Dekanat Vorderer Odenwald

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    Passionszeit

    Zuversichtlich trotz Krisen

    Quelle: gettyimages, MordolffFrauen pflanzen KiefernPropst Albrecht ist vielen Menschen begegnet, die mit großer Liebe und all ihrer Kraft sich für Menschen und für die Schöpfung einsetzen (Symbolbild)

    Klimakrise, Attentate und vielleicht eine persönliche Krise – all das kann Anlass zur Sorge geben. Oliver Albrecht, der Propst für Rhein-Main, hat eine andere Perspektive und sagt: „Ich bin voller Hoffnung.“ Anlass seiner Aussage ist die beginnende Passionszeit, die die evangelische Fastenaktion unter das Motto „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“ gestellt hat.

    EKHN / Volker RahnDer neue Propst für Süd-Nassau: Oliver AlbrechtPropst Oliver Albrecht

     Am 26. Februar beginnt die Passions- und Fastenzeit. Viele Protestanten wollen dann nicht nur auf Süßigkeiten verzichten, sondern auch auf pessimistische Gedanken. Die evangelische Fastenaktion „7 Wochen ohne“ ermuntert in diesem Jahr dazu, Zukunftsangst und Misstrauen zu überwinden. Für den ein oder anderen ist das möglicherweise keine leichte Aufgabe angesichts von Nachrichten über den Klimawandel, Krankheitserreger oder politische Verwerfungen. Wie lässt sich da Zuversicht für die Zukunft schöpfen?  Oliver Albrecht, der Propst für Rhein-Main, blickt den Herausforderungen ins Auge und ist dennoch voller Hoffnung. In einem Interview erklärt er, was die Grundlage für seine zuversichtliche Haltung ist.

    Die diesjährige evangelische Fastenaktion steht unter dem Motto „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus.“ Was geht Ihnen dazu durch den Kopf?

    Propst Oliver Albrecht: Wenn Fasten bedeutet mit etwas für eine Zeit aufzuhören, was man sehr häufig und vielleicht auch zu gerne macht, dann können sich vielleicht auch Menschen, die – mit tausend guten Gründen! – Pessimisten sind, einmal für 7 Wochen auf das Experiment „Zuversicht“ einlassen. Das geht ja vorbei.

    Der Schriftsteller Jonathan Franzen wirkt nicht ganz so zuversichtlich.  In einem Essay geht er von einer „Klima-Apokalypse“ aus. Er glaubt nicht daran, dass sich Menschen global in ihrem Lebensstil einschränken, dass sie die Wirtschaft tiefreifend verändern werden. Er plädiert dafür zu akzeptieren, „dass das Unheil eintreten wird.“ Was lösen in Ihnen solche Worte als gläubiger Christ aus?

    Propst Oliver Albrecht: Dass das Unheil eintreten kann, gehört für mich als Christ zur Realität. Glaube heißt doch: mit dem Unheil irgendwie klarkommen, nichts mehr schönreden müssen. Ich lebe auch nicht 7 Wochen und gerne noch länger in „Zuversicht“, weil ich so optimistisch bin, dass wir Menschen das am Ende gut hinbekommen. Sondern weil ich weiß, dass der Schöpfer der Welt auch ihr Erlöser ist.

    Jonathan Franzen schlägt allerdings auch angesichts der Klimakrise vor, neu darüber nachzudenken, was es heißt, Hoffnung zu haben. Er hat eine „Ethik des Trotzdem“ vor Augen. Was wären Ihre Impulse angesichts der Klima- und Umweltkrise?

    Propst Oliver Albrecht: Eine „Ethik des Trotzdem“ ist für mich eine gute Übersetzung für „Christliche Hoffnung“. Da ist immer das „Trotzdem“ drin. Und mein Impuls wäre: die Endlichkeit der Welt und meines persönlichen Lebens, das ist eine Befreiung und keine Einengung oder gar Verängstigung. Ich sage: Gott sei Dank geht das alles nicht ewig so weiter! Und wer das begreift, für den wird plötzlich jeder Augenblick kostbar. Jede Sekunde wird ewig wichtig und wenn ich mich heute einsetze für andere Menschen, für etwas Gutes, dann hat das Bedeutung für die Ewigkeit. Denn das wird am Ende die wichtigste Frage sein: Für was hast Du Dein Herz verloren, für wen Dich engagiert?

    Auch in der Bibel wird an mehreren Stellen die Apokalypse erwähnt. Wie deuten Sie diese biblischen Stellen vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Lage? 

    Propst Oliver Albrecht: Es ist vollkommen falsch, mit dieser ganzen Apokalypse und dem Ende der Zeit den Menschen Angst zu machen.  Das war auch nicht die Idee von Jesus. Für die Bibel ist Apokalypse Kritik an Macht und Gewalt. Sie sagt: Nicht Waffen und Gewalt, sondern die Liebe wird am Ende das letzte Wort haben. Und deswegen hat sie für Christenmenschen schon das erste Wort, in allem Tun und Reden.

    Woraus lässt sich angesichts der gegenwärtigen Situation mit ihren Konflikten, politischen Verwerfungen und Umweltproblemen Zuversicht schöpfen?

    Propst Oliver Albrecht: Ich frage provozierend einmal andersherum: warum sollten wir denn keine Zuversicht haben? Ich bin in diesem noch jungen Jahr so vielen Menschen, Kirchengemeinden, Initiativen begegnet, die mit großer Liebe und all‘ ihrer Kraft sich für Menschen und für unsere Schöpfung einsetzen, dass mir abends noch beim Nachdenken über meinen Tag die Tränen kamen. Ich bin voller Hoffnung! Und selbst wenn wir diese Erde nicht mehr retten können, dann war es doch das Beste, so zu leben, dass Tag für Tag die Liebe siegt.

    Viele Menschen sind zudem mit privaten Herausforderungen konfrontiert: schweren Krankheiten, kaum erträgliche Bedingungen am Arbeitsplatz oder unglückliche Partnerschaften. Was legen Sie Menschen in schwierigen Lebenssituationen ans Herz, um wieder Zuversicht zu erfahren?

    Propst Oliver Albrecht: Ja, das ist ja genau das Problem: dass wir erstmal unser eigenes, wunderbares und trauriges Leben hinbekommen müssen. Dass wir abends todmüde ins Bett fallen und froh sind, wieder mal alles wenigstens so einigermaßen hinbekommen zu haben – aber keinen Schritt zur Rettung der Welt usw. geschafft haben.
    Was mir persönlich hilft: Betend die Bibel lesen, Gemeinschaft mit anderen Menschen und Musik. In dieser Reihenfolge.

    Kate Schapira, Dozentin von der Brown University in Rhode Island, hat festgestellt, dass der Klimawandel einige Menschen psychisch belastet. Was würden Sie als Seelsorger betroffenen Menschen mit auf den Weg geben?

    Propst Oliver Albrecht: Na, ich würde mal ganz frech entgegnen: wen der Klimawandel nicht psychisch belastet – der hat doch viel eher seelsorgerlichen Beratungsbedarf und kann sich gerne bei mir melden.

    Was sind die Quellen Ihrer Zuversicht?

    Propst Oliver Albrecht: Der Glaube an Gott, der Israel aus Ägypten herausgeführt und Jesus von den Toten auferweckt hat. Da kann ich mich jeden Tag drüber freuen.

    Was finden Sie in dieser Welt richtig gut, was erfreut Ihr Herz?

    Propst Oliver Albrecht: Meine Frau und meine Familie.
    Meine Freunde beim Wasserball und im Hauskreis.
    Meine Kirche, diese wunderbar freie EKHN.
    Mein Akkordeon und meine Trompete.
    Mein Fahrrad und meine Wanderschuhe.

    Vielen Dank für das Gespräch.

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