Dekanat Vorderer Odenwald

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    Neuer Pfarrer

    Theologe, Tänzer, Türkisch sprechend

    Dekanat Vorderer OdenwaldMatthias Kraft ist der neue Pfarrer in Brensbach.

    Nach dreijähriger Vakanz hat die evangelische Kirchengemeinde Brensbach wieder einen neuen Pfarrer: Matthias Kraft. Er ist nicht nur Theologe, sondern auch Tänzer und spricht verschiedene Sprachen. Am 1. März wird er eingeführt.

    Das Pfarrhaus ist Baustelle. Draußen steht ein großes Gerüst, drinnen ist die Dachdämmung in Arbeit. Im Archiv stapeln sich die Bücherkisten. Matthias Kraft hat einen Großteil schon ins Pfarrhaus gebracht. Genauso wie die Kisten mit der Weihnachtsdekoration. Der zeitlichen Rahmen für die Sanierung des Pfarrhauses ist also gesetzt. „Wir hoffen, dass es dieses Jahr fertig wird“, sagt der 48-Jährige. Derweil wohnt die Familie – Matthias Kraft, seine Frau Katja und die beiden Söhne Gideon und Yaron, sieben und drei Jahre alt – in einem angemieteten Haus nicht weit von Kirche, Pfarr- und Gemeindehaus entfernt. Ende Januar sind sie umgezogen, am 1. Februar war Dienstbeginn.

    Abstecher nach Brensbach

    In den vergangenen zehn Jahren haben Krafts in Bad Schwalbach gelebt. Matthias Kraft war dort Pfarrer in einem Teampfarramt, seine Frau ist Allgemeinmedizinerin und Psychotherapeutin. Gebürtig stammt Matthias Kraft aus Pfungstadt, wo seine Eltern heute noch leben. Er wollte näher ran an die alte Heimat, zudem schien ihm ein Wechsel nach zehn Jahren günstig zu sein. Warum Brensbach? An einem Sonntag habe ihm seine Frau vorgeschlagen, auf dem Weg nach Pfungstadt einen Abstecher nach Brensbach zu machen. Sie besuchten den Gottesdienst für Ausgeschlafene, beobachteten, wie der Umgang miteinander und mit kleinen Kindern ist. „Ganz selbstverständlich und entspannt“, sagt Matthias Kraft. Die Würfel waren gefallen.

    Berufswunsch war früh klar
    Schon in der Mittelstufe wollte er Pfarrer werden. Den Ausschlag für die Entscheidung gab der Konfirmandenunterricht („total cool“) bei seinem damaligen Pfarrer Helmut Klein, der ihn mit seinem Interesse am Orient ansteckte. Um nicht so viel Zeit mit den alten Sprachen zuzubringen, lernte er Hebräisch und Griechisch schon in der Schulzeit; Hebräisch im Selbstlernkurs, Griechisch in der Schule, Latein hatte er sowieso. Später kamen noch Türkisch, Arabisch und Persisch dazu.

    Als Matthias Kraft mit dem Theologiestudium in Marburg begann, war er „sozusagen sprachenfrei“ und nutzte die gesparte Zeit, um Altorientalistik, Ägyptologie und Semitistik zu studieren. Als er nach dem Studium keine Anstellung als Gemeindepfarrer bekam, weil die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in den 1990er Jahren nicht alle Theologen übernahm, machte Matthias Kraft eine tanzpädagogische Ausbildung. Den Ausschlag dafür gab ein Seminar über Tanz und Religion. In der Bibel gebe es mehr als 30 Stellen übers Tanzen, sagt Kraft. Außerdem sei ihm geraten worden, dass er sich auch im Tanz auskennen solle, wenn er sich mit der Thematik befassen wolle. Matthias Kraft arbeitete freiberuflich als Tänzer und Choreograf und unterrichtete am Theologischen Seminar Tabor in Marburg Hebräisch und Geschichte Israels – bis sich doch die Gelegenheit fürs Pfarramt ergab.

    Ein Jahr in Istanbul
    Das Vikariat verbrachte das Ehepaar Kraft in Daubringen bei Gießen. Das Spezialvikariat führte die beiden in die deutsche evangelische Gemeinde nach Istanbul, wo sie viel mit Flüchtlingen arbeiteten – er in der Seelsorge, sie ehrenamtlich im medizinischen Screening. „Es hat so eine ganz andere Sichtweise mit sich gebracht“, sagt Matthias Kraft. Allein in Istanbul lebten rund zwei Millionen Flüchtlinge, in der deutschen Gemeinde gebe es eine starke Fluktuation, dorthin kämen auch Menschen, die mit der Kirche nicht viel am Hut hätten, aber Kontakt zu Deutschsprachigen suchten. „Menschen suchen Vertrautes, damit sie mit dem Fremden umgehen können.“

    In Bad Schwalbach arbeitete er weiter viel mit Geflüchteten und initiierte zum Beispiel eine interreligiöse Kleiderkammer, er pflegte den Kontakt und den Dialog mit der Moschee-Gemeinde, brachte aber auch seine Tanzausbildung mit ein, indem zum Beispiel am Karfreitag zur Todesstunde Jesu ein Tänzer zu den Orgelklängen des Kirchenmusikers tanzte und er selbst die Texte las. „Das Tolle ist, dass so die Bibeltexte noch mal ganz anders sprechen“, sagt Matthias Kraft, der außerdem Kontaktpfarrer für den Jerusalemsverein im Berliner Missionswerk ist. Überhaupt gebe es in der Bibel unheimlich viel Bewegung – Jesus sei ständig unterwegs, Menschen kämen zu ihm, setzten sich, er lege die Hände auf. „Die ganzen Geschichten sind voller körperlicher Erfahrungen.“

    In Brensbach will er jetzt erst einmal schauen und hören, was die Menschen beschäftigt, welche Bedürfnisse und Sehnsüchte es gibt. Trotz der Vakanz habe die Kirchengemeinde viel gestemmt – sie habe die Pfarrhaus-Sanierung in Angriff genommen, eine alternative Gottesdienstform eingeführt, den Kindergottesdienst und das Frauenfrühstück wiederbelebt und sei musikalisch sehr agil. „Wir fühlen uns wohl und freuen uns darauf, die Menschen kennenzulernen.“

    Pfarrer Matthias Kraft wird am Sonntag, 1. März, 14 Uhr, in der evangelischen Kirche in Brensbach eingeführt. An dem Gottesdienst ist unter anderem Dekan Joachim Meyer beteiligt.

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