Der nächste Schritt in Sachen Neuausrichtung der Evangelischen Kirche in der Region ist gemacht: Mit sehr großer Mehrheit (bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung) verabschiedete die Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald bei ihrer Tagung in der Reichenberghalle seinen Gebäudebedarfs- und -entwicklungsplan, kurz: GBEP. Im Prozess „ekhn2030“ sind alle Dekanate angehalten, die kirchenfinanzierte Baulast ihrer Gebäude um 20 Prozent zu reduzieren. Dies geschieht mittels Kategorisierung in A (finanzielle Unterstützung wie bisher), B (finanzielle Unterstützung nur so, dass Gebäude sicher, warm und trocken bleiben) und C (ab 2027 keine Zuweisungen von der Landeskirche mehr). Dabei wurden die Kirchen, die Gemeindehäuser, die Pfarrhäuser und sonstige Immobilien unter die Lupe genommen und entsprechend eingeteilt, wobei der besondere Augenmerk auf dem Erhalt der historische Kirchen liegt und die Kategorie C nicht zwangsläufig einen Verkauf bedeutet.
Präses Ulrike Laux zollte den Arbeitsgruppen ihre „Hochachtung für die geleistete Arbeit“ und dankte allen, die „so viel Zeit und Herzblut in den Prozess investiert haben“. Seit Januar 2024 hätten sie sich vielfach getroffen und „mit einfühlsamem Blick auf das Wohlergehen aller“ den vorliegenden Plan ausgearbeitet. „Das Ergebnis ist besser als das vorgegebene Ziel“, sagte Ulrike Laux. 20 Prozent Einsparung waren von der Landeskirche vorgegeben, 20,7 Prozent wurden erreicht. Nun wird der beschlossene GBEP der Kirchenleitung zur kirchenaufsichtlichen Genehmigung vorgelegt. Sobald diese erteilt ist, können Baumaßnahmen in Angriff genommen werden.
Neues Mitglied im Dekanatssynodalvorstand
Die Synodalen wählten den Groß-Zimmerner Pfarrer Michael Fornoff mit sehr großer Mehrheit zum neuen Mitglied des Dekanatssynodalvorstands, dem Leitungsgremium des Dekanats. Pfarrer Martin Stenzel war nach vierjähriger Tätigkeit aus familiären Gründen ausgeschieden.
Eröffnungsbilanz und Doppelhaushalt
Die Kommunen haben es schon vollzogen, auch die Evangelische Kirche geht weg von der kameralistischen hin zur doppischen Haushaltsführung. Peter Stoffel, im Dekanatssynodalvorstand zuständig für die Finanzen, stellte die Eröffnungsbilanz vor und den Entwurf für den Doppelhaushalt 2026/27. Wie in den Haushalten zuvor machten die Kindertagesstätten den größten Brocken im Haushalt aus – nämlich 90 Prozent, so Stoffel. Der Haushalt für 2026 hat ein Volumen von 25,1 Millionen Euro. Von 10 Euro flössen 7,01 Euro in die „Arbeit am Kunden“, wie Peter Stoffel es formulierte. Die Synodalen gaben dafür grünes Licht. Die Aufwendungen für die FSJ-Stelle im Dekanat wurden für 2026/27 und 2027/28 ebenfalls bewilligt. Alle FSJler*innen, die bisher da waren, waren ein Geschenk“, sagte Dekanatsjugendreferentin Manuela Bodensohn, die die FSJler*innen vorrangig betreut.
Verabschiedung von Bärbel Simon
„Eine Frau, die durch Kompetenz, Leidenschaft und Herzblut gleichermaßen überzeugt hat“ – so beschrieb Gerd Held, im Dekanatssynodalvorstand für die Diakonie zuständig, Bärbel Simon, die langjährige Leiterin der Regionalen Diakonie Odenwald. Sie wurde von der Synode mit anhaltendem Applaus verabschiedet, da sie zum Jahresende in den Ruhestand geht. Gerd Held erinnerte an ihre beruflichen Anfänge in der freien Wirtschaft, als Bankkauffrau und später Betriebswirtin bei einer Bank. Um näher an den Menschen zu sein, studierte sie Sozialarbeit, baute dann eine Schuldnerberatungsstelle auf, arbeitete mit Geflüchteten im Landkreis Darmstadt-Dieburg und später im Wurzelwerk in Groß-Umstadt, einer gemeinnützigen Gesellschaft für Qualifizierung und Beschäftigung von Menschen, die sich auf dem Arbeitsmarkt schwer tun, bis sie Leitung der Regionalen Diakonie Odenwald übernahm und zur zentralen Anlaufstelle für Beratung machte. Sie habe immer den Kontakt gepflegt, sei langjährig mit dem Dekanat Vorderer Odenwald verbunden gewesen und habe vielen neue Projekte angestoßen – etwas beim Generationennetz in Reichelsheim oder der interkulturellen Woche im Odenwald. Kurzum: Sie habe vielen Menschen eine Perspektive gegeben. Bärbel Simon dankte gleichsam für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung und endete mit einem nachdenklichen Appell: „Bitte behalten Sie die Regionale Diakonie und die kirchliche Sozialarbeit im Auge!“
Begrüßung und Würdigung
Zu Beginn der Synode erinnerte die Reichelsheimer Pfarrerin Charlotte Voß in ihrer Andacht, von Dekanatskantor Matthias Ernst musikalisch begleitet, an die Novemberpogrome 1938. „Wir stehen an einem Kipppunkt“, sagte die Pfarrerin. „Keinem Menschen sollte die Würde abgesprochen werden.“
Samuel Stauß wurde als neuer Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat eingeführt, ebenso Helge Metzner als neuer Dekanatskantor. Dekan Joachim Meyer würdigte Martina Stein aus Dieburg, die seit mehr als 25 Jahren als Prädikantin Gottesdienst gestalte. „Ich nehme gerne Gottes Wort in meinen Mund und teile es mit anderen“, sagte Martina Stein. Es sei ihr wichtig, „die Menschen im Gottesdienst wahrzunehmen“.
Mit einem Impuls der stellvertretenden Dekanin Evelyn Bachler startete der Austauschprozess der Synodalen über Kirche unter den neuen Rahmenbedingungen.
Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es besteht aus 76 Personen und vertritt 40 Kirchengemeinden mit knapp 46.000 Mitgliedern zwischen Babenhausen und Reichelsheim.