Dekanat Vorderer Odenwald

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    Langzeitstudie

    Lebensgefühl Krise

    Screenshot"Lebensgefühl Corona" ist der Titel einer viel beachteten Studie.

    Aus Lebensgefühl Corona wird Lebensgefühl Krise: In einer digitalen Sprechstunde des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald war der Sozialwissenschaftler Daniel Hörsch zu Gast, der die Langzeitstudie „Lebensgefühl Corona“ geleitet hat. Die Studie fragt danach, wie sehr Corona die Gesellschaft verändert hat.

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    „Als wir den Abend vorbereitet haben, war die Welt noch eine andere“, sagt Joachim Meyer, Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald, in seiner Begrüßung. Die Pandemie stand im öffentlichen Interesse. Doch dann eröffnete Wladimir Putin den Krieg auf die Ukraine und Corona rückte trotz steigender Inzidenzen in den Hintergrund. „Lebensgefühl Corona – Erfahrungen, Belastungen, Perspektiven“ war das Thema einer digitalen Sprechstunde des Dekanats Vorderer Odenwald.

    Vom „Lebensgefühl Corona“ zum „Lebensgefühl Krise“: So fasst es Studienleiter Daniel Hörsch in Worte. Parallelen gibt es hier wie da – zu Beginn der Corona-Pandemie war das Toilettenpapier knapp, aktuell steigt die Nachfrage nach Generatoren, zu Beginn der Flüchtlingskrise 2015 erfuhren die Geflüchteten viel Solidarität und jetzt auch wieder. „Die Moderne ist in der Dauerkrise“ lautet Hörschs düsteres Fazit. Man habe sich nicht vorstellen können, dass die Freedom-Phase von einem Krieg eingeleitet werde.

    „Lebensgefühl Corona” ist der Titel einer qualitativen Langzeitstudie, die von der Evangelischen Zukunftswerkstatt „midi“, der Diakonie Deutschland, des größten christlichen Gesundheitsunternehmens Agaplesion, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des Markforschungsinstituts Limest veranlasst worden war. Daniel Hörsch ist sozialwissenschaftlicher Referent bei „midi“ und hat die Studie geleitet.

    50 Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen wurden ein Jahr lang begleitet und dreimal in Interviews befragt (September/Oktober 2020, Februar/März 2021, Juni/Juli 2021). Mit dem Ziel, einen Blick auf das Lebensgefühl der Menschen über die Dauer der Pandemie zu erlangen.

    „Mütend“ zeigt die Ambivalenz
    Ungläubigkeit, Besorgnis, Aufatmen – so lassen sich die Aussagen der Menschen der ersten Befragung zusammenfassen, nachdem der erste Lockdown überstanden war. Ernüchterung und Ermüdung charakterisiert die zweite Befragung, die an den harten Weihnachtslockdown und den Impfbeginn anschließt. Aufbruch ins Ungewisse – so beschreibt die Studie die Phase seit April 2021 bis heute. Impffortschritte, 2G- und 3G-Regeln, flexibleres Arbeit und ein gewisser Gewöhnungseffekt spielen hier hinein. Die Gefühlslage ist ambivalent. Das zeigt sich in der Wortneuschöpfung „mütend“ (müde + wütend), die in der Corona-Pandemie entstanden ist.

    Die midi-Studie hat acht charakteristische Arten und Weisen entdeckt, wie Menschen auf die Pandemie reagieren: die „Corona-Personae“. Mitmacher*innen sind dabei, Achtsame, Ausgebrannte, Empörte. In einem Pandem-O-Mat kann jede*r für sich herausfinden, welche Persona er oder sie ist. Was hat die Menschen getragen? Auch danach wurde in der Studie gefragt. „Zuversichtsanker“ sagt Daniel Hörsch dazu. Familie/Partnerschaft, Freunde und Natur/im Freien sein stehen ganz oben auf der Liste. Die Aussagen über Sonntagsgottesdienste, die vielen nicht wichtig seien, seien schon auch schwere Kost, hingegen genieße die Diakonie einen großen gesellschaftlichen Stellenwert, sagt Hörsch.

    Eigene Erfahrungen

    Wie haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der digitalen Sprechstunde die Pandemie erlebt? Seine Frau und er seien an Corona erkrankt, berichtet ein Mann, seine Frau habe durch Long Covid und Impfschaden große gesundheitliche Probleme. Zugleich habe die Krankheit sie einander näher gebracht und dankbarer gemacht. Beim Wandern offene Kirchen zu besuchen, stärke sie. „Was mir fehlt, sind volle Kirchen, unbeschwertes Singen und Abendmahlfeiern“, sagt eine Teilnehmerin. Ein anderer beschreibt das persönliche Erleben der Pandemie (relativ normal) und die mediale Wahrnehmung (brutale Bilder) als „totales Spagat“.

    Spurlos geht die Pandemie auf jeden Fall nicht an der Gesellschaft vorbei. In der Kirche und in Vereinen seien zwei Generationen von Kindern und Ehrenamtlichen abgebrochen, sagt Hörsch. Ein Abbruch sei auch bei der gottesdienstlichen und religiösen Sozialisation zu beobachten. „Aus meiner Sicht braucht die Gesellschaft ein Wiedereingliederungsmanagement“, sagt Hörsch, und sie müsse sich Zeit nehmen. Das biete auch die Chance, alte Zöpfe abzuschneiden, ergänzt eine Teilnehmerin.

    Die Studie, der Pandem-O-Mat (zum Ermitteln der eigenen Corona-Persona) und verschiedene Materialien zum Weiterarbeiten finden sich unter www.mi-di.de/corona-studie.

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