Dekanat Vorderer Odenwald

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    Herbstsynode

    „Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt“

    sru/DekanatSeit zehn Jahren in der ehrenamtlichen Verkündigung: Dekan Joachim Meyer würdigte Dr. Waltraud Frassine, Matthias Casties und Corinna Delp (von links) sowie Liane Steigerwald und Iris Zeuner (nicht auf dem Bild).

    Das Dekanat Vorderer Odenwald befasste sich auf seiner Herbstsynode schwerpunktmäßig mit der evangelischen Friedensethik und den deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine. Zu Gast war Daniel Untch vom Zentrum Oekumen der EKHN. Vier Prädikantinnen und ein Prädikant wurden gewürdigt. Sie sind seit zehn Jahren in der ehrenamtlichen Verkündigung.

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    Braucht die Friedensethik einen Neustart? Wie kann heute eine überzeugende christliche Friedensethik angesichts des Ukraine-Kriegs aussehen? Mit diesen in ihrer Andacht zu Beginn der Herbstsynode formulierten Fragen stiegen Pfarrerin und stellvertretende Dekanin Evelyn Bachler sowie Pfarrerin Michaela Meingast direkt in das Schwerpunktthema des Abends ein, musikalisch begleitet von Dekanatskantor Matthias Ernst.

    „Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt“, sagte Daniel Untch, Referent für Friedensbildung im Zentrum Oekumene der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Es gehe um einen gerechten Frieden, denn Gerechtigkeit und Frieden gehörten in biblischen Texten immer zusammen. Sein Input zur Evangelischen Friedensethik auf der Herbstsynode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald am Freitagabend in Wiebelsbach basierte auf zwei Schriften der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): das Grundlagendokument von 2009 und die EKD-Synodenresolution von 2019.

    Gewaltfreiheit vs. rechtserhaltender Gewalt
    Untch differenzierte zwischen Gewaltfreiheit, die eingeübt werden müsse, und rechtserhaltender Gewalt. Die Grundannahme sei hier, dass der Frieden auf Recht beruhe. Demnach gebe es Situationen, die Gewalt erfordern, um Recht wiederherzustellen oder zu bewahren.

    „Evangelische Friedensethik ist nicht pazifistisch“, sagte Untch. „Der Einsatz von Gewalt ist unter bestimmten Voraussetzungen legitim.“ In der evangelischen Friedensethik gibt es hierfür sechs Kriterien, die erfüllt sein müssen, um den Einsatz von Gewalt zu legitimieren.

    Darf Deutschland an die Ukraine Waffen liefern?
    Untch erläuterte diese Kriterien am Beispiel der deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine. Durch den Angriff Russlands sei der „Erlaubnisgrund“ gegeben, ebenso die „Autorisierung“, da sowohl Deutschland als auch die Ukraine demokratisch verfasst seien. Die Ukraine werde militärisch angegriffen, daher sei es nachvollziehbar, dass die Ukraine (Gegen-)Gewalt als äußerstes Mittel einsetze. Auch das Kriterium „Unterscheidungsgrund“ sei erfüllt, da die Ukraine ihr eigenes Territorium verteidige und davon auszugehen sei, dass sie zivile Personen und Infrastruktur schone. Strittig hingegen ist für ihn die Frage der „richtigen Absicht“. Die Evangelische Friedensethik besagt, dass der Gewalteinsatz dazu dienen solle, die Bedingungen für ein gewaltfreies Zusammenleben wiederherzustellen. Ob das nun konkret heiße, mit Russland zu verhandeln oder aber es militärisch zu besiegen, das bleibe eine Frage der Interpretation. Auich die Frage der „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ und der „Verhältnismäßigkeit der Folgen“ sei strittig. Da es sich um einen aktuellen Krieg handle, sei die Verhältnismäßigkeit der Mittel schwer zu beurteilen. Was die Verhältnismäßigkeit der Folgen anbelange, so gebe es die Gefahr der nuklearen Eskalation, die nicht ausgeklammert werden dürfe.

    Darf Deutschland im Ukraine-Krieg Waffen liefern? Diese Frage ist auch bei evangelischen Christen höchst umstritten. Der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus geht es vor allem darum, Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen, aber auch darum, Differenzen und Dilemmata aufzuzeigen. „Viele möchten einfache Antworten, am besten im Ja-Nein-Schema. Ich mache da nicht mit.“ Der EKD-Friedensbeauftragte Friedrich Kramer lehnt Waffenlieferungen ab, weil er befürchtet, „dass sich Deutschland Verhandlungsoptionen für die Zeit nach dem Krieg verschließt“.

    Differenzierende Position als Auftrag
    „Vielleicht ist genau das der Auftrag der Evangelischen Kirche – in einer aufgeheizten Debatte eine differenzierende Position einzunehmen“, sagte Daniel Untch. Mit Blick auf künftige Konflikte plädierte dafür, den Blick zu weiten, der Anfänge zu wehren wehren und das Konzept der Prävention tatsächlich mit Leben zu füllen. Denn auch wenn wir immer wieder vor Situationen stünden, in denen scheinbar nur noch der Einsatz von Gewalt als mögliche Option verbleibt, so gebe es im Vorfeld immer Möglichkeiten und Wege, präventiv zu handeln, um zu verhindern, dass Konflikte entsprechend eskalierten.

    Dass der Ukraine-Krieg in den Kirchengemeinden des Dekanats eine große Rolle spielt, zeigen die vielen Friedensgebete und das erweiterte Glockengeläut vieler Kirchen, die es seit Beginn des Krieges gibt, ebenso die Ukraine-Hilfen zum Beispiel in Groß-Umstadt und Groß-Bieberau.

    „Genau bei diesen Fragen Krieg, Geflüchtete, Corona und Energie kommen Kirche und Politik eine besondere Bedeutung zu“, hatte Groß-Umstadts Bürgermeister René Kirch zu Beginn der Synode in seinem Grußwort gesagt. „Wir müssen versuchen, Hoffnung und Zuversicht zu geben.“

    Mehr Klimaschutz
    Seit 1. Oktober 2022 gebe es in der EKD eine Klimaschutzrichtlinie, die unter anderem die Reduktion der Treibhausgasemissionen zum Ziel hat, erläuterte Präses Ulrike Laux in ihrem Bericht. „Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden uns auch im Dekanat und in unseren Gemeinden in den nächsten Jahren begleiten.“ Im Dekanat Vorderer Odenwald habe der Dekanatssynodalvorstand bereits im Sommer Umweltleitlinien und Beschaffungsrichtlinien beschlossen, sagte Ulrike Laux. Die Präses brachte außerdem erste Ideen für künftige klimaneutrale Dekanatssynoden ein.

    Kirche im Wandel
    Sein Bericht sei ein Bericht des Wandels, sagte Dekan Joachim Meyer. Zur Situation der Pfarrstellen erläuterte er, dass Pfarrer Felix Heinz im Juli in Lengfeld verabschiedet wurde und die Stelle im Zusammenhang des Kirchspiels Otzberg ausgeschrieben ist. Nach dem Weggang von Dr. Frank Fuchs hat sich Ulrich Möbus (Altheim-Harpertshausen) auf die Stelle in Babenhausen beworben. Das Verfahren läuft. Nach der Ruhestandsversetzung von Pfarrer Michael Merbitz-Zahradnik im September, ist auch diese Stelle in Groß-Zimmern ausgeschrieben. Pfarrerin Gabriele Heckmann-Fuchs wird zum 1. Januar 2023 von Groß-Bieberau nach Dieburg wechseln. Die Stelle in Langstadt und Schlierbach ist seit zwei Jahren vakant. „Es wird nicht einfacher, diese Stellen zu besetzen, weil die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen“, sagte Dekan Meyer. Er dankte den vertretenden Pfarrpersonen und allen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern für ihr unermüdliches Engagement.

    Zwei weitere Kitas in der GüT
    Wie steht es um den Fachkräftemangel in den Kitas im Dekanat Vorderer Odenwald? „Wir haben zwar offene Stellen, aber auch viele Bewerbungen“, sagte die stellvertretende Dekanin Evelyn Bachler. Zudem versuchten sie durch Bindung und Zufriedenheit die Fluktuation gering zu halten. Zum Jahresbeginn kommen mit Groß-Zimmern und Richen zwei weitere Kindertagesstätten in die Gemeindeübergreifenden Trägerschaft (GüT), die beim Dekanat angesiedelt ist. In der GüT sind dann 17 von 20 evangelischen Kindertagesstätten im Dekanat. Daher werde auch die Geschäftsstelle personell erweitert, sagte Evelyn Bachler.

    Zehn Jahre im Prädikant*innen-Dienst
    Sie sind unverzichtbar in der Verkündigung des Evangeliums: die ehrenamtlichen Predigerinnen und Prediger. „Sie sind jeden Sonntag woanders und knüpfen dadurch ein ganz feines Netz zwischen den Gemeinden“, sagte Dekan Joachim Meyer. Bei der zurückliegenden Herbstsynode wurden Dr. Waltraud Frassine, Matthias Casties (beide Reichelsheim), Corinna Delp (Niedernhausen), Liane Steigerwald (Schaafheim) und Iris Zeuner (Reinheim) für ihren zehnjährigen Dienst gewürdigt.  

    „Für mich ich ist es schön, dass ich Menschen für eine kurze Zeitspanne begleiten, mit ihnen singen und beten und von meinem Gott erzählen darf“, sagte Corinna Delp auf die Frage, warum der Dienst für sie so wertvoll ist. Für Matthias Casties sind es drei Aspekte: bei der  Predigtvorbereitung mit dem biblischen Wort einen Weg gehen, den Gottesdienst mit der Gemeinde zu feiern und die Begegnung mit den Menschen vor Ort. Für Dr. Waltraud Frassine ist es vergleichbar damit, Gäste zu Besuch zu haben. Diesen koche sie als Zeichen ihrer Wertschätzung etwas Gutes. Als Prädikantin möchte sie die biblischen Texte so weitergeben, dass die den Zuhörenden schmecken.

    Kollekte für die Moravian Church
    Mit großer Mehrheit haben die Synodalen beschlossen, dass die Kollekte aus dem Partnerschaftssonntag bis auf weiteres für die Partnerschaft mit der Moravian Church in Südafrika ist. „Es ist die einzig verbliebene internationale Partnerschaft des Dekanats, sie ist etwas sehr, sehr Wertvolles“, sagte Ökumenepfarrerin Margit Binz. Weil auch Hilfe in der Region wichtig ist, soll im kommenden Jahr außerdem das Darmstadt-Dieburger Frauenhaus den gleichen Betrag, der bei der Partnerschaftskollekte zusammenkommt, aus dem Härtefonds des Dekanats erhalten. Darüber hinaus will sich der Dekanatssynodalvorstand Gedanken machen, wie das Frauenhaus darüber hinaus gefördert werden könne.

    Diakonisches Werk unter dem Dach der Kirche
    Zu Gast auf der Herbstsynode war außerdem Edda Haack, Leiterin des Diakonischen Werks Darmstadt-Dieburg. Sie erläuterte, dass die regionalen diakonischen Werke nicht mehr zur Diakonie Hessen gehörten, sondern in eine gemeinnützige GmbH ausgegliedert worden seien. Spätestens 2024 kämen sie zur EKHN – so wie es ursprünglich auch der Fall war, als sie aus dem evangelischen Hilfswerk heraus entstanden seien. In Darmstadt-Dieburg sei das Diakonische Werk an vier Stellen präsent – in Groß-Umstadt, in Babenhausen, im Mehrgenerationenhaus Groß-Zimmern und neuerdings in Reinheim mit der Stelle für Wohnungssicherung.

    Hintergrund
    Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es besteht aus 75 Personen und vertritt 40 Kirchengemeinden mit rund 50.000 Mitgliedern zwischen Babenhausen und Reichelsheim.

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