Dekanat Vorderer Odenwald

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    Denkanstoß

    Nicht das Paradies, nur eine Umkehr in die Zukunft wird uns retten

    Dekanat Vorderer Odenwald

    Margit Binz, Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald, macht sich in ihrem Denkanstoß Gedanken darüber, wie eine Umkehr in eine lebenswerte Zukunft aussehen könnte.

    „Ich will ins Paradies auswandern!“ habe ich kürzlich im Gespräch gesagt, und mein Gesprächspartner fragte: „Muss ich mir jetzt Sorgen um Dich machen?“ „Um mich nicht, aber um den Planeten“, war meine Antwort.

    Die Nachrichten sind deprimierend. Brennt der Regenwald am Amazonas noch? Der Torf in der Arktis und in Sibirien? Will ich, wollen Sie es wissen? Oder ist es viel zu traurig und bedrohlich? Was können wir schließlich dagegen tun?  

    Die Zukunft der Wälder hier ist auch ungewiss. Im Sommer bin ich mit Förstern durch den Wald gegangen, einmal im Fischbachtal, einmal in Sachsen. Hier Buchensterben aufmerksam gemacht, dort Sterben der Nadelbäume durch den Borkenkäfer. Alles war staubtrocken. Wo ich wohne, gab es innerhalb eines Jahres zweimal „Extremwetter“. Majestätische Buchen und Eichen, ganze Waldstücke knickten um und liegen wie Mikadostäbchen. Seitdem fahre ich durch eine Zone der Verwüstung zur Arbeit. Vielleicht verstärkt das mein Erschrecken vor der Klimakrise und der globalen Erhitzung. Und ich frage mich: Wie leben wir eigentlich damit?

    Wie trauern wir um unsere Mitgeschöpfe, die jetzt schon sterben? Um die Wälder, um die Insekten, Vögel, die anderen Tiere und – weit weg? – die Menschen, die Fluten, Bränden, Dürre zum Opfer fallen. Wie halten wir eine Zukunft aus, in der so viel Leben einfach ausgelöscht werden könnte und in der unsere Kinder leben müssen?

    Eine Antwort wäre: Wir verdrängen. Verdrängung ist ein mächtiger Abwehrmechanismus, der hilft, Bedrohliches auszublenden. Das kann überlebenswichtig sein, um das eigene Leben beieinander zu halten. Das kann lebensgefährlich sein, wenn es dazu führt, mit einem „weiter so“ in den Abgrund zu rasen. Das ist unsere Situation, und wir können nicht ins Paradies auswandern. Die Unschuld ist verloren. Wir sind verantwortlich. Wir können nur den Fuß vom Gas, das Steuer in die Hand nehmen und die Richtung ändern. Das gilt für uns als Einzelne, für unsere Gesellschaft und für Verantwortliche in der Politik, die Richtung ändern.

    Die biblischen Propheten inklusive Jesus nannten das „Umkehr“. Zur Umkehr gehört die schmerzliche Einsicht in geschehenes und drohendes Unheil. Zur Umkehr gehören Trauer und eine Veränderung der Geisteshaltung und des Handelns. Nach biblischem Verständnis werden durch Umkehr neue Beziehungen geschaffen, neue Beziehungen zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zu allen anderen Geschöpfen, mit denen wir die Erde teilen. Und diese neuen Beziehungen eröffnen eine neue, eine lebenswerte Zukunft. „Kehrt um, so werdet ihr leben“, heißt es beim Propheten Hesekiel (18,32).

    Und was wäre, wenn wir das täten und umkehrten in eine lebenswerte Zukunft? Das wäre möglich. Wir können miteinander Frieden suchen und mit der Natur. Wir können dafür sorgen, dass unsere Städte grün und kühl werden und unsere Dörfer und Wälder auch. Wir können langsamer reisen und mehr dabei sehen. Wir können weniger konsumieren und uns mehr und länger an dem, was wir haben, erfreuen. Wir können aufhören, „Verbraucher“ zu sein und gemeinsam eine andere Zukunft erschaffen, mit einer Welt, die wir unseren Kindern und Kindeskindern, noch grün und blau übergeben können. Es gibt viele, tolle Initiativen, die in diese Richtung gehen. Die Umkehr hat schon begonnen. Wir können dabei sein.


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