Dekanat Vorderer Odenwald

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    Pandemie

    „Es wird viel kreatives Potenzial freigesetzt“

    Ev. Martinsgemeinde MünsterPfarrerin Kerstin Groß vor der Kamera.

    Videokonferenzen statt persönliche Begegnungen: Münsters Pfarrerin Kerstin Groß berichtet, wie sich die aktuelle Situation auf ihr Leben und Arbeiten auswirkt. Das Interview führte Antje Rosenberger online.

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    Martinsgemeinde Münster

    Frau Pfarrerin Groß, was vermissen Sie in der aktuellen Situation am meisten?
    Am meisten fehlen mir die persönlichen Begegnungen. Davon lebt gerade der Pfarrberuf, das wird gerade besonders deutlich. Vertrautes findet momentan einfach nicht statt. Es fehlt die Regelmäßigkeit von Begegnungen und die daraus resultierenden Kontakte. Und über das Telefon, Whatsapp oder Videokonferenzen lässt sich das nicht alles kompensieren. Das persönliche Gespräch ist anders. Gerade bei Beerdigungsgesprächen, wenn ich die Angehörigen vielleicht noch nicht einmal persönlich kenne, wird mir das derzeit besonders deutlich.

    Kirchenpräsident Volker Jung hat empfohlen, dass Gottesdienste im Gebiet der EKHN frühestens ab dem 10. Mai wieder abgehalten werden. Für Sie als Pfarrerin sind Gottesdienste fester Bestandteil Ihrer Arbeit, wie kompensieren Sie das?
    Die Corona-Krise hat auch in Kirchen viel kreatives Potenzial freigesetzt. Daraus sind viele neue Ideen entsprungen. Unsere Nachbargemeinden Eppertshausen und Altheim halten Online-Gottesdienste ab. Auch ich habe in diese Richtung überlegt. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, einen ganzen Gottesdienst online und alleine abzuhalten. Ein Gottesdienst ist für mich immer eine gemeinschaftliche Feier. Zudem gibt es dieses Angebot in unseren Nachbargemeinden schon. Zusammen mit Christoph Till und Michelle Scibetta aus unserem Kirchenvorstand, die die technischen Voraussetzungen geschaffen haben, ist dann sehr spontan der Youtube-Kanal der Martinsgemeinde Münster entstanden. Hier bieten wir seit dem Palmsonntag 10-Minuten-Andachten an allen Sonn- und Feiertagen an. Mit diesem Format fühle ich mich auch wohl, das passt zu mir.

    Wie unterscheidet sich diese Art des „Gottesdienstes“ in der Vorbereitung und Durchführung für Sie?
    In meinen Kurzandachten kommt es darauf an, in einer kurzen Zeit Prägnantes zu sagen. Das ist für mich noch einmal wie eine Predigtschule. Zudem ist das Beschäftigen mit biblischen Texten und das Schreiben einer Andacht für mich auch ein Strukturgeber. Es gibt mir ein Stück Alltag zurück. Wobei ich nicht sagen kann, dass mir langweilig wäre. Die Arbeit ist nicht weniger geworden, sondern eher mehr. Auch ich lerne in digitalen Anwendungen einiges hinzu und beschreite neue Wege.

    Kürzlich war mit Ostern das größte christliche Fest. Was hat Ihnen in diesem Jahr besonders gefehlt?
    Mir haben all unsere liebgewonnenen Traditionen der vielfältigen Ostergottesdienste gefehlt: unser Gründonnerstagsgottesdienst am Abend mit dem gemeinsamen Grüne-Soße-Essen und der besinnliche Karfreitagsgottesdienst. Aber besonders natürlich unsere Gottesdienste am Ostersonntag, wenn wir uns frühmorgens mit der Gemeinde am Osterfeuer treffen, das Lied „Christ ist erstanden“ singen und die Osterkerze in den Gottesdienstsaal tragen. Auch der Besuch bei meiner Familie fand in diesem Jahr nicht statt. Und traditionell treffe ich mich vor dem Ostersonntag immer noch mit einer Freundin zum gemeinsamen Eierfärben.

    Gab es denn Ersatzangebote der Martinsgemeinde Münster rund um das Osterfest?
    Am Ostersonntag hatte unsere Kirche für ein stilles Gebet geöffnet und man konnte sich eine Kerze am Osterlicht entzünden. Unseren ursprünglich geplanten Familiengottesdienst für den Ostersonntag haben wir als „Ostergottesdienst to go“ gestaltet. Hierfür konnten sich alle Kinder, die sonst nach dem Familiengottesdienst bei uns im Kirchgarten kleine Osternester suchen, vorab per E-Mail bei uns melden. Der Zuspruch war sehr gut. Es haben sich 90 Kinder angemeldet. Wir haben dann, natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln, mit einem kleinen Team Tüten für die Kinder gepackt. Diese wurden von ein paar freiwilligen Helfern frühmorgens am Ostersonntag den Kindern vor die Tür gestellt. Neben unserem Gottesdiensttext mit einer kleinen Lesung haben wir für die Kinder ein Wackelbild passend zur Lesung des Emmausweges, ein von unserem Gemeindemitglied Günther Kreher gebackenes Osterbrot, eine Bastelidee, Schokolade und einen Stift eingepackt. Es gab ein durchweg positives Feedback dazu. Die Kinder haben sich sehr über die Tüten gefreut und einige haben mir erzählt, dass sie so ihren eigenen kleinen Ostergottesdienst gefeiert haben. Und es war toll zu sehen, wie sich unsere Gemeinde engagiert und somit auch das entfallene Osterbasteln, was wir dieses Jahr wieder anbieten wollten, etwas kompensieren konnten. Überhaupt muss ich sagen, dass gerade die Solidarität untereinander, die Mitmenschlichkeit und Hilfsangebote Mut und Hoffnung machen.

    Die Treffen der Kirchengruppen sind derzeit ausgesetzt. Die Konfirmanden trifft es dabei besonders hart, da die Konfirmation für Mai auch abgesagt werden musste. Wie geht es da jetzt weiter?
    Das steht leider noch in den Sternen. Wir haben einen Ersatztermin für Ende August vorgesehen. Ob wir das durchführen können, müssen wir dann zu gegebener Zeit entscheiden. Am meisten tut es mir für die Konfirmanden leid, dass auch die geplante Konfi-Fahrt nicht stattfinden konnte. Das ist immer ein Highlight in der Konfirmandenzeit und stärkt noch einmal das Gemeinschaftsgefühl. Zu Ostern haben alle Konfis von mir einen Ostergruß gesendet bekommen. Online-Konfi-Unterricht biete ich aktuell nicht an. Nach Gesprächen mit Konfis ist zu hören, dass die meisten mit den an sie gestellten Aufgaben im Home-Schooling gut ausgelastet sind. Aber um sich mal wieder zu „treffen“, ist es durchaus denkbar, demnächst mal in kleineren Gruppen eine Skype-Konferenz zu organisieren.

    Auch den Seniorengruppen fehlen sicherlich die gemeinsamen Treffen. Gerade für Alleinstehende oder gefährdete Personen, die nun nur noch selten das Haus verlassen können, sind diese Begegnungen ja sonst ein fester Bestandteil ihres Alltags. Und auch im angrenzenden Seniorenwohnheim sind Sie ja sonst tätig und halten dort Gottesdienste für die Bewohner ab. Wie können Sie hier in Kontakt bleiben?
    Zu unseren aktiven Senioren in der Gemeinde versuche ich telefonisch oder mit einem Postkartengruß Kontakt zu halten. An die Bewohner des Seniorenwohnheims haben wir zu Ostern einen Osterbrief verschickt. Das Betreten des Seniorenwohnheims ist auch für mich nicht möglich und das Abhalten eines Gottesdienstes dort derzeit nicht denkbar. Die Mitarbeiter der Anlage nehmen sich öfter von unserer „Mutmachleine“ vor der Kirchentür kleine Karten mit Gedanken, Impulsen und Gebeten mit. Aber die „Mutmachleine“ ist natürlich für alle gedacht. Also wann immer Sie an unserer Kirche vorbeispazieren, nehmen Sie sich gerne etwas von unseren Mutmachern mit.

    Wie hat sich die Arbeit des Kirchenvorstands verändert?
    Der Kirchenvorstand ist ja unser Verwaltungsorgan. Die Arbeit des Kirchenvorstands muss also weiter gehen. Rechnungen müssen bezahlt werden, Bauprojekte laufen weiter. Anfang März hatten wir beispielsweise gerade mit unserem neuen Pflanzprojekt rund um die Kirche begonnen. Das mussten wir, natürlich unter Veränderung der Abläufe, fortsetzen. Und auch unser Kindergarten ist weiter in Betrieb, wenn auch derzeit nur mit einer Notbetreuung von wenigen Kindern. Der Kirchenvorstand tagt deshalb nun auch nur noch online. Ebenso wie übrigens Besprechungen im Dekanat nun hauptsächlich online laufen. Das, was viele Unternehmer und Arbeitnehmer nun an Veränderungen in ihrer Arbeitsweise erleben, das gilt natürlich auch für die Abläufe in der Kirchenverwaltung. „

    Was können wir Ihrer Meinung nach aus dieser Situation für das Leben „nach Corona“ mitnehmen?
    Krisen schafft man am besten zusammen, wenn man aufeinander hört, Rücksicht nimmt und geduldig ist. Ich wünsche mir, dass wir diese Werte auch über die Zeit „nach Corona“ hinaus retten. Bleiben Sie bis dahin bitte gesund und passen Sie auf sich und andere auf.


    Das Interview führte Antje Rosenberger.


    Neuigkeiten aus der Martinsgemeinde Münster findet man auf der Homepage der Gemeinde:
    https://martinsgemeinde-muenster.de/aktuelles/

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