Dekanat Vorderer Odenwald

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    Bildungskonferenz der EKHN

    Die interreligiöse Gretchenfrage

    EKHN/RahnProfessor Alexander-Kenneth Nagel: Reichen Plattformen zum Dialog?Professor Alexander-Kenneth Nagel: Reichen Plattformen zum Dialog?

    Rund 90 Interessierte gingen bei der dritten gesamtkirchlichen Bildungskonferenz der Frage nach, wie sich die zunehmende Vielfalt der Religionen auf die Praxisarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auswirkt.

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    Christine Noschka und Volker Jung bei der Bildungskonferenz Kirchenpräsident Jung bei der Bildungskonferenz

    Die Welt wird heute kleiner und andere Kontinente und Staaten rücken näher zusammen. Längst ist klar: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Und mit den Menschen aus anderen Ländern kommen auch andere Religionen. Doch wie mit dieser zunehmenden Vielfalt des Glaubens in der Kirche, ihren Einrichtungen und im Religionsunterricht umgehen? Das war die Frage, die sich rund 90 Pädagogen und Interessierte unter der Überschrift „Religiöse Pluralisierung“ bei der dritten gesamtkirchlichen Bildungskonferenz der EKHN am Montag (15. Juni) in Darmstadt stellten.

     

    Mehrzahl der Migranten sind Christen

     

    Hauptreferent Alexander-Kenneth Nagel zeigte zunächst auf, welche religiöse Buntheit die Zuwanderungsbewegungen in Deutschland hinterlassen. Überraschend: Die Mehrzahl der Menschen, die in Europa ein neues Zuhause suchen, sind Christen. Aber natürlich gehören auch Muslime und viele weitere Glaubensrichtungen dazu, erklärt der Göttinger Professor für Religionswissenschaft, der sich auf die sozialwissenschaftliche Erforschung von Migrationsphänomenen spezialisiert hat. Nagel bezeichnet es denn auch als Herausforderung, „religiöse Pluralisierung“ von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Neue Kontakte zu gestalten, sei zentral, um eine „vernetzte Vielfalt“ entstehen zu lassen.

     

    Sinnliche Erfahrungen sind wichtig

     

    Die Möglichkeiten hierzu seien so vielfältig wie die Religionen selbst, sagt Nagel. Intellektuelle Dialogveranstaltungen gehörten genauso dazu wie Friedensgebete, Tage der offenen Tür oder Stadtteilfeste. Wichtig seien dabei vor allem sinnliche Erfahrungen mit der anderen Kultur wie etwa ein gemeinsames Essen. Als schwierig empfindet Nagel es, wenn bei religiösen Veranstaltungen wie Friedensgebeten manchmal „im vollen Bewusstsein“ christliche Traditionen dominierten und beispielsweise Gebetsformen der beteiligten anderen Religionen in den Hintergrund stellten. 

     

    Plattformen zum Dialog sind nicht genug

     

    Aktuell sieht der Hochschullehrer eine der spannendsten Entwicklungen im Entstehen multireligiöser Räume der Stille. Hier „materialisiert“ sich nach Nagel, wie sich eine Gesellschaft das Zusammenleben der Religionen heute vorstelle. In einem eigenen Forschungsprojekt baute er auch selbst einen multireligiösen Raum mitten in der Innenstadt von Essen auf. Der Sinn: Passanten sollten sich vorstellen, wie sie es finden, wenn genau hier eine Moschee, Synagoge oder Kirche stünde. Der Bau erntete vielfältige Reaktionen: vom ratlosen Blick über Zustimmung bis zur Auffassung, dass es sich sicher um eine religionskritische Kunstaktion handele. Das Experiment zeigte: Die Vielfalt der Religionen provoziert eine Vielfalt an Antworten. Und Nagel stellte der evangelischen Kirche am Ende auch die interreligiöse Gretchenfrage: „Reicht es, nur Plattformen zum Dialog der Religionen zur Verfügung zu stellen oder muss es nicht doch mehr sein?“

     

    Begegnung mit anderen Religionen längst Alltag

     

    Zuvor hatte Christine Noschka, Dezernentin des Dezernats 1 für kirchliche Dienste und Verantwortliche für die Tagung, dargestellt, dass der Umgang mit anderen Religionen in der kirchlichen und pädagogischen Arbeit heute zum Alltag gehöre. Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung hatte in einem geistlichen Impuls zum Tag klar gemacht, dass „man dem eigenen Glauben nicht untreu wird, wenn man sich für andere öffnet“. Und: Im Dialog ließe sich erst richtig begreifen „wo der andere steht und wer man selbst ist“.

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