Auslegung

Die Jahreslosung als Leitvers

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Die Jahreslosung ist nicht einfach nur ein Zitat. Nein, sie wird sorgfältig ausgewählt und steht über einem Jahr. In diesem Jahr kommt sie aus dem Johannesevangelium. Keine leichte Kost für Musiker*innen und Theolog*innen.

05.01.2022 sru Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback

„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Joh  6, 37)

Für Dekanatsmusiker Ulrich Kuhn aus Groß-Zimmern ist die Jahreslosung „eine Art Bastelarbeit“ – zum Singen, mehrstimmig, als Kanon. Das ist ihm ein Anliegen von Dekanatskantor Ulrich Kuhn, seit 2003 als Kirchenmusiker im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald. Gebürtig stammt er aus Baden-Württemberg und ist dort mit der gesungenen Jahreslosung aufgewachsen. Die eigens komponierte Vertonung der jeweiligen Jahreslosung ist ihm zur schönen Gewohnheit geworden.  
Meist bleibt es nicht bei einer Komposition – mal sind es zwei – wie in diesem Jahr -, mal fünf, es waren aber auch schon mal acht. Die Kompositionen zeichnen sich durch verschiedene Schwierigkeitsgrade aus, sie sind unterschiedlich in Ausdruck, Takt und Tonart, es gibt Moll und Dur.

Notenblatt

Version I ist vierstimmig, sehr schlicht und kurz, nur ein Takt, und daher auch harmonisch bescheiden (in D-Dur).

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Version II ist komplizierter gestaltet ist dreistimmig mit einer achttaktigen Quintfallsequenz in d-Moll, mit Textwiederholungen sowie auf- und absteigende Linien.

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Dekanatskantor Matthias Ernst aus Reichelsheim hat es sich zur Gewohnheit gemacht, eine Orgelimprovisation zur Jahreslosung einzuspielen. „Die Tür der Evangelischen Michaelskirche in Reichelsheim ist tagsüber immer offen. Wer zu ihr kommt, der wird nicht abgewiesen”, schreibt Dekanatskantor Matthias Ernst auf seinem Youtube-Kanal.

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„Wir wählen ein biblisches Wort als Begleiter, weil wir darauf hoffen: Es hat seine eigene Stimme, seine eigene wundersame Kraft, die uns zum Leben hilft. Es mischt sich ein in den aktuellen Jammer der Welt und in die Erfahrungen meines eigenen kleinen Lebens. Steht immer wieder auch heilsam quer zur allgemeinen Stimmungslage. Stört mich selbst in dem, was ich immer schon dachte und zu wissen meinte“, schreibt die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus zur Jahreslosung 2022. In der Auslegung zur Jahreslosung kommt auch Horst Gorski, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD und Leiter des Amtes der VELKD, zu Wort, der sich vor allem mit dem Wörtchen „abweisen“ befasst.

Kurschus‘ Vorgänger, den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, erinnert die Losung an das, was für Jesus immer charakteristisch gewesen sei: die radikale Liebe Jesu.

Und Thomas Baur, dem Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen, die die Jahreslosung bestimmt, sieht die Jahreslosung in diesem Jahr als „Gottes großes Rettungsprogramm“. Ein Interview mit ihm gibt es hier.