„wenn ich nicht durch Zeugnisse aus der Heiligen Schrift oder mit klaren oder hellen Gründen überzeugt werde – denn weder dem Papst noch den Konzilien allein kann ich glauben, weil sie sich häufig geirrt und sich selber widersprochen haben –, so bin ich an mein Gewissen und an das Wort Gottes gebunden. Ich kann und will daher nicht widerrufen, weil es gefährlich ist und die Seligkeit bedroht, gegen das Gewissen zu handeln. Gott helfe mir, Amen.”
Das sind die Worte, die Martin Luther 1521 auf dem Reichstag zu Worms zu Kaiser Karl V. und den Kurfürsten sprach. Zuvor hatte man ihn gefragt, ob er seine Schriften widerrufen wolle.
Mit diesem Zitat beginnt die Einleitung zu dem Buch „Die Macht des Gewissens – Von Sokrates bis Sophie Scholl” von S. Fischer-Fabian, erschienen 1987. Ich habe es als Jugendliche geschenkt bekommen, mir gewünscht, selbst gekauft... ich weiß es nicht mehr. In jedem Fall hat es mich beeindruckt. Das Thema, die Biografien, die Gewissensfrage.
Martin Luthers Aussage finde ich äußerst bemerkenswert und, obschon 500 Jahre alt, gnadenlos aktuell. Nur Zeugnisse aus der Heiligen Schrift oder „klare und helle Gründe” können ihn überzeugen. Nicht aber der Papst oder die Konzilien, denn die handeln widersprüchlich, haben sich schon geirrt – und sind damit unglaubwürdig. Luther ist an sein Gewissen und an das Wort Gottes gebunden. Gegen sein Gewissen zu handeln sei gefährlich und es „bedroht die Seligkeit”.
Übertragen auf die heutige Zeit ist es auch ein knallhartes Bekenntnis zu Demokratie und Gerechtigkeit.
Es luthert allerorten. Am kommenden Wochenende wird in Worms das Jubiläum 500 Jahre Luther und der Wormser Reichstag gefeiert (dazu weiter unten mehr). Hätte es Martin Luthers Thesenanschlag, seine Bibelübersetzung und seine Standfestigkeit nicht gegeben, wäre die Geschichte vermutlich anders verlaufen.
Corona-Krise, Woche 57.
Es sind gute Zeiten, um sich mit Büchern zu befassen. Das lenkt davon ab, dass unser äußeres Leben immer breiiger wird, beherrscht von Inzidenzen, Impfen und Irritationen. Die Nachrichtensendungen lenken auch ab von diesem seltsamen Zeitgefühl, dem Murmeltierdenken, dem Vakuum-Eindruck. Stellt die CDU oder die CSU den Kanzelerkandidaten? Wer wird es? Söder oder Laschet? Es ist ein trauriges Spektakel, das sich da vollzieht. Mit Gewissen hat es wenig zu tun, aber viel mit Macht und Meinung – und mit Demontage.
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Und hier kommen meine Tipps:
Eine interessante Analyse zur Situation der grünen Kandidat*in-Findung, gespiegelt mit der mäßig guten Situation in CDU/CSU findet sich hier.
Hier ist ein Artikel zum Haare raufen, denn er zeigt die unlogischen Corona-Bestimmungen und die Bedeutung der Krankheitsübertragung in Innenräumen.
Zwei große Theolog*innen sind gestorben: Nachrufe zu Uta Ranke-Heinemann und Hans Küng
Das Medienhaus der EKHN bietet eine Reihe interessanter Schulungen an. Wer mehr darüber wissen möchte, schaut hier.
Dezentral und digital: Das Programm für den Ökumenischen Kirchentag vom 13. bis 16. Mai steht! Für manche Veranstaltungen gilt der Anmeldeschluss 26. April. Stöbern Sie doch mal auf https://www.oekt.de/
„Alte“ Themen, neues Format: Die Themenreihe „Die Frauen der Bibel mit Bildern, Texten und Gesprächen (neu) entdecken“ wird digital fortgesetzt. Termine: Donnerstag, 6. Mai: Mütter der Bibel; Mittwoch, 2. Juni: Geschwister der Bibel; Mittwoch, 8. Juli: Maria aus Magdala, jeweils 18 bis 20 Uhr. Anmeldung erforderlich. Kontakt: karin.jablonski@ekhn.de
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Bleiben Sie gesund,
bleiben Sie behütet,
Ihre Silke Rummel
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