Dekanat Vorderer Odenwald

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    Interview

    „Ich bin zuversichtlich, dass es gut wird“

    sru/Dekanat

    Seit 4. Februar hat das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald eine neue Präses. Mit Ulrike Laux steht erstmals eine Frau an der Spitze. Ulrike Laux war 16 Jahre lang Geschäftsführerin des Studierendenwerks in Darmstadt und lebt in Heubach. Im Interview erläutert sie, wie sie zu dem Amt kam und was sie an Kirche besonders findet.

    Wie geht es Ihnen?

    Es geht mir gut. Ich merke, dass es richtig ist, dass ich mich beworben habe. Ich habe das Gefühl, dass ich als Präses das tun kann, was mir Spaß macht und was ich kann, dass ich viele Leute um mich herum habe, die die Arbeit gemeinsam mit mir machen und dass ich keine Angst vor der Verantwortung haben muss, weil ich behütet bin. Ich bin zuversichtlich, dass es gut wird.

    Im September vorigen Jahres wurden Sie in den Kirchenvorstand Heubach gewählt und fünf Monate später sind Sie Präses. Ich würde sagen: eine Blitzkarriere. Wie kam es dazu?

    Das ist mir ein bisschen in den Schoß gefallen. Evelyn Bachler [Pfarrerin in Heubach und stellvertretende Dekanin] hat mich im Oktober gefragt, ob ich in den Dekanatssynodalvorstand gehen wolle, weil ich als Bilanzbuchhalterin Ahnung habe von Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung, von Wirtschaftsplänen. Ich dachte: Ja, Kirchenvorstand macht viel Spaß,  füllt aber meinen Tag nicht aus, das mache ich. Als wir uns im Dezember zusammengesetzt haben – die potenziellen Kandidat*innen des Dekanatssynodalvorstands – ist uns allen deutlich geworden, dass eine neue Leitung gesucht wird. Das war ein Schreckmoment. Als ich dann gefragt habe, wie viel Zeit Michael [Vorgänger Dr. Michael Vollmer] investiert hat – die Antwort war 20 Wochenstunden! – ist uns allen erst einmal das Herz in die Hose gerutscht. Und die, die berufstätig sind,  konnten sich eine Bewerbung nicht vorstellen. Ich hatte mich, nachdem ich im Studierendenwerk nicht mehr in der Verantwortung war, darauf gefreut, mich ein wenig zurücklehnen zu können, mich einbringen zu können und selbst geführt zu werden.

    Und wie ging es weiter?


    In den  nächsten Tagen hat mich das Thema nicht mehr in Ruhe gelassen. Ich habe gemerkt, was ich vermisse – gestalten können, Impulse geben können. Dann dachte ich, das kann ich im Dekanatssynodalvorstand, das kann ich aber auch in einer Führungsrolle. Mir sind Unterschiede klar geworden zur vorherigen Arbeit als Geschäftsführerin, wo ich mich einsam gefühlt habe, wo ich oft Entscheidungen getroffen habe auf der Basis von zu wenig Wissen. Ich habe die Erwartungshaltung, dass das als Präses eher nicht der Fall ist, sondern dass wir an einem Strang ziehen. Interessenskonflikte in der Kirche werden befriedet durch den Auftrag und die Aufgaben, die wir haben und dadurch, dass wir uns sicher sind, Gottes Unterstützung zu haben.

    Was bringen Sie mit?

    Erfahrung mit Finanzen. Viel Erfahrung mit Menschen, viel Diplomatie. Die Hoffnung, dass ich hier öfter ehrlich meine Zweifel äußern kann – zum Beispiel, wenn ich für ein Thema mehr Zeit und Informationen brauche. Begeisterung bringe ich mit – die Themen interessieren mich, Menschen interessieren mich. Etwas Gutes zu tun. Früher wurde ich von Leuten, die mich zu naiv fanden, „Gutmensch“ genannt, als Schimpfwort. Hier darf ich „Gutmensch“ sein mit allen Fehlern, Haken und Ösen.

    Wie gehen Sie mit Konflikten um?

    Ich bin kein sehr konfliktfreudiger Mensch, aber ich gehe Konflikten, die notwendig sind, auch nicht aus dem Weg. Ich möchte Konflikte gern in einer guten Balance lösen. Mir sind Lösungen am liebsten, die Win-Win-Situationen bringen. Was ich nicht mag, ist Macht-Poker. Ich bin mir dessen bewusst, dass es den auch bei Kirche gibt, aber unser Auftrag ist, für die Menschen etwas zu tun und die Schöpfung zu bewahren. Die demokratischen Strukturen sind ein großes Plus der evangelischen Kirche. Hilft etwas, die Beteiligung zu stärken? – Dieses Kriterium würde ich bei Entscheidungen gerne einbeziehen.

    Kommt der evangelischen Kirche da in der Gesellschaft eine entscheidende Rolle zu?

    Ja. Die evangelische Kirche könnte Vorbild sein, wie Menschen eingebunden werden in Entwicklungs- und Beteiligungsprozesse. Den Menschen in den Mittelpunkt stellen; die Welt als zu wahrende Einheit; Freude als Triebkraft, miteinander singen, feiern und arbeiten; Ausbeutung ächten: Das sind alles Dinge, die sich Kirche auf die Fahne geschrieben hat.

    In Ihrer Antrittsrede haben Sie gesagt, Sie sehen das Amt als Chance, wirksam sein zu können und sich für die christlichen Werte einzusetzen, die Ihr Leben geprägt haben. Welche sind das?

    Glaube, Hoffnung, Liebe. Das ist die Basis. Nächstenliebe, Respekt und Achtung vor anderen Menschen und vor der Schöpfung, vor der Natur. Musik gehört für mich auch dazu als Ausdruck der Freude. Loben und Dankbarkeit.

    Wie gehen Sie die neue Aufgabe an?

    Ich brauche jetzt ganz viel Input und den bekomme ich auch. Ich muss mich hineinlesen in die Regelungen, die es gibt. Ich spreche mit den Mitarbeitenden, um zu erfahren, was die Aufgabe ist, die aktuellen Herausforderungen, wo Vernetzung notwendig und hilfreich ist.

    „Mein Glaube ist geprägt von meiner Kindheitsfamilie. In der Trauerarbeit seit dem Tod meines Mannes haben mir Gebete und vertraute Lieder Trost gegeben“, haben Sie in Ihrer Antrittsrede gesagt. Was genau meinen Sie damit?


    Mein Großvater war Diakon, meine Mutter war Kirchenmusikerin, Gemeindehelferin und Kindergärtnerin. Evangelische Kirche war immer Thema bei uns. Wir haben immer gebetet. Als pubertierende Jugendliche hat mich das auch manchmal genervt. In der Zeit mit meinem Mann habe ich mir über Glaube nicht so viele Gedanken gemacht. Als mein Mann gestorben ist, habe ich gemerkt, dass mir Bücher geholfen haben, die sich mit Trauer und Glaube beschäftigen. Da habe ich einen Schatz, der wichtig für mich ist, auch wenn ich ihn lange nicht angeschaut habe. Ich habe Gott immer für vieles gedankt und auch viel gebetet, ohne dass mir das bewusst war.

    Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) steht vor einem großen Umstrukturierungsprozess – „ekhn2030“. Weniger Mitglieder, weniger Geld, weniger Pfarrpersonen, weniger Gebäude. Das klingt nach Kürzung, Abbau und Konflikten... Gibt es auch Chancen?


    Ja, auf jeden Fall. Es kleinzureden, dass schmerzliche Einschnitte passieren, wäre falsch. Aber wir sollten schauen, was die Menschen brauchen und was wir tun können. Die Schönheit in den Kirchen und das Engagement der Menschen sollte im Vordergrund stehen – und nicht der Abbau. Es stehen ja zum Glück keine betriebsbedingten Kündigungen an. Ich finde es nicht schlimm, ein Kirchengebäude zu einem Café oder einem Wohnhaus zu machen, wenn es mit Achtung geschieht. Was die Nachhaltigkeit anbelangt: Da gibt es Einkaufskriterien und so sollte es auch Verkaufskriterien geben – ökologische, ethische…

    Die Dekanatssynode soll den Plan zu Gebäudebedarf und Gebäudeentwicklung beschließen. Dabei sind schwierige und vielleicht kontroverse Entscheidungen zu erwarten. Wie können diese Diskussionen möglichst gerecht und transparent gestaltet werden?

    Indem möglichst alle einbezogen werden, alle Äußerungen ernst genommen und bewertet werden und dann eine Entscheidung getroffen wird.

    Wie sieht Ihr Traum von Kirche aus?


    Kirche ist für mich Heimat, ein Zuhause. Dass Kirche für alle Menschen auf der ganzen Welt ein Zuhause sein könnte; dass sie ausstrahlt, dass Menschen sich entfalten können. In meiner Traumkirche steht nicht die Bürokratie im Vordergrund, sondern der Mensch, die Freude und die Gemeinsamkeit. Trotzdem brauchen wir Strukturen – als Menschen und als Kirche.                                

    Interview: Silke Rummel

    Persönliches
    Ulrike Laux wurde 1956 in Wiesbaden geboren und lebt im Groß-Umstädter Stadtteil Heubach. Sie ist Diplom-Chemikerin und IHK-geprüfte Bilanzbuchhalterin. Von 1990 bis 2021 arbeitete sie beim Studierendenwerk Darmstadt, erst als Leiterin des Rechnungswesens, dann 16 Jahre lang als Geschäftsführerin. Sie engagiert sich seit 1989 im AGV Liederzweig Heubach und ist dort ist Vizechorleiterin. Von 2003 bis 2015 war sie im Vorstand des Ökumenischen Hospizvereins Vorderer Odenwald (Schriftführerin). Seit 1982 war sie mit Christian Flöter verheiratet, der bis zu seinem plötzlichen Tod 2015 lange für die Grünen im Groß-Umstädter Stadtparlament war. Ulrike Laux hat einen Sohn und zwei Enkelkinder. In ihrer Freizeit wandert sie gerne.

    5 x L
    Lieblingsessen: Kartoffeln mit Quark
    Lieblingsbibelspruch: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1. Korinther, 13)
    Lieblingsbibelfigur: Eva
    Lieblingskirchenlied: Lobe den Herrn (J.S. Bach)
    Lieblingsbeschäftigung: Singen

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