am Bahnhof Zoo in Berlin haben sich Menschen unter einer Brücke ihre Betten gerichtet. Auf Matratzen liegen ordentlich gefaltete Bettdecken. Es sieht kuschelig aus. Ein Mann liegt am hellichten Tag auf seiner Matratze. Er hat die Decke über den Kopf gezogen und versucht zu schlafen. Menschen hasten an ihm vorbei auf dem Weg zum Bus oder zur U-Bahn.
Unweit der Emmaus-Kirche am Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg wohnen Menschen in Zelten unter einer Brücke. Ich haben Ihnen das Bild mitgebracht. Vor den Zelten stehen Stühle und Fahrräder, Kochtöpfe, Salz und Pfeffer. In einem Topf ist ein Rest Nudelsuppe. Die Zelte sind verschlossen. Entweder die Bewohner*innen schlafen noch an diesem kühlen Morgen oder sie sind unterwegs.
Das Dekanat war auf einer selbstorganisierten Fortbildung in Berlin. Wir hatten viele Gespräche und Eindrücke. Wir waren im Bundestag, in der Emmaus-Kirche, bei midi, der Zukunftswerkstatt von Kirche und Diakonie, beim Jerusalemsverein, und wir waren in Berlin unterwegs. Die Schnelligkeit und Vielfalt der Stadt, die Größe, der Lärm, die Gerüche gehen mir nach. Manche Bilder – die von Zelten und Matratzen – machen mich betroffen. Machen mich demütig. Weil es mir und uns so gut geht. Machen mich traurig. Weil es nicht allen in unserem Land und auf der Welt gut geht.
Insofern finde ich es bescheuert, dass alle, auch die, die es nicht brauchen, einen Energiezuschlag erhalten sollen. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat das Gießkannenprinzip der Bundesregierung kritisiert.
Ukraine-Krieg, Woche 35, Corona-Krise, Woche 136.
Meine Kollegin sagte, dass es in dem kleinen Zeltdorf unter der Brücke am Lausitzer Platz bestimmt auch Gutes gibt. Diesen Gedanken habe ich gar nicht gedacht, sondern war ganz in meiner Betroffenheit versunken. Bestimmt gibt es auch hier Geschichten von Menschen, die sich lieben und zusammenhalten. Die zusammen Nudelsuppe kochen und lachen und auf ihren Stühlen vor ihren Zelten sitzen und die Abendsonne genießen.
Vieles ist so sehr eine Frage des Blickwinkels. Und es hilft, ihn beständig zu überprüfen.
Nun noch ein paar Tipps:
Armut. Ach was!? Öffentliche Online-Diskussionsrunde mit Kai Klose, hessischer Minister für Soziales und Integration, am Mittwoch, 2. November, 17 bis 18.30 Uhr. Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt der Diakonie Hessen, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck. Anmeldung bis Mittwoch, 26. Oktober, unter https://seminare.diahe.de/de/classes/view/919.
Flyer
Nachwuchs gesucht: Der Chor der Evangelischen Kirchengemeinde Babenhausen sucht Sänger*innen und solche, die es lernen wollen. Probe ist immer mittwochs um 19.30 Uhr im Gemeindehaus. Flyer
Antisemitismus – wie war das eigentlich bei den Kirchen? Darum geht es bei dem Fachtag „Alles auf Anfang?“ – Die Kirchen und der Antisemitismus nach 1945” am Montag, 7. November, 10 bis 16.30 Uhr, im Haus am Dom in Frankfurt. Anmeldung
Die Zukunftswerkstatt midi (s.o.) bietet interessante Fortbildungen. Zum Beispiel am Mittwoch, 26. Oktober, 13 bis 14 Uhr, die Präsentation der Studienergebnisse „Digitale Communities“ via Zoom und am Montag/Dienstag, 14./15. November, die Herbsttagung „Balsam für die Seele. Glaube in unsicheren Zeiten“, ebenfalls via Zoom. Zum Stöbern: https://www.mi-di.de/
Musikalisches Abendlob: Die Pastoralräume Otzberger Land und Bachgau (vormals Katholisches Dekanat Dieburg) laden am 13. November zur gemeinsamen Gestaltung eines musikalischen Abendlobes nach St. Bartholomäus Groß-Zimmern ein. Die Anreise ist ab 14.30 Uhr möglich, die gemeinsame Probe beginnt im Gemeindesaal um 15 Uhr. Um 18 Uhr wird das Abendlob mit Psalmvertonungen, Chorsätzen zum Stundengebet und stimmungsvollen Abendliedern gestaltet. Anschließend gibt es einen gemeinsamen Ausklang. Um Anmeldung bis 31. Oktober an regionalkantorat.darmstadt@Bistum-Mainz.de wird gebeten.
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Bleiben Sie gesund und behütet,
Ihre Silke Rummel
Der nächste Newsletter erscheint am Donnerstag, 3. November 2022. Hinweise bitte an presse-vorderer-odenwald@ekhn.de.