Dekanat Vorderer Odenwald

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    Denkanstoß

    Reine Symbolpolitik

    Dekanat Vorderer Odenwald

    Margit Binz, Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald, macht sich in ihrem Denkanstoß Gedanken darüber, was der Prophet Jesaja mit der Klimaaktivistin Greta Thunberg zu tun hat.

    Von Margit Binz

    Drei Jahre lang lief er nackt durch Jerusalem, so erzählt man vom Propheten Jesaja (Jes 20,2ff). Das tat er nicht etwa, weil er FKK so toll fand oder als Mode für alle etablieren wollte. Nein, das tat er, um die Konsequenzen einer Politik vor Augen zu führen, die in eine Katastrophe führen würde, in Krieg und Gefangenschaft. Und Gefangene wurden häufig nackt vorgeführt. Was Jesaja da machte, das nennt man eine prophetische Zeichenhandlung. Die Bibel ist voll davon, voller interessanter, skurriler und manchmal verstörender Zeichenhandlungen von rein symbolischem Wert.

    Pah – Symbolpolitik würden da manche heute sagen. Mit diesem Begriff wird ja derzeit vieles in Verruf gebracht, zum Beispiel: Greta Thunbergs Atlantiküberquerung, die „Fridays for Future“-Bewegung, das Ausrufen des Klimanotstandes, der Klimastreik. Reine Symbolpolitik! Das ändere gar nichts, schließlich könnten nicht alle mit einem Segelboot den Atlantik überqueren und die Segler seien schließlich eingeflogen. Ja, wen wundert’s? Die können nicht auf den Wolken fliegen und eine Lösung für unsere Mobilitätsprobleme ist das Segelboot halt auch noch nicht. Aber seit wann sind eigentlich 16-jährige Schüler*innen dafür verantwortlich, tragfähige politische Lösungen zu finden? Und was tun die Politiker*innen zur Erreichung der Klimaziele? Die „Fridays for Future“-Bewegung, Greta Thunberg und das Rezo-Video haben vielen die Augen dafür geöffnet, dass die Politiker*innen vielleicht doch nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden sollten. Um nicht weiter in die Katastrophe zu schlittern und den Klimawandel aufzuhalten, reicht es eben nicht, wenn jeder – so manch leierkastenartiges Gebet – bei sich selbst anfängt! Hier sind politische Lösungen gefragt, die dem Gemeinwohl dienen. Und wer hat die Macht und den Einfluss, diese Lösungen zu finden?

    Jesaja lief drei Jahre lang nackt durch Jerusalem, so heißt es. Er hatte nicht die Macht, den Krieg und die Deportation zu verhindern. Die Schüler*innen und die meisten, die sich dem Klimastreik anschließen, haben (noch) nicht die Macht, politische Entscheidungen zu treffen. Symbolpolitik ist die Macht der Machtlosen. Sie verdient Aufmerksamkeit und steht in guter biblischer Tradition. Und manchmal bewirkt sie doch etwas.

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