Dekanat Vorderer Odenwald

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    Personalie

    „Glaube ist ein Lebensgefühl“

    sru/dekanatFast wie ein zweites Wohnzimmer: Pfarrer Michael Merbitz-Zahradnik in der evangelischen Kirche in Groß-Zimmern. Er geht nun in den Ruhestand.

    Er schaut erfüllt und dankbar zurück: Nach 20 Jahren in der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Zimmern wird Pfarrer Michael Merbitz-Zahradnik am Sonntag, 18. September, in den Ruhestand verabschiedet.

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    Zwei dicke Kladden liegen vor Michael Merbitz-Zahradnik. Darin hat er von Anbeginn an alle Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen festgehalten. Mit Namen, Datum, Anmerkungen, oft mit Fotos, Taufkarten, Briefen oder Zeitungsausschnitten. 370 Taufen, 103 Hochzeiten, 797 Beerdigungen sind es aktuell. Außerdem 542 Konfirmationen. Wenn er so durch die Bücher blättert, zieht sein Berufsleben an ihm vorbei. Viele Menschen hat er begleitet, in ihr Leben hineingeblickt. „An einige kann ich mich noch gut erinnern“, sagt der scheidende Pfarrer. Zum Beispiel an die Hochzeit eines Mannes mit einer Japanerin, der dann BMW-Vorstand wurde. Oder an die hochbetagte Walda, die er im September zum Geburtstag besuchte und die sagte: „Sie beerdigen mich mal!“ Da war schon klar, er würde auf dieser Pfarrstelle nicht mehr lange sein. Walda starb vor seinem Wechsel, und er beerdigte sie.

    Keine Berührungsängste mit dem Tod

    Die Beerdigung sei seine „liebste Kasualie“, sagt der 65-Jährige. Die Auseinandersetzung mit dem Tod habe viel mit der eigenen Endlichkeit zu tun. Auch in seiner Familie gibt es keine Berührungsängste – sein Sohn ist Sargträger. „Ich sehe den Friedhof nicht nur als Friedhof, sondern auch als Park, als Lebensraum und Treffpunkt.“ Bei Beerdigungen habe er immer versucht, das Wesen des Verstorbenen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Ansprache gestaltete er persönlich und brachte sie mit Glaubensbezügen in Verbindung. Einmal zum Beispiel habe er einen Mann beerdigt, der an der Entwicklung des ICE beteiligt war. Die Enkel haben für die Trauerfeier eine 120-Kilogramm-Lok organisiert, die dann in der Trauerhalle stand. Bei der Bestattung eines Bayern München-Fans, der sich wünschte, im Trikot im Sarg zu liegen, habe er am Grab abgepfiffen. In seinen Studienzeiten, die Pfarrer während ihres Dienstes nehmen können, befasste Merbitz-Zahradnik sich mit Todesanzeigen und Bestattungsriten. Und wenn er unterwegs ist, besucht er immer auch Kirche und Friedhof. „Man spürt den Geist der Menschen, die da arbeiten.“

    Gottesdienstplan nach dem Laufkalender

    Zum Theologiestudium kam Michael Merbitz-Zahradnik durch den früheren Roßdörfer Pfarrer Klaus Weinert, bei dem er auch ein Gemeindepraktikum absolvierte. Er engagierte sich in der Kirchengemeinde und machte sehr viel Sport – Handball, Laufen, Triathlon. Nach dem Studium in Frankfurt und Heidelberg kam das Vikariat, also die praktische Ausbildung zum Pfarrer, in Georgenhausen-Zeilhard bei Pfarrer Heinrich Tischner, danach ein Spezialvikariat in der Krankenhausseelsorge und im Diakonissenmutterhaus des Elisabethenstifts in Darmstadt. Die erste Stelle war im Dekanat Oppenheim, in dem kleinen Weinörtchen Dalheim. Danach war er in der Paulusgemeinde in Darmstadt und in der Altenheimseelsorge sowie in Heubach und Wiebelsbach. „Die ersten Jahre habe ich meinen Gottesdienstplan nach dem Deutschen Laufkalender gemacht“, sagt Michael Merbitz-Zahradnik. In dieser Zeit bestritt er viele Wettkämpfe. Im Dezember 2002 kam er dann nach Groß-Zimmern.

    „Das meiste war doch sehr erfüllend und sehr schön“, sagt er rückblickend. Mehr als zehn Jahre lang hat er den Gemeindebrief „Regenbogen“ gestaltet und dafür auf seinen vielen Radtouren immer auch Fotos gesammelt. Sport war ihm immer wichtig, auch als Ausgleich zum Beruf. Aktiv wie passiv: Er ist seit fast fünfzig Jahren eingefleischter Lilienfan.

    Er bringt die Leute gerne zum Schmunzeln
    „Ich entspreche nicht so sehr dem klassischen Pfarrerbild“, sagt Michael Merbitz-Zahradnik. „Ich bringe die Leute gerne zum Schmunzeln und kann mich auch zum Affen machen.“ Da passt es, dass er sich im „Regenbogen“ von seinen Gemeindegliedern mit vielen Bildern verabschiedet, zum Beispiel im Talar mit Lilien-Schal. Authentisch und unverkrampft zu sein, offen und ehrlich, sich nicht zu verbiegen – auch das war und ist ihm wichtig.

    Der Glaube bedeutet für ihn Freiheit, dem Gewissen verantwortlich zu sein. Glaube bedeutet für ihn auch, hoffen zu können, dass etwas nachfolgt, bei Gott, in Gottes Hand. „Das kann man nicht erklären, das ist ein Gefühl, ein Lebensgefühl.“

    Pfarrer Michael Merbitz-Zahradnik wird am Sonntag, 18. September, 14 Uhr, in der evangelischen Kirche Groß-Zimmern verabschiedet.

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