Wer ins Dekanatszentrum im Darmstädter Schloss in Groß-Umstadt kommt, sieht schon im Hof, ob der neue Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Büro ist. Mit Beginn der Tätigkeit hat Samuel Stauß (32) sich ein neues Rennrad gekauft und radelt seitdem von Dieburg, wo er mit seiner Familie lebt, nach Groß-Umstadt. „Ich liebe meinen Arbeitsweg, weil man übers Feld bei Semd der Sonne entgegen fährt und an Kühen, Schweinen und Hühnern vorbeikommt.“ Der Sport lässt sich so ganz einfach in den Alltag integrieren und Einkaufen für eine regionale Ernährung – auch das ist auf dem Arbeitsweg möglich.
Nachhaltige Mobilität, Digitalisierung, Friedens- und Konfliktbearbeitung sowie Antirassismus waren bisher seine Themenschwerpunkte und passen perfekt zu seinem neuen Arbeitsbereich. In den ersten Wochen war er viel unterwegs und hatte viele Begegnungen. Immer auch mit Blick darauf, wie die Bedarfe und Wünsche sind.
Spannender Lebensweg
Samuel Stauß stammt gebürtig aus dem Schwarzwald. Nach dem Abitur absolvierte er einen Freiwilligendienst in Peru – eine Zeit, die ihn in seinem Glauben und auf seinem Lebensweg stark geprägt hat. Er lebte dort in einer Familie, deren Frömmigkeit ihn nachhaltig beeindruckte. „Glauben bedeutet für mich das Vertrauen darauf, dass das, was ich meinem Leben tue, die Entscheidungen, die ich treffe und das Ziel, worauf wir Menschen hinleben, nicht alleine schaffen muss, sondern dass es jemanden gibt, der bei all dem mit dabei ist“, sagt der 32-Jährige.
Samuel Stauß überlegte, Priester zu werden und studierte katholische Theologie in Freiburg, wo er seine Frau Elisabeth kennenlernte und die dann nach Bonn wechselte. Nach Studienende folgte ihr nach. Von 2018 bis 2022 arbeitete Samuel Stauß beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Erzdiözese Köln. Es war just die Zeit, in der die MHG-Studie, die wissenschaftliche Untersuchung über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, veröffentlicht wurde. Der flächendeckende Missbrauch in der Katholischen Kirche war für Samuel Stauß ein Schock, der Umgang damit seitens des Erzbistums Köln unter Kardinal Rainer Maria Woelki in der Öffentlichkeit nicht minder. Der BDKJ startete in dieser Zeit die Kampagne „katholischsternchen“, „bei der wir ausbuchstabiert haben, was katholisch sein aus Jugendverbandssicht bedeutet“, sagt Samuel Stauß. Es kam immer wieder zu Konflikten zwischen dem Jugendverband und dem Erzbistum, doch strukturell änderte sich im Grunde nichts.
Austreten wollte Samuel Stauß nicht, aber er wollte nicht mehr für die Katholische Kirche arbeiten. So machte er eine Ausbildung zum Friedens- und Konfliktberater und wechselte 2022 zum Konsortium Ziviler Friedensdienst (ZFD) in Bonn, zu dem unter anderem Brot für die Welt und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gehören und das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert wird. Hier war er international als Koordinator für Wissensmanagement tätig. Um näher bei den Eltern seiner Frau zu sein, die in Dieburg leben, zog die Familie, zu der außerdem die beiden Töchter Salome (4 Monate) und Noemi (4 Jahre) gehören, im Sommer nach Dieburg. Der Kita-Platz ist direkt um die Ecke, die neue Stelle kam on top. Eine gute Fügung.