Dekanat Vorderer Odenwald

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    Jugend

    Jugend im Krisenmodus? Evangelische Jugendarbeit stärkt Selbstwirksamkeit

    Bildquelle: @evjugend.sjpa.mainz, gettyimages tortoonStadtjugendarbeit in MainzOffene Türen für junge Leute in Mainz - auf ihre Anliegen gehen Stadtjugendpfarrer Matthias Braun (rechts) und sein Team ein

    Laut einer Studie haben 68 Prozent der jungen Menschen Angst vor einem Krieg in Europa. Auch der Klimawandel, die Inflation und die Spaltung der Gesellschaft bereitet ihnen Sorge. Das Team des Stadtjugendpfarramts in Mainz signalisiert den Jugendlichen, dass sie gebraucht und gewollt sind. Auf dieser Grundlage entwickeln die jungen Menschen aktiv eigene Projekte.

    Seit über 20 Jahren erleben Jugendliche Krisen – ob Wirtschafts- und Finanzkrisen, Fluchtbewegungen, Klimawandel, die Pandemie – und jetzt der Ukraine-Krieg. Laut der Studie „Jugend in Deutschland – Sommer 2022“ wirke sich das auch auf eine verschlechterte psychische Gesundheit junger Leute aus. 45 Prozent der Befragten leiden unter Stress, 35 Prozent haben mit Antriebslosigkeit zu kämpfen, auch Erschöpfung, Depressionen und Hilfslosigkeit werden zum Teil wahrgenommen. Auch der Mainzer Stadtjugendpfarrer Matthias Braun erlebt, dass die Pandemie ihre Spuren hinterlassen hat: „Der Mangel an Kontakten wirkt sich aus.“

    Empfehlungen für die seelische Gesundheit

    Jugendliche zur Selbstwirksamkeit ermutigen

    Um passend auf die Anliegen der Mainzer Jugendlichen einzugehen, stimmt er sich regelmäßig mit der Evangelischen Psychologischen Beratungsstelle in Mainz ab. „Hier erhalten wir für unsere Arbeit große Zustimmung. Aus therapeutischer Perspektive wird uns immer wieder signalisiert, wie wichtig es ist, dass Jugendliche die Erfahrung von Selbstwirksamkeit machen.“ Gerade als die Jugendlichen über den Krieg in der Ukraine gesprochen hatten, haben sie zunächst ihre Hilflosigkeit benannt. „Deshalb ist eine Frage ganz wichtig: Wo bleibe ich wirkungsvoll?“ berichtet Pfarrer Braun. Gemeinsam hatten die Jugendlichen schließlich die Idee zu einem Jugendgottesdienst mit dem Thema „a piece of peace“ (ein Stück des Friedens) entwickelt. Während des Gottesdienstes hatten sie sich mit den Besucherinnen und Besuchern ausgetauscht, wo jeder selbst ein Friedensbote oder eine –botin sein kann. Beim Jugendkirchentag der EKHN ab 16. Juni in Gernsheim will sich die evangelische Jugend aus Mainz mit sozialpolitischen Themen beteiligen. Da die jungen Menschen auch der Klimawandel umtreibt, können sie ihre Ideen in dem neu gegründeten Arbeitskreis „Nachhaltigkeit“ einbringen.

    „Du bist gewollt“

    Bevor die Jugendlichen aktiv werden, hat Jugendpfarrer Braun allerdings einen anderen zentralen Punkt ausgemacht: „Wenn wir uns während der Pandemie digital oder jetzt direkt treffen, signalisieren wir als Team: Du bist wie du bist und was du bist. Du bist herzlich willkommen, du bist hier gebraucht und gewollt. Und du kannst dich hier weiterentwickeln.“ Pfarrer Braun und seine Kolleg:innen machen deutlich, dass die Türen des Jugendpfarramtes offen sind, dass dort Menschen verlässlich da sind und ein offenes Ohr haben. So hatten die Jugendliche beispielsweise zu Beginn des Krieges in der Ukraine zunächst kein Bedürfnis darüber zu sprechen. „Sie wollten bei uns einfach durchatmen.“ Im Laufe der Zeit habe sich das von allein geändert und die Idee zum Jugendgottesdienst sei entstanden.

    Aufmerksamkeit schenken

    Nachdenklich reagiert Pfarrer Braun auf das positive Feedback beispielsweise nach einer Jugendleiter:innen-Schulung, einer der Teilnehmenden teilte mit: „Seit Wochen mal wieder ein schönes Wochenende gehabt.“ Dieser Satz lässt auch eine große Not erahnen. Pfarrer Braun ist sich bewusst, dass er nicht alles auffangen kann. Aber: „Wir waren aufmerksam für das, was die Jugendlichen zu sagen hatten, wir haben zugehört und ihnen beispielsweise spielpädagogische Methoden an die Hand gegeben, die sie als Jugendgruppenleiter:innen später gut gebrauchen können“, berichtet der Stadtjugendpfarrer.

    Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen

    Doch die hoffnungsvollen Erfahrungen aus der evangelischen Jugendarbeit scheinen im Widerspruch zu der aktuellen Jugendstudie zu stehen. Danach rangiert der Glaube bei der Frage nach der Sinngebung auf dem letzten Platz. Familie, Ziele im Leben und Erfolg haben, belegte hingegen die ersten Plätze.  Matthias Braun zeigt Verständnis: „Als Jugendlicher hätte ich wahrscheinlich auch nicht angegeben, dass mir mein Glaube Kraft gibt, auch wenn ich mal ein Stoßgebet gesprochen habe.“ Matthias Braun empfiehlt mit Blick auf die Statistik, „religionssensibel“ zu werden und erklärt: „Wenn ich hier sehe, dass die Familie bei den Jugendlichen einen hohen Stellenwert hat, kann das auch religiöse Aspekte wie das Erleben von etwas Heilem, von Ganzheit, von Gemeinschaft beinhalten.“ Die Sprache traditioneller, christlicher Formulierungen wie im Heidelberger Katechismus passe dagegen meist nicht mehr zur emotionalen Realität der Menschen. Wer fühlt sich tatsächlich getröstet, wenn er hört, dass der „einzige Trost im Leben und im Sterben“ sei, mit Leib und Seele „meinem getreuen Heiland Jesus Christus“ zu gehören? Deshalb regt Pfarrer Braun an: „Die Bedürfnisse, den Wunsch nach Zusammengehörigkeit, die in der Jugendstudie deutlich werden, sollte die Kirche übersetzen. Das heißt: Zuhören. Ernst nehmen, was die Jugendlichen sagen. Fragen, was sie brauchen. Das haben sie verdient.“

    Kirche für Jugendliche

    Jugendkirchentag der EKHN

    Evangelisches Stadtjugendpfarramt Mainz

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