte stillen, die noch dazu ganz praktisch handhabbar sind und Schritt für Schritt zu beidseitig erhofften Zielen führen?
Wegen Corona: Internetangebot hat Vorrang
Sie wollten durch die Treffpunkte, die Szene der jungen Menschen ziehen, Kristallisationsorte der Jugend wie das Tempelhofer Feld durchstreifen. Doch schon kurz nach dem Start stoppte die Corona-Pandemie das umtriebige Duo. Nun bauen sie zuerst die Internet-Schiene auf und füttern sie mit Angeboten. Sie sind nicht unzufrieden mit dem bisher Geschafften. Viel schneller als geahnt gibt es eine attraktive Website, ein passendes Logo dafür ist auch schon da.
Meditation mit einem Gegenüber
Und das Angebot »Meditation mit Gegenüber«. Das sei ein schönes Angebot für Einkehr, Stille, Selbstklärung, Ankommen in der Gegenwart und Begegnungen. Ist man klassisch bei der Meditation oft allein mit sich, gibt es nun durch ein Gegenüber auch die Möglichkeit zu fragen, zum Nachspüren, zum Rollenwechsel. Die Rückmeldungen sind positiv.
Von Andrea von Fournier
Zu finden sind die Berlinerinnen unter der Adresse www.spiritandsoul.org.
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